„Rausgehen, dann wird man sichtbar“
Alexander Kraus war Personalchef bei G4S, ehe er im März Managing Director wurde. Ein eher ungewöhnlicher Karriereschritt, der nicht von ungefähr kommt.
Das Sicherheitsbedürfnis sei eines, das seit jeher in uns Menschen stecke, sagt Alexander Kraus. Entsprechend gefragt seien Unternehmen wie seines, sagt der Managing Director für Österreich bei G4S. Entsprechend umkämpft sei auch der Markt – trotz der enormen Bandbreite an möglichen Bedrohungsszenarien. Mit G4S, das vor zwei Jahren die Zentrale von Wien nach Klagenfurt verlegt hat, konzentriert er sich unter anderem auf Personenund Objektschutz: Das beginne bei Rezeptionsdiensten – oft nicht nur erster Kontaktpunkt, sondern auch erste Sicherheitsbarriere – und gehe über Botschafts- und Flughafensicherheitsdienste, Betriebsfeuerwehr im Theater bis hin zu verdecktem bewaffneten Personenschutz. In vielen Fällen gepaart mit Einsatz von technischen Hilfsmitteln.
Qualität sei auch in diesem Segment das Unterscheidungsmerkmal. „Qualität steht und fällt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“Hoch sei daher der Aufwand im Recruiting samt Screening und Zuverlässigkeitsüberprüfung. Es muss treffsicher sein und extrem schnell gehen, weil Interessenten sonst abgeschreckt werden. Und, sagt Kraus, der auf eine Karriere im Personalwesen zurückblickt: „Fluktuation ist nicht nur teuer, sondern sie kostet meist auch Qualität.“Insgesamt sei die Fluktuation in seiner Branche höher als in anderen – speziell innerhalb des ersten Jahres. Das hänge stark mit den Erwartungen an die Dienstzeiten zusammen, die nicht immer mit der privaten Situation kompatibel sind, Stichwort Nacht- und Wochenenddienst, oder mit denen an das Gehalt. Und: „Manchmal wird unterschätzt, was die Arbeit im Alltag bedeutet.“Etwa wenn es im Wachdienst zu kritischen Situationen kommt, selbst wenn man trainiert wurde. Und dann spiele die Erreichbarkeit der Arbeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Nahe am Geschäft sein
Kraus’ jüngster Karriereschritt ist eher außergewöhnlich. Im gleichen Unternehmen vom HR-Chef zum Managing Director zu avancieren, gelingt nur wenigen – auch wenn viele Unternehmen für sich in Anspruch nehmen, ein People’s Business zu sein. Er habe Glück gehabt, übt sich Kraus in Understatement, und einen Vorgänger, der ihn „von Tag eins an gefördert hat. Er hat mich in viele Themen eingebunden, die abseits des klassischen HR-Spektrums anfallen.“Das habe ihm geholfen, denn letztlich, sagt Kraus, „sind die Zahlen immer primär“. Das empfiehlt er auch anderen HR-Verantwortlichen für ihren Karrierepfad: „Rausgehen, nahe am Geschäft sein und Verantwortung übernehmen, dann wird man sichtbar.“Manchmal brauche es Türöffner, „aber durch die Tür muss man schon selber gehen“.
Er verabscheue Stellenbeschreibungen, die dazu führten, dass man sich gegenseitig erkläre, „wer was nicht macht und wofür jemand nicht zuständig ist“. Es sei wichtig, Menschen zueinander zu bringen, die gemeinsam an einem Ziel, einem Auftrag arbeiten – über Abteilungsgrenzen hinweg. Das wiederum brauche Führungskräfte, die so einen Zugang nicht nur ermöglichen, sondern auch vorleben.
Die sprachliche Barriere könne man mit Kursen ganz gut überwinden, sagt Kraus, ebenso unterschiedliche Werte und unterschiedliches Verständnis, welches Verhalten toleriert werden kann. Dafür gebe es ein 16-stündiges Training – eine Voraussetzung für den Einsatz, auf die man sich mit den fünf führenden Marktbegleitern geeinigt habe – und die ÖZS-Zertifizierung für Sicherheitsdienstleistungen. Allerdings bemängelt er, dass es, anders als in anderen Ländern, in Österreich keine verpflichtende Ausbildung für Sicherheitspersonal gebe.
Individualität ist fordernd
Die größere Herausforderung in der Führung sei „die Individualität – unabhängig von Sprache, Geschlecht, sexueller Orientierung oder kultureller Prägung“. Es gebe das Bedürfnis, im Job einen Purpose, einen Sinn zu erleben. „Der ist für jede und jeden ein bisschen anders. Da gilt es als Führungskraft zu differenzieren: Was braucht die einzelne Person an Befriedigung der eigenen Motive?“Bei einem relativ starren Geschäftsmodell verlange das Kreativität.