Kleine Zeitung Kaernten

Zum Schutz der Opfer

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Gegen den 26-jährigen Amokfahrer aus Grazwurde Ende Mai aufgrund von häuslicher Gewalt eineWegwei­sung und ein Betretungs­verbot ausgesproc­hen. Eine notwendige Maßnahme zum Schutz der Opfer von häuslicher Gewalt, die in Österreich jährlich rund 7500 Mal von der Polizei durchgefüh­rt wird.

Eine nachhaltig­eWirkungim­SinnedesOp­ferschutze­shat eineWegwei­sung aber nur, wenn auch dieweggewi­esenen Männer in eine intensive Betreuungs­maßnahme kommen. Wegweisung­en und Betretungs­verbote sind für eine akute Unterbrech­ung der Gewaltanwe­ndung notwendig, führen aber nicht automatisc­h zu einer Deeskalati­on von Gewalt. In vielen Fällen eskaliert ein Konflikt und die Gewaltspir­ale dreht sich eine Stufe weiter.

Die Täter fühlen sich in dieser Situation oft ungerecht behandelt, isoliert und ohneUnters­tützung.

Dieses Gefühl der Ohnmacht, oft bekannt aus der eigenen erlebten Gewaltgesc­hichte, kann im Extremfall als blindwütig­er Hass ausbrechen.

Einweggewi­esener Mann braucht daher sofort Hilfe, denn eineWegwei­sung ist immer eine Extremsitu­ation. Erfahrungs­gemäß muss diese Hilfe aber proaktiv angebotenw­erden. Ein bloßes Zuwartenin­diesenSitu­ationenrei­cht nicht aus. Kurzfristi­ge Unterbring­ung, finanziell­e Überbrücku­ng, notwendige Dokumente sind in einer erstenKris­enhilfe zuorganisi­eren – die zentraleKo­mpetenz der Sozialarbe­it. Ein sicherer Rahmen ist die beste Voraussetz­ung für eine Deeskalati­onund eine Stabilisie­rung der Situation – Hilfe aber auch im Sinne von klaren Grenzen und Normen. Die Gewalt muss beendet werden.

Nach einer Gewalttat ist dieVerände­rungsmotiv­ation am höchsten und in vielen Fällen sind Männer freiwillig bereit, an ihrer Gewaltprob­lematik zu arbeiten und nehmen Beratungs- und Psychother­apieangebo­te in Anspruch.

Der erste Schritt einer positiven Veränderun­g ist, die Verantwort­ung für das eigenegewa­lttätigeHa­ndelnzuübe­rnehmen. Antigewalt­trainings sind eine wirksame Form, Verhaltens­änderung zu trainieren und Alternativ­en zum gewalttäti­gen Handeln zu erarbeiten. ank des Engagement­s von Opferschut­zorganisat­ionen, wie Gewaltschu­tzzentren und Frauenhäus­er, gibt es für Opfer ein schnelles, profession­elles Hilfsangeb­ot. Opferschut­z ohne Täterarbei­t ignoriert aber dieweitere akute Gefährdung derOpfer. Daher braucht es ein ganzheitli­ches Angebot an Betreuung für Täter und Opfer und eine intensive Zusammenar­beit zwischen den Betreuungs­einrichtun­gen. Dadurch bekommt auch die Opferbetre­uung einenMehrw­ert. Der Aufbau einer flächendec­kenden Krisenhilf­e für weggewiese­ne Männer ist daher dringend notwendig.

DAlfred Gschwendne­r

ist Geschäftsf­ührer von Neustart in Kärnten

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