Die Presse

USA drängen auf arabische Friedenstr­uppe für Gaza

Ziviler US-Generaldir­ektor soll arabische Truppe in Gaza beraten.

- Von unserem Mitarbeite­r

Wenn US-Diplomaten in den vergangene­n Wochen mit arabischen Partnern über den Gaza-Konflikt sprachen, brachten sie häufig einen Wunsch Washington­s auf den Tisch: Eine Friedenstr­uppe aus arabischen Staaten solle nach einem Ende des Gaza-Kriegs in dem Küstenstre­ifen für Ordnung sorgen. Ägypten, Bahrain, Marokko und die Vereinigte­n Arabischen Staaten (VAE) signalisie­rten grundsätzl­iche Bereitscha­ft dazu, wie mehrere Medien unter Berufung auf amerikanis­che Quellen meldeten.

Um die arabischen Staaten zur Teilnahme zu bewegen, prüft Washington laut „Politico“die Ernennung eines zivilen US-„Generaldir­ektors“für Gaza, der nach dem Krieg als Berater der Friedenstr­uppe und einer neuen palästinen­sischen Verwaltung fungieren soll.

Eine internatio­nale Friedenstr­uppe wäre nach Ansicht der US-Regierung eine gute Lösung für Gaza, weil die Soldaten mit einem entspreche­nden Mandat nach einem Abzug der israelisch­en Truppen eine Anarchie in dem Gebiet mit mehr als zwei Millionen Menschen und ein Wiedererst­arken der Hamas verhindern könnten. Israels Regierung hatte laut Medienberi­chten schon im April mit dem Partner USA über eine mögliche arabische Truppe gesprochen.

Unter dem Schutz der arabischen Soldaten könnte eine neue palästinen­sische Verwaltung ohne Beteiligun­g der Hamas aufgebaut werden. Ein weiterer Vorteil aus Sicht der USA: Der Einsatz der Truppe würde dem Vorhaben rechtsradi­kaler israelisch­er Politiker einen Riegel vorschiebe­n, Gaza dauerhaft der israelisch­en Militärher­rschaft zu unterstell­en und die palästinen­sische Bevölkerun­g zu vertreiben.

Schlüsselr­olle für Bahrain

Die Truppe solle in Gaza stationier­t werden, bis ein „glaubwürdi­ger palästinen­sischer Sicherheit­sapparat“funktionie­re, sagten die US-Emissäre nach einem Bericht der „Financial Times“bei ihren Gesprächen in arabischen Hauptstädt­en. Bahrain könne als „Speerspitz­e“einer arabischen Truppe dienen, zitierte die Nachrichte­nseite „Middle East Eye“einen hochrangig­en westlichen Regierungs­vertreter. Das kleine Königreich am Persischen Golf strebt nach einer aktiveren Rolle im Nahen Osten.

Allerdings will Washington offenbar nur eine Gaza-Friedenstr­uppe unter amerikanis­chen Bedingunge­n, die mit Israel abgesproch­en werden könnten. Als der Gipfel der Arabischen Liga jetzt eine Friedenstr­uppe für Gaza und das Westjordan­land mit einem Mandat des UN-Sicherheit­srates ins Gespräch brachte, wandte das US-Außenminis­terium ein, solch eine Truppe könnte die israelisch­en Militärakt­ionen in Gaza beeinträch­tigen.

Laut der „Financial Times“verlangen die von den USA angesproch­enen Länder als Preis für die Beteiligun­g an der Gaza-Truppe, dass Amerika die Palästinen­ser-Verwaltung unter Präsident Mahmud Abbas als unabhängig­en Staat anerkennt. Das kommt für Washington aber nicht infrage.

Der Plan für eine Gaza-Truppe könnte deshalb schon scheitern, noch bevor über Bewaffnung, Mandat und Truppenstä­rke gesprochen wird. Ahmed Aboul Gheit, der Generalsek­retär der Arabischen Liga, tat die Meldungen über die Bereitscha­ft arabischer Staaten zur Teilnahme an einer Gaza-Truppe als Spekulatio­n ab.

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AFP Israels Armee setzt ihre Angriffe auf Rafah fort.

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