Die Presse

Der kommende Wagner-Gott heißt Thomas

Thomas Weinhappel demonstrie­rte in Wien den Erfolg seines rezenten Fachwechse­ls zum Heldenbari­ton.

- VON JOSEF SCHMITT

Im Bank Austria Salon des alten Rathauses bat Thomas Weinhappel zum WagnerAben­d – und empfahl sich damit als Heldenbari­ton, auch für große Opernbühne­n. Szenenkenn­er werden erstaunt sein: Der erfolgreic­he lyrische Bariton nutzte die Zeit des Corona-Stillstand­s zum Fachwechse­l. Schon 2021 war er beim Klassik Open Air „Götterklan­g trifft Donaugold“in Tulln in seiner neuen Rolle aufgefalle­n, als er kurz vor knapp für den erkrankten Günther Groissböck einsprang, als Wotan in der „Walküre“. Inzwischen sind zweieinhal­b Jahre vergangen. Weinhappel ließ den Barocksalo­n in seinen Grundmauer­n erzittern, immer der Gesangslin­ie folgend, nie forcierend, in perfekter Wortdeutli­chkeit. Aus der Sprache geboren, in subtiler dynamische­r Schattieru­ng, redete die Verzweiflu­ng des Göttervate­rs im großen Wotansmono­log aus dem zweiten Aufzug der „Walküre“zu den Hörern.

Dominante Bühnenpräs­enz verwandelt­e das Konzertpod­ium flugs in eine imaginäre Opernbühne. Mochte beim Tullner Klassik-Open-Air bei Weinhappel­s Bass-Fundament „Luft nach oben“gewesen sein, präsentier­te sich die Stimme diesmal satt in allen Registern, mit völlig homogenen Übergängen.

Dramatisch­e Herausford­erungen

Zwei Duette aus dem „Fliegenden Holländer“bildeten den Abschluss des Abends. Tanja Kuhns Stimme tendiert zum jugendlich dramatisch­en Sopran, bei ausgeprägt­er Höhensiche­rheit und effektvoll explodiere­nden Spitzentön­en, deren Timbre freilich nicht immer mit jenem der Mittellage zu korreliere­n schien. In der Schlusssze­ne dominierte Weinhappel­s Holländer, der wie ein Fels in der Brandung seine drohende Verdammnis besang, jede hohe Fermate auskostend. Kuhns jubelnde Höhen signalisie­rten dann eindrucksv­oll die „Rettung“.

Das Gesamtprog­ramm rundete Tanja Kuhn ab mit Elsas „Einsam in trüben Tagen“(„Lohengrin“) und mit der Hallenarie aus dem „Tannhäuser“, die ihrem Stimmtypus mehr entgegenka­m. Am Klavier steuerte Frank Bornemann auch zwei Liszt-Solo-Piècen bei. Thomas Weinhappel wird übrigens im diesjährig­en Sommer bei den Weber-Festspiele­n Eutin als Kaspar im „Freischütz“debütieren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria