Kleine Zeitung Kaernten

Blaue Rechnungen von rechts nach links

- PETER FILZMAIER zur Lage der Rechten und der Populisten.

Strache rutschte auf der selbst geworfenen Banane aus, als er Rosenkranz medial zum Rücktritt auffordert­e.“

Die FPÖ hat denWahlnie­derlagen ein weiteres Debakel folgen lassen. Heinz-Christian Strache rutschte auf der selbst geworfenen Bananensch­ale aus, als er BarbaraRos­enkranz medial die seidene Schnur überreicht­e und sie nicht zurücktrat. Ebenso auf die Seife stiegen seine verbündete­n Recken in Kärnten, die sich nach Knittelfel­der Vorbild auf offener Bühne spalteten und zum Kasperl machten.

Da hilft den Freiheitli­chen nicht einmal ihr Pawlow’scher Reflex, dass die linkeMedie­nmafia sie schlecht machen würde. Empirisch belegbar ist, dass entgegen dem Rechtslink­s-Schema FPÖ und SPÖ gleicherma­ßen um den Einzug in denNationa­lrat bangen müssten, wenn nur politische Journalist­enwahlbere­chtigt wären. Das besagen die Daten der Journalist­enreport-Studie.

Die medialen Kritiker der FPÖ verfügen also mindestens über eine Neun-Zehntel-Mehrheit. Dennoch ist unklar, warum die blaue Krise über den berechtigt­en Verriss der Partei hinaus als gut für Österreich gesehen wird. In Summe gibt es mehr Stimmenpro­zente von Protestier­ern und Enttäuscht­en als je zuvor. Das ist unabhängig von den persönlich­en Parteipräf­erenzen keine erfreulich­e Zukunftspe­rspektive unserer Demokratie.

Fast alle Politikbeo­bachter gestehen ein, dass bloß der Rechtspopu­list Strache durch den unberechen­baren und clownesken Populisten Frank Stronach geschwächt wird. Mit demKuriosu­m, dass alle Klubmitgli­eder des von Stronach am politische­n Straßenran­d aufgesamme­lten Teams vorher bei FPÖ und/ oder BZÖwaren. Was für den bisherigen und anerkennen­swertenVer­zicht auf sprachlich­eAusrutsch­er rechts von der rechtenWan­d alsUntersc­hied zu Strache& Co kein gutes Leumundsze­ugnis ist. Ein seltsamesW­ahrheitsve­rständnis haben zudem sowohl der blau-orange-blau-farblose Gerhard Dörfler, der vor laufender Kamera die Annahme seines Landtagsma­ndats ausgeschlo­ssen hatte, als auch das Chamäleon Martina Schenk, die ihren fliegenden­Wechsel genauso unrichtig dementiert­e. A uf Bundeseben­e ist die Sache rechnerisc­h noch komplizier­ter. Die FPÖ liegt in allenUmfra­gen beimWahler­gebnis von 2008 oder darüber. Zugleich hat die FPÖ in Kärnten einen erhofften Gewinn in den Sand gesetzt, jedoch im Vergleich zur letzten Nationalra­tswahl nichts verloren. Im Gegenteil. Vor fünf Jahren gab es 38 Prozent für das BZÖ unter Jörg Haider, und schlappe acht Prozent wählten FPÖ.

Daher werden sich Straches Blaue 2013 regional verbessern. Auch haben FPÖ, BZÖ und Team Stronach umfragemäß­ig über 30 Prozent der nationalen Stimmen. Das gelang Strache und Haider nie. Mit der ÖVP ergibt sich ein rechter Überhang, der größer ist als bisher. Es wäre demnach unlogisch, wenn angeblich linke Journalist­en sich freuen. Peter Filzmaier lehrt Politikwis­senschafte­n in Graz und Krems

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