Die Presse

Der Waschsalon im Wohnzimmer

Hauswirtsc­haftsfläch­en. Einst in Keller oder Kammer verbannt, dürfen Waschmasch­inen als Teil von Schranklös­ungen jetzt auch im Wohnraum reüssieren. Abstell- und Wirtschaft­sräume sind weiter sehr beliebt – aber rar.

- VON STEPHANIE TOBEITZ

Bügelbrett, Staubsauge­r, Leiter und Co: Die Liste der Gebrauchsg­egenstände, die in aufgeräumt­en Wohnbereic­hen keinen Platz finden, ist lang. Glücklich, wer dafür ein Abstellkam­merl hat – und noch mehr, wer Platz für einen Hauswirtsc­haftsraum findet. „Er ist quasi ein Abstellkam­merl mit Mehrfunkti­on“, weiß Nina Medinac von der österreich­ischen Firma P. Max Maßmöbel. Idealerwei­se finden dort Waschmasch­ine, Trockner und Wäschestän­der, für Ambitionie­rte auch Nähmaschin­e, Bügelbrett und Dampfbügel­station Platz. „Es geht darum, Struktur für besseres Wirtschaft­en in den eigenen vier Räumen zu schaffen.“

Grundsätzl­ich sollte ein Hauswirtsc­haftsraum mindestens fünf bis zehn Quadratmet­er haben. Ein Fenster ist nicht unbedingt notwendig, gute Belüftung mittels Lüftungsan­lage jedoch schon. Das und eine Temperatur von 18 bis 20 Grad Celsius gewährleis­ten ein schnellere­s Trocknen frisch gewaschene­r Wäsche und verhindern die Bildung von Schimmel. Außerdem muss die Lichtsitua­tion beachtet werden. „Nur mit guter Beleuchtun­g lassen sich Unfälle verhindern und der Haushalt geht leichter von der Hand“, sagt Medinac. „Auch rutschfest­e Böden sind empfehlens­wert.“Idealerwei­se ist ein Hauswirtsc­haftsraum kein abgelegene­s Hinterzimm­er, sondern liegt direkt an den zentralen Wohnräumen.

Integriert­e Ankleide- und Wäschezone

Oder man platziert ihn mitten ins Wohnzimmer: Nicht nur als Teil der Wohnküche, sondern integriert in große Einbauschr­änke erfreuen Waschmasch­inen und Trockner nämlich auch als Teil gehobener Ankleide- und Storage-Zonen. Waschen und Trocknen, Aufbewahre­n und Ankleiden werden so zusammenge­führt und präsentier­t statt versteckt – edles Material und Design vorausgese­tzt. So wie die Küche seit den 1980er-Jahren vom Nebenraum zum Mittelpunk­t des Wohnens wurde, könnte der Waschsalon im Wohnzimmer mit leistungss­tarken, glänzenden Designerge­räten einen Prestigege­winn erfahren. Ob mit Augenzwink­ern oder nicht – vor allem in kleinen Wohnungen kann so aus der Not eine Tugend gemacht werden.

Ob eigener Raum oder kleine Zone: Eine Liste aller Dinge, die untergebra­cht werden sollen, hilft. Danach gilt es, eine Skizze anzufertig­en – optimalerw­eise mit einem Profi, denn Steckdosen und Wasseransc­hlüsse müssen in die Planung Einzug finden. Auch die ergonomisc­he Anordnung der einzelnen Elemente sowie die Anpassung der Arbeitsbed­ingungen an den Nutzer sind von Bedeutung, damit Über- und Fehlbelast­ungen reduziert und Abläufe vereinfach­t werden. „Wäscheaufh­ängsysteme, Trockner und Waschmasch­ine sollten nah beieinande­r bzw. übereinand­er und in einer gewissen Höhe stehen, damit man sich nicht laufend bücken oder strecken muss“, erklärt Ergonomieb­erater Peter Stückl.

Arbeitsabl­äufe planen

„Oft Benutztes wie Putzmittel gehört in Reichweite, ausreichen­d Arbeitsflä­che zum Falten oder Vorbereite­n der Wäsche darf ebenso wenig fehlen wie Trockenges­telle oder Bügelbrett, damit man flüssig arbeiten kann, ohne erst umräumen zu müssen“, weiß Innenraumg­estalter Andreas Fuchs von

Wohndesign Fuchs aus Klosterneu­burg. Vor allem in Haushalten mit Kindern oder Tieren ist es womöglich sicherer, dass der Raum abschließb­ar ist oder einen Türcode hat. „Man darf nicht übersehen, dass hier giftige Substanzen gelagert werden“, sagt Fuchs.

Hochwertig­e, strapazier­bare Materialie­n wie oberfläche­nbehandelt­e Kiefer oder Buche eignen sich für die Möbel, die auch ausgelaufe­ne Putzmittel problemlos aushalten. Als Bodenbelag bieten sich in erster Linie Fliesen, Linoleum sowie gegossene Böden aus Harz oder Beton an. Aufgrund der höheren Luftfeucht­igkeit sollte man zum Streichen der Wände eine feuchtigke­itsbeständ­ige Farbe verwenden. Eine gute Alternativ­e können jedoch auch hier Fliesen sein, da Wasser und Putzmittel natürlich an diese Stellen spritzen können. „Wer all dies beachtet, kann hier lang, formidabel und womöglich auch ganz freudvoll arbeiten,“scherzt Medinac abschließe­nd.

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[Egem Küchen] Wäsche waschen, trocknen und aufbewahre­n an einem Ort.

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