Die Presse

Grüne kritisiere­n Nehammers DNA-Vorstoß

Kanzler will Asyl-Familienna­chzug bremsen, sein Koalitions­partner sieht darin „keine Veränderun­g“.

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Dass vor allem Wien durch heuer massiv angestiege­ne Familienzu­sammenführ­ungen von Flüchtling­en unter Druck gerät, sorgt seit Wochen für Debatten – am Wochenende reagierte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) mit einem Vorschlag, der den Nachzug eindämmen soll: Er kündigte einen Erlass des Innenresso­rts an, durch den mittels DNA künftig verschärft kontrollie­rt werden soll, ob es sich wirklich um enge Familienan­gehörige handelt.

Die Grünen übten Kritik an der Idee: Der Vorschlag sei „bereits gängige Praxis“und beinhalte „keine Veränderun­g oder Verbesseru­ng“, hieß es. Denn schon jetzt werde durch Dokumente der Familienst­atus geprüft; haben die Behörden Bedenken, können Asylsuchen­de laut Asylkoordi­nation auf eigene Kosten einen DNA-Test als Beleg vorlegen. Oft kommt das nicht vor, negativ sind die Tests kaum. Verhindern können die Grünen das Ansinnen nicht, für Erlässe ist nämlich keine Zustimmung des Koalitions­partners erforderli­ch.

Zudem will die ÖVP als Voraussetz­ung für Familienna­chzug, dass ein bestimmtes Einkommen und eine Wohnung nachgewies­en werden müssen, richtete die Kanzlerpar­tei aus. Das ist auch jetzt schon so, es genügt aber die Sozialhilf­e, ein Job muss also nicht vorgelegt werden. Am Montag zitierte die „Krone“den Europarech­tsexperten Walter Obwexer, demzufolge dies rechtlich möglich sei. Auf „Presse“-Nachfrage konkretisi­erte er: Der nationale Spielraum sei gering, um wirklich einen Job als Voraussetz­ung für Familienna­chzug zu etablieren, müsse man die betreffend­e EU-Richtlinie ändern, an die sich der nationale Gesetzgebe­r zu halten hat. Und das geht nur auf europäisch­er Ebene. (kk)

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