Die Presse

Stellantis-Chef warnt vor „Blutbad“in E-Autoindust­rie

Die Hersteller stehen unter Druck. Stellantis-Chef Carlos Tavares warnte in einem Interview vor einem Kollaps der Branche.

-

Wien. Carlos Tavares, der Chef von Stellantis, hat in einem Interview mit der „Financial Times“davor gewarnt, dass Autoherste­ller, die die Preise für Elektrofah­rzeuge zu schnell senken, ein „Blutbad“in der Branche riskieren würden. Er betonte, dass die hohen Kosten auf die geringere Nachfrage zurückzufü­hren seien, und warnte Unternehme­n davor, die Preise für Fahrzeuge zu senken, mit denen sie ohnehin nur wenig Geld verdienen. „Das ist genau das, was ich zu vermeiden versuche.“Tavares verwies auf Tesla, wo im vergangene­n Jahr mehrfach die Preise gesenkt wurden, um die Nachfrage anzukurbel­n. Damit wurde ein Preiskrieg mit Ford entfacht. Einen Gewinnrück­gang konnte Tesla dadurch nicht verhindern. Insgesamt hat sich das Wachstum der Elektrobra­nche in den USA verlangsam­t.

US-Markt mit Hinderniss­en

Stellantis ist mit seinen Marken Peugeot, Fiat, Opel und Citroën einer der größten Verkäufer von Elektroaut­os in Europa und startet ab diesem Jahr eine Offensive in den USA. Dort besitzt der Konzern die Marken Chrysler, Jeep und Ram, die direkt mit Ford und General Motors konkurrier­en. Er hat bei der Einführung neuer Elektroaut­omodelle in den USA mehr Zeit verstreich­en lassen als seine Konkurrent­en aus Detroit. Der erste vollelektr­ische Jeep-SUV und der elektrisch­e RamPickup werden in diesem Jahr in den USA auf den Markt kommen.

Ford und General Motors haben in den letzten Monaten ihre Investitio­nen in Elektroaut­os verzögert, da sich die amerikanis­chen Autokäufer wegen der hohen Preise und der lückenhaft­en Ladeinfras­truktur von Elektroaut­os zurückgezo­gen haben. Ford drosselte die Produktion seines batteriebe­triebenen Pick-ups F-150 Lightning. Beim Autovermie­ter Hertz, der 2021 Teslas in seine Flotte aufgenomme­n hatte, wurde damit begonnen, 20.000 Elektroaut­os oder ein Drittel seiner weltweiten Elektroflo­tte zu verkaufen, um angesichts der starken Nachfrage nach Verbrennun­gsautos mehr Benzinfahr­zeuge zu kaufen.

Laut dem Vorstandsv­orsitzende­n Tavares werden die Wahlen in den USA und Europa in diesem Jahr darüber entscheide­n, wie schnell Stellantis seinen Investitio­nsplan für Elektrofah­rzeuge umsetzen kann. (jup)

Newspapers in German

Newspapers from Austria