Springt die Apple-Aktie zu Recht so hoch?
Der iPhone-Hersteller hat ein gigantisches Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Die Quartalszahlen waren aber eher mau.
Die Zahlenvorlage von Apple am Donnerstagabend weckte Erinnerungen an jene von Tesla eine Woche zuvor: Ein einst wachstumsstarkes Technologieunternehmen präsentiert maue Zahlen, doch die Aktie schnellt trotzdem hoch, weil die Aktionäre Schlimmeres erwartet haben.
Apple hat im ersten Quartal einen Umsatz von 90,75 Milliarden Dollar erzielt. Ein Jahr zuvor waren es noch 94,8 Mrd. Dollar gewesen. Der operative Gewinn fiel von 28,3 auf 27,9 Mrd. Dollar, der Nettogewinn von 24,2 auf 23,6 Milliarden. Das Ergebnis je Aktie lag mit 1,53 Dollar aber über den Erwartungen. Auch beim Umsatz hatten die Analysten einen noch größeren Rückgang erwartet. Apple ist neben Tesla eine von zwei Magnificent-Seven-Aktien (sieben Technologieaktien, die im Vorjahr die Indizes in die Höhe getrieben haben), die heuer im Minus liegen. Ein Grund dürfte die Tatsache sein, dass Apple schon lang kein „New Big Thing“mehr hervorgebracht hat wie das iPhone im Jahr 2007; die Datenbrille Apple Vision Pro dürfte vorerst kein einschneidender Erfolg gewesen sein. Ein anderer ist das schwache Wachstum in Kerngeschäft.
Weniger iPhone-Umsatz
Umsatzrückgänge gab es beim iPhone, das aber noch immer etwas mehr als die Hälfte zum Erlös beiträgt, beim iPad und bei den Accessoires und Wearables, zu denen etwa die Apple Watch gehört. Ein Plus gab es bei Mac-Computern und bei Services: Die Dienstleistungssparte, zu der etwa das Streaminggeschäft Apple TV+ oder der Musikdienst Apple Music zählen, wuchs von 20,9 Mrd. auf 23,9 Mrd. Dollar. Innerhalb der Regionen ging das Geschäft in Amerika, China, Japan und dem restlichen Asien zurück, nur in Europa gab es ein kleines Plus. Doch auch in China hatten Analysten im Vorfeld einen schlimmeren Rückgang erwartet. Zudem sagte Firmenchef Tim Cook, dass der iPhone-Absatz in China gestiegen sei.
Was bei den Anlegern gut ankam, war die Ankündigung eines Aktienrückkaufs in der Höhe von 110 Milliarden Dollar – so hoch wie nie zuvor in der Geschichte des Unternehmens. Aktienrückkäufe haben für gewöhnlich positive Folgen für den Kurs, da der Anteil jeder einzelnen noch im Umlauf befindlichen Aktie dann steigt. Ein Gutteil von Apples Kursanstiegen in den vergangenen Jahren ist auf umfangreiche Aktienrückkäufe zurückzuführen. Apple zahlt auch eine Dividende, doch Rückkäufe sind steuerlich günstiger für die Aktionäre. Die Aktie stieg nach der Ankündigung um sechs Prozent.
Bald wieder Wachstum?
Apple-Chef Cook gab sich optimistisch: Im laufenden Quartal soll der Umsatz im einstelligen Prozentbereich wachsen. Und bald sollen neue Funktionen mit künstlicher Intelligenz auf den Markt kommen. In den nächsten Wochen will das Unternehmen Details bekanntgeben. In Sachen künstliche Intelligenz hinkte Apple zuletzt anderen Techkonzernen wie Microsoft und Google hinterher.
Analysten empfehlen die Aktie mehrheitlich zum Kauf, die jüngsten Zahlen sorgten aber nicht nur für Begeisterung. Die UBS bleibt bei ihrer neutralen Einstufung. Angesichts der schwachen Branchendaten vom chinesischen Smartphone-Markt und der negativen Anlegerstimmung seien die Erwartungen niedrig gewesen und nun leicht übertroffen worden. Allerdings rechne man nach einer kurzen Erleichterung mit einer Seitwärtsbewegung der Aktie. Denn für das iPhone 16 zeichne sich ein ähnlicher Absatztrend ab wie für das Vorgängermodell. Die Konsensschätzung für den Gewinn je Aktie 2025 erscheine vor diesem Hintergrund zu optimistisch und die Aktie hoch bewertet.
Langfristig ist Apple dennoch eine der erfolgreichsten Börsenstorys. Allein seit der Einführung des iPhones 2007 hat der Aktienkurs um durchschnittlich 26 Prozent pro Jahr zugelegt, wie Bloomberg-Daten zeigen.
In dieser Zeit hat Apple auch mehrere tiefe Rücksetzer um 30 Prozent oder mehr erlebt, etwa im Schlussquartal 2018, im Coronajahr 2020 oder im von Zinserhöhungen geprägten Jahr 2022. Danach hat die Aktie stets wieder ein neues Rekordhoch erreicht. Mit einem Börsenwert von 2,7 Billionen Dollar ist Apple das nach Microsoft zweitgrößte Unternehmen der Welt.