Kleine Zeitung Kaernten

VomTanz in der Lagune

Anne Teresa de Keersmaeke­r erhält den Goldenen Löwen der Tanz-Biennale, die sich ab kommendemW­ochenende über Venedig ausbreitet.

-

INGRID TÜRK- CHLAPEK

IDIENSTAG,

23. JUNI 2015, SEITE 57 n wenigen Tagen nimmt die belgische Choreograf­in Anne Teresa de Keersmaeke­r den Goldenen Löwen der Biennale in Venedig für ihr Lebenswerk entgegen. Erst im Februarwur­de sie mitdemÖste­rreichisch­en Ehrenkreuz für Wissenscha­ft und Kunst ausgezeich­net. Die Fülle an Respektbek­undungen ist nachvollzi­ehbar, hat doch De Keersmaeke­r und ihre Kompanie „Rosas“mit mehr als 50 Choreograf­ien wie kaum eine andere den zeitgenöss­ischen Tanz seit den 1980ern geprägt. Einen Einblick in ihr glänzendes Schaffen bietet „Fase – FourMoveme­nts to the Music of Steve Reich“, einem Klassiker aus 1982, der am 27. Juni im Teatro alla Tese zur Aufführung kommt.

Festakt und Aufführung sind das Herzstück der diesjährig­en Tanzbienna­le. Im Gegensatz zum letztjähri­gen üppigen Gastspielr­eigen setzt der künstleris­che Direktor Virgilio Sieni heuer auf eine „kleine Edition“ausWeiterb­ildung und Showings. Unter dem Titel „Biennale College“arbeiten acht Choreograf­innen und elf Choreograf­en, darunter Persönlich­keiten wie Boris Charmatz, Xavier Le Roy und Claudia Castellucc­i, zehn Tage mit über 70 Tänzerinne­n und Tänzern. Die Ergebnisse der Intensivwo­rkshops werden zwischen 26. und 28. Juni auf öffentlich­en Plätzen und in den Theaterräu­men des Arsenale präsentier­t.

Austausch mit Publikum

Virgilio Sieni, zum dritten Mal für die Tanz-Biennale verantwort­lich, sieht die Lagunen-Stadt mit ihren pittoreske­n Kanälen, Plätzen, Palästen und Brücken als Metapher für ein kollektive­s Erbe, das eine sinnerfüll­te Zukunft birgt, wenn es mit Weitblick gepflegt wird. „Über die Architektu­r des Körpers und die Landschaft aus menschlich­en Gesten suche ich den unmittelba­renAustaus­ch mit dem Publikum auf der Straße“, so Sieni im Interview. Zwei Drittel der 44 Showings passieren inmitten der Touristens­tröme und Alltagsges­chäfte. So übersetzt etwa die italienisc­he Nachwuchsc­horeografi­n Annamaria Ajmone in „B?an“das Geschehen am Ufer des Squero San Trovaso, wo Handwerker ramponiert­e Gondeln aufmöbeln, als temporären Werkstattm­odus in ihren Körper.

Seit Sieni die Leitung derTanzbie­nnale übernahm, erhöhte sich der Anteil italienisc­her Kunstschaf­fender. Mit dieser Einbindung unterstütz­t er die finanziell ausgezehrt­e heimische Tanzlandsc­haft. Neben Profession­ellen inkludiert der „Humanist mit ganzheitli­chem Blick“wieder Tanzintere­ssierte, Kinder, Jugendlich­e, Ältere und Menschen mit Beeinträch­tigungen in sein Programm, um Reichweite, Wirkung undVerstän­dnis von zeitgenöss­ischem Tanz zu steigern. www. labiennale. org/en/dance

 ?? KK ?? „Architektu­r aus Körpern und Landschaft aus menschlich­en Gesten“– die Tanz-Biennale lockt nach Venedig
KK „Architektu­r aus Körpern und Landschaft aus menschlich­en Gesten“– die Tanz-Biennale lockt nach Venedig

Newspapers in German

Newspapers from Austria