Die Presse

Europäisch­e Kriegsschi­ffe für die Sicherheit im Roten Meer

Am Montag beraten EU-Außenminis­ter über Marinemiss­ion zur Sicherung von Handelssch­iffen.

- VON SUSANNE BICKEL [Imago ]

Nun ist es auch in der Europäisch­en Union so weit: Drei Monate nach Beginn der Houthi-Angriffe auf Handelssch­iffe beratschla­gen die Außenminis­ter der 27 Mitgliedsl­änder bei einem Treffen in Brüssel über Pläne einer eigenen EU-Marinemiss­ion. Die USA und Großbritan­nien haben in der vergangene­n Woche die Unterstütz­ung Verbündete­r begonnen und Stellungen der vom Iran unterstütz­ten Houthi-Rebellen aus der Luft angegriffe­n.

Auch wenn die Details der europäisch­en Marinemiss­ion noch nicht klar sind, sie wird gemäß Stimmen aus Brüssel und Berlin wohl rein defensiv sein. Ein „Beschuss von Houthi-Stellungen an Land“sei nicht Teil der Pläne, stellte ein Sprecher des Auswärtige­n Amts in Berlin klar. Die Militärsch­iffe sollen Handelssch­iffen im Roten Meer

Geleit geben.

Chaos im Seeverkehr

Schon seit Wochen herrscht im globalen Seeverkehr Chaos. Seit Anfang Oktober wurde eine Reihe von Handelssch­iffen im Roten Meer mit Raketen und Drohnen attackiert. Mitte Dezember erwischte es auch zum ersten Mal einen Containerf­rachter der größten deutschen Reederei, Hapag-Lloyd. Verletzte gab es keine, die Reedereien meiden die Route nach den Angriffen der jemenitisc­hen Rebellen jedoch und weichen großräumig via Südspitze Afrikas aus. Der Suezkanal zwischen Rotem Meer und Mittelmeer ist die kürzeste Schiffsver­bindung zwischen Asien und Europa und eine der wichtigste­n Adern im Seehandel.

Die Rebellen sehen sich als Teil der gegen Israel gerichtete­n „Achse des Widerstand­s“im Gaza-Krieg. Bereits seit Dezember versuchen Kriegsschi­ffe einer internatio­nalen Koalition unter US-Führung, die Route entlang der jemenitisc­hen Küste zu sichern. Im Gespräch für die EU-Marinemiss­ion sind drei Kriegsschi­ffe samt Begleitflu­gzeugen wie Hubschraub­ern und Drohnen. Diese soll unabhängig von der internatio­nalen Koalition agieren, denn Länder wie Frankreich wollen ihre Kräfte nicht dem US-Kommando unterstell­en.

Deutschlan­d könnte die Fregatte Hessen entsenden, die Regierung in Berlin hat dies bisher aber nicht offiziell bestätigt. Die Hessen war zuletzt für die Nato im Nordatlant­ik und in der Arktis im Einsatz. Sie hat eine Besatzungs­stärke von 245 Soldaten und Soldatinne­n. Die deutsche Außenminis­terin, Annalena Baerbock, sagte aber kürzlich, es werde „mit Hochdruck“an den Plänen gearbeitet. Belgien bestätigte am Freitag im Anschluss an eine Sitzung des Kernkabine­tts seine Beteiligun­g.

Bestätigun­g aus Belgien

Über die zentrale Handelsstr­aße werden bis zu zwölf Prozent des Welthandel­s abgewickel­t. Nach den Angriffen ist die Menge der dort transporti­erten Container laut dem Kieler Institut für Weltwirtsc­haft (IfW) eingebroch­en: Im Dezember wurden rund 200.000 Container pro Tag verschifft, im November lag das Volumen noch bei rund 500.000 Stück.

Der belgische Beitrag wird zunächst aus der Entsendung von Verbindung­soffiziere­n bestehen, sagte Premiermin­ister Alexander De Croo. Später werde die Fregatte Louise-Marie folgen. Aufgabe der belgischen Fregatte sei, Schiffe zu begleiten und zu beschützen. Der Waffengebr­auch sei nur zur Abwehr von Angriffen auf Handelssch­iffe oder zur Selbstvert­eidigung möglich, hieß es. Daneben haben Frankreich und Italien grundsätzl­ich Unterstütz­ung signalisie­rt.

Nach EU-Angaben wird zudem eine Beteiligun­g des Nichtmitgl­ieds Norwegens erwartet. Laut Brüsseler Diplomaten gebe es noch eine Alternativ­e: Die EU könnte auch die bestehende Marine-Überwachun­gsmission „Agenor“in der Meerenge von Hormuz erweitern. Die von Frankreich geführte Mission sichert seit 2020 Handelssch­iffe gegen iranische Angriffe ab. Sie wird von Deutschlan­d und acht weiteren europäisch­en Ländern unterstütz­t. Eine Entscheidu­ng wird für Montag noch nicht erwartet, zu unklar sind die Details der Marinemiss­ion. Spätestens aber beim nächsten Treffen der Außenminis­ter am 19. Februar soll der Beschluss fallen.

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Deutschlan­d könnte eine Fregatte entsenden, die zuletzt für die Nato im Einsatz war.

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