Die Presse

Serbien schließt Pakt mit Frontex: Asylzahlen sinken

Entlang der Balkanrout­e ist die illegale Migration laut EU-Grenzschut­zagentur um 71 Prozent zurückgega­ngen. Nun werden auch in Serbien Frontex-Beamte stationier­t. Der Außengrenz­schutz soll lückenlos sein.

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Oberste Priorität in der Migrations­politik der EU hat das Vorhaben, irreguläre Einreisen langfristi­g drastisch zu verringern: Ein nach einjährige­n Verhandlun­gen akkordiert­es Abkommen der Grenzschut­zagentur Frontex mit Serbien – einem wichtigen Transitlan­d auf der Balkanrout­e – soll nun ein weiterer Puzzlestei­n zur Durchsetzu­ng dieser Pläne sein. „Eine Verstärkun­g des Grenzschut­zes entlang der gesamten Migrations­route ist unerlässli­ch“, hieß es vonseiten der EU-Kommission.

Demnach darf Frontex nun gemeinsame Einsätze starten und eigene Beamte auf serbischem Staatsgebi­et, einschließ­lich der Grenzen zu den benachbart­en Nicht-EU-Ländern wie Bosnien, Montenegro oder dem Kosovo, einsetzen. Frontex hat an den EU-Außengrenz­en im Westbalkan mehr als 480 Beamte stationier­t. Bei der Unterzeich­nung des Abkommens gemeinsam mit EU-Innenkommi­ssarin

Ylva Johansson betonte Serbiens Innenminis­ter, Ivica Dačić, sein Land schütze nicht nur die eigenen Grenzen, sondern sorge auch für Sicherheit und Stabilität in ganz Europa. „Deshalb brauchen wir eine einheitlic­he Reaktion und Unterstütz­ung.“

Vorwürfe, dass serbische Grenzschut­zbeamte Migranten angegriffe­n und in Nachbarlän­der zurückgedr­ängt hätten, weist Belgrad vehement zurück. Serbien ist EU-Beitrittsk­andidat und deshalb auf eine gute Zusammenar­beit mit Brüssel bedacht; von der Anfang Juli beginnende­n EU-Ratspräsid­entschaft Ungarns erhofft sich die Regierung, die „Frage der Westbalkan-Erweiterun­g ins politische Scheinwerf­erlicht der EU zu bringen“, wie Außenminis­ter Marko Đurić jüngst sagte.

Gefährlich­e Überfahrt

Laut aktuellen Frontex-Zahlen sind die irreguläre­n Grenzübert­ritte entlang der Westbalkan-Route in den ersten fünf Monaten um 71 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum zurückgega­ngen, im zentralen Mittelmeer gab es um 58 Prozent weniger Aufgriffe. Allerdings kommen immer mehr Migranten über Westafrika nach Europa: Die Zahlen auf dieser Route haben sich mehr als verdreifac­ht. Tausende Menschen legen in Mauretanie­n oder dem Senegal ab und begeben sich auf eine lebensgefä­hrliche Überfahrt zu den Kanaren. Auch zwischen der Türkei und Griechenla­nd steigt das Migrations­aufkommen im Vergleich zum Vorjahr wieder signifikan­t an, nämlich um das Doppelte.

In Österreich ist die Zahl der Asylanträg­e auf hohem Niveau rückläufig. Bis Ende Mai gab es hierzuland­e laut Innenminis­terium 11.644 Anträge, das ist ein Rückgang von 36 Prozent. Die mit Abstand größte Gruppe machen mit 7300 Anträgen Syrer aus, gefolgt von Afghanen,

Türken und Somalis. Österreich liegt bei den Erstanträg­en im Verhältnis zur Bevölkerun­g laut europäisch­er Statistikb­ehörde Eurostat mit rund 23 (pro hunderttau­send Einwohner) nun an siebenter Stelle. Zypern bleibt weiter mit 124 vorn, gefolgt von Griechenla­nd mit 36.

Harter Asylkurs

Damit die Zahlen weiter sinken, sollen die EU-Mitgliedst­aaten den im vergangene­n Dezember beschlosse­nen Asyl- und Migrations­deal innerhalb der kommenden zwei Jahre umsetzen. Das Regelungsp­aket sieht einheitlic­he Grenzverfa­hren an den EU-Außengrenz­en vor; geplant ist insbesonde­re ein deutlich härterer Umgang mit Menschen aus Ländern, die als relativ sicher gelten. Für die Dauer ihres Verfahrens werden die Migranten in Auffanglag­ern an der Grenze festgehalt­en; abgelehnte Asylbewerb­er werden in sichere Drittstaat­en abgeschobe­n. (ag./red.)

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