KÄRNTNER DES TAGES Lokal-Patriot in China
GeschäftsführerWalter Lampersberger aus Sachsenburg eröffnet Ende Juni mit dem „Tafelspitz“das erste österreichische Restaurant in Peking.
WOLFGANG LIU KUHN
Der Humor ist Walter Lampersberger nicht vergangen, auch wenn einige Wochen vor Eröffnung seines Restaurants „Tafelspitz“in Peking nicht alles rund läuft. Aber als Geschäftsführer des ersten österreichischen Gourmettempels in China leistet der Sachsenburger Pionierarbeit. Hier müssen noch Küchengeräte für westliche Kochkunst aufgetrieben werden, dort fehlt es an chinesischen Mitarbeitern, die den hohen Standards entsprechen: „Wir servieren nur gehobene österreichische Küche. Wo ,Tafelspitz‘ draufsteht, ist auch Österreich drinnen“, sagt der 36-Jährige mit markantem Kärntner Dialekt.
Langer Kampf
Dabei hat Lampersberger mit seinem Geschäftspartner Qu Haoxin und dem Gault-Millau-Küchenchef Alfred Krasser Geduld bewiesen. Aufsperren wollte das Trio im Ausländer-Viertel Sanlitun schon vor einem Jahr, nach langem Kampf um Konzessionen und Mietverträge: „Eine Woche vor Vertragsunterzeichnung sahen wir uns den Standort zufällig noch einmal an, um festzustellen, dass die Lüftungsanlage des Hochhauses mit zwei Meter Durchmesser mitten durchs Lokal führen würde.“Die neue Verzögerung dauerte fast ein Jahr: „Ich habe mich zeitweise nicht rasiert und die Eröffnung kaum noch erwähnt, weil es schon zu einem Running Gag in Peking geworden ist“, lacht der Kärntner.
Die Zeit wurde genutzt, etwa um den Bundespräsidenten beim Staatsbesuch mitWiener Schnitzel und Hirschragout zu verwöhnen. Nun bringt Lampersberger mit Kärntner Käsnudeln in Tomaten-Essence und Hirter Bier ein Stück Heimat nach China: „Ich vermisse die Berge und das klareWasser, aber mir gefällt das weltoffene Peking. Die Größe und kulturelleVielfalt einer Stadt mit 22 Millionen Einwohnern ist faszinierend, und nachdem Chinesen gesellig und kommunikativ sind, fühle ich mich hier wohl.“