Wien setzt auf intermodale Transporte
Der kombinierte Verkehr spart beim Warentransport bis zu 90 Prozent CO2Emissionen. Die WK Wien bietet für KMU Hilfe beim Umstieg auf diese Lösung.
Der intermodale Verkehr – die Kombination von Straße, Schiene und Wasserwegen – stellt die umweltfreundlichste Art des Warentransportes dar. Aber für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die meist über keine eigenen Logistikspezialisten verfügen, ist es gar nicht so einfach, dafür die richtige Lösung zu finden. Daher hat die Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Wien das Projekt KMU goes Intermodal ins Leben gerufen. Es soll Unternehmen helfen, in den intermodalen Verkehr einzusteigen.
Logistik-Coaching für KMU
Ein zentraler Punkt dieses Projektes ist das Förderprogramm Intermodal-Coaching: Logistikexperten der WK Wien entschlüsseln gemeinsam mit interessierten Unternehmen deren Potenziale für kombinierten Verkehr und erstellen konkrete Konzepte dafür. Dabei werden individuelle Details eines Unternehmens wie Gefäßarten, Menge oder Frequenz berücksichtigt und Kosten-Nutzen-Vergleiche erstellt. Anmeldungen für diese Serviceleistungen sind noch möglich (siehe Info-Kasten).
„Viele Unternehmen wollen in den intermodalen Verkehr einsteigen, haben aber nie zuvor mit Schienengüterverkehr zu tun gehabt und wissen nicht, wo und wie sie beginnen sollen“, weiß Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der WK Wien. Für Sertic ist der intermodale Verkehr „ein Lösungsbaustein, um einerseits die Verringerung der Umweltbelastungen im Güterverkehr zu erreichen und anderseits die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes zu sichern und zu stärken“.
Auch für die Industrie gewinnt die Kombination von Straße, Schiene und wenn möglich Wasser immer stärker an Bedeutung: „Bei den großen Mengen an Gütern, die Industriebetriebe herstellen, ist intermodaler Verkehr ein wichtiges Mittel, um Klimaschutz und wirtschaftlichen Erfolg zu vereinen“, sagt Stefan Ehrlich-Adám, Spartenobmann Industrie in der WK Wien. Als eine beispielshafte Lösung nennt er das im Wiener Hafen realisierte Verladesystem von Helrom, das mit innovativer Technik das Verladen von Gütern auf Schiene einfach und damit effizient ermöglicht.
Ziel des intermodalen Verkehrs sei es, Waren mittels Lkw von Umschlagterminals in der Region aus zu verteilen, anstatt sie tagelang quer durch Europa zu transportieren, erläutert Sertic: „Das spart einerseits CO2-Emissionen und reduziert zeitraubende Staus, andererseits werden Lkw-Fahrer entlastet.“Ihnen bleibe mehr Zeit für das Familienleben. Das wiederum erhöhe die Attraktivität des Berufes und mache es Unternehmen leichter, in Zeiten des Fachkräftemangels neue Lkw-Fahrer zu finden. Letztlich profitieren auch kleine und mittelständische Unternehmen durch die Kombination aus Straße und Schiene: „Sie können dank intermodalem Verkehr ihren Vor- und Nachlauf effizienter gestalten“, argumentiert der Spartenobmann.
Derzeit liegt der Schienenanteil im heimischen Güterverkehr bei 28 Prozent. Das ist zwar deutlich mehr als der EU-Schnitt von 17 Prozent, laut dem Masterplan Güterverkehr soll dieser Wert aber bis 2040 auf 34 bis 40 Prozent gesteigert werden. Wichtige Voraussetzung wäre ein einheitliches, effizienteres und moderneres europäisches Bahnsystem. Derzeit ist Europas Bahn ein Fleckerlteppich mit unterschiedlichen nationalen Systemen, Regelungen und Vorschriften. Das führt oft zu Verzögerungen.
Studie belegt Potenzial
Welches Potenzial der kombinierte Verkehr zur Reduzierung der CO2Emissionen hat, dokumentiert eine Studie, die Econsult im Auftrag der WK Wien erstellt hat. Dabei zeigte sich, dass pro Lkw-Ladung im kombinierten Verkehr mehr als 90 Prozent CO2 eingespart werden. Mit Zero-Emission-Lkw wäre eine fast vollständige Dekarbonisierung der Lieferkette möglich.