Die Presse

Kehlmann und der „schlimme Omri Boehm“im Volkstheat­er

Am Montag begann ein Abend über Immanuel Kant im Volkstheat­er mit „Vorerkläru­ngen“zur aktuellen Debatte.

- VON ALMUTH SPIEGLER

„Es gibt Zeiten, in denen selbst ein Gespräch über Kant ein schwierige­s Verfangen ist“, begann Ludger Hagedorn vom Institut für die Wissenscha­ften vom Menschen (IWM) den Montagaben­d im Volkstheat­er. Auf der Bühne neben dem Moderator saßen der Schriftste­ller Daniel Kehlmann und der deutsch-israelisch­e Philosoph Omri Boehm, es sollte um ihr Kant-Buch „Der bestirnte Himmel über mir“gehen.

Der Veranstalt­er IWM fühlte sich aus aktuellem Anlass bemüßigt, den Abend mit „Vorerkläru­ngen“zur Kritik an Boehms bevorstehe­nder „Rede an Europa“am Judenplatz (Dienstagab­end) zu beginnen. Vor allem den Vorwurf des Antisemiti­smus an Boehm sehe man als IWM als „unbegründe­t“. Boehm sei ein „philosophi­scher Universali­st“, der für die Gleichheit aller Menschen eintrete.

Auch Boehms Freund Kehlmann sprang ihm daraufhin zur Seite: Ihm als Österreich­er sei dazu der verstorben­e ORF-Intendant Gerd Bacher eingefalle­n, der gesagt habe, in Österreich würde alles immer zur Katastroph­e oder zur reinen Lächerlich­keit. Er fühle sich der Israelitis­chen

Kultusgeme­inde (IKG) eigentlich verbunden, sie habe ihm sogar einmal einen Preis verliehen, in diesem Fall aber nicht. Vor allem, weil niemand wirklich sage, was man diesem „argen Omri Boehm“denn eigentlich vorwerfe. Außer, dass er „sehr schlimm“sei.

„Geistlose Cancel Culture“

So wüsste auch die Erste-Bank-Stiftung, die sich laut Kehlmann auf Interventi­on der IKG zurückgezo­gen habe, nicht genau zu sagen, warum sie das eigentlich getan habe. Er sei zwar aus Deutschlan­d derartige Diskussion­en gewöhnt. Aber: „In Deutschlan­d ist es wenigstens Standard, dass man sich aus dem Werk (des Kritisiert­en, Anm.) etwas herauszieh­t.“Wozu man sich hier die Mühe nicht einmal gemacht habe. „So geistlos muss nicht einmal Cancel Culture sein“, so Kehlmann.

Es hatte allerdings konkret formuliert­e Kritik an Boehm gegeben, etwa zu seiner Verwendung des Begriffs Apartheid in Bezug auf Israel. Worauf nicht eingegange­n wurde. „Let’s talk about Kant“, schloss Hagedorn die kurze aktuelle Runde. Und das taten die drei Herren dann auch ausführlic­h.

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