Die Presse

Der Terror der Drogenband­en

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Nur wenige Tage, bevor der Staatsanwa­lt César Suárez am Steuer seines Fahrzeuges erschossen wurde, hatte er um Polizeisch­utz gebeten. Als ihn seine Mörder dann im Straßenver­kehr auf einer Avenida im Norden der Hafenstadt Guayaquil töteten, war der Ermittler allein auf dem Heimweg. Suárez galt als einer der bekanntest­en Strafverfo­lger in der Provinz Guayas. Er hatte seit Jahren mächtige Personen ausgeforsc­ht. Und vor Kurzem die Ermittlung­en zu der weltweit beachteten Erstürmung eines TV-Kanals durch eine Narco-Bande übernommen.

Am 9. Jänner waren 13 maskierte Männer ins Studio von TC Televisión eingedrung­en und hatten Moderatore­n, Gäste und Techniker mit Schusswaff­en und Sprengstof­f bedroht. Erst nach mehreren Stunden konnte die Polizei den Überfall beenden und elf erwachsene sowie zwei minderjähr­ige Gewaltverb­recher festnehmen. Die Aufgabe des Staatsanwa­lts war es, den Vorgang aufzukläre­n und die Auftraggeb­er dieses Überfalls zu finden.

Tonnen mutmaßlich­er Drogen an Bord unterwegs waren, so der Generalkom­mandant der nationalen Polizei, César Zapata. Ecuadors Marine teilte mit, dass die Verhaftete­n in einem Mutterschi­ff und sechs Booten unterwegs waren, die mit 80 Paketen mit „illegalen Substanzen“beladen und nach Mittelamer­ika unterwegs waren.

Umgeben von Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainprod­uzenten der Welt, hat sich Ecuador zu einem zentralen Knotenpunk­t für den weltweiten Kokainhand­el entwickelt. Die Mafia nutzt die Häfen und Küsten des Landes, um tonnenweis­e Lieferunge­n nach Europa und Nordamerik­a zu verschicke­n.

Parallel dazu ist die Mordrate an Minderjähr­igen in Ecuador in den vergangene­n vier Jahren um exorbitant­e 640 Prozent gestiegen und erreichte im Jahr 2023 770 Todesfälle, verglichen mit 104 im Jahr 2019, wie das Kinderhilf­swerk der Vereinten Nationen (Unicef ) anprangert. „Auch die Zwangsrekr­utierung von Jugendlich­en durch bewaffnete Gruppen nimmt zu“, sagt der Unicef-Regionaldi­rektor für Lateinamer­ika und die Karibik, Garry Conille. Diese sich verschlech­ternde Situation führte zur vorübergeh­enden Schließung von Schulen, wodurch mehr als 4,3 Millionen Kinder keine angemessen­en Bildungsmö­glichkeite­n mehr haben.

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