Der kommende Wagner-Gott heißt Thomas
Thomas Weinhappel demonstrierte in Wien den Erfolg seines rezenten Fachwechsels zum Heldenbariton.
Im Bank Austria Salon des alten Rathauses bat Thomas Weinhappel zum WagnerAbend – und empfahl sich damit als Heldenbariton, auch für große Opernbühnen. Szenenkenner werden erstaunt sein: Der erfolgreiche lyrische Bariton nutzte die Zeit des Corona-Stillstands zum Fachwechsel. Schon 2021 war er beim Klassik Open Air „Götterklang trifft Donaugold“in Tulln in seiner neuen Rolle aufgefallen, als er kurz vor knapp für den erkrankten Günther Groissböck einsprang, als Wotan in der „Walküre“. Inzwischen sind zweieinhalb Jahre vergangen. Weinhappel ließ den Barocksalon in seinen Grundmauern erzittern, immer der Gesangslinie folgend, nie forcierend, in perfekter Wortdeutlichkeit. Aus der Sprache geboren, in subtiler dynamischer Schattierung, redete die Verzweiflung des Göttervaters im großen Wotansmonolog aus dem zweiten Aufzug der „Walküre“zu den Hörern.
Dominante Bühnenpräsenz verwandelte das Konzertpodium flugs in eine imaginäre Opernbühne. Mochte beim Tullner Klassik-Open-Air bei Weinhappels Bass-Fundament „Luft nach oben“gewesen sein, präsentierte sich die Stimme diesmal satt in allen Registern, mit völlig homogenen Übergängen.
Dramatische Herausforderungen
Zwei Duette aus dem „Fliegenden Holländer“bildeten den Abschluss des Abends. Tanja Kuhns Stimme tendiert zum jugendlich dramatischen Sopran, bei ausgeprägter Höhensicherheit und effektvoll explodierenden Spitzentönen, deren Timbre freilich nicht immer mit jenem der Mittellage zu korrelieren schien. In der Schlussszene dominierte Weinhappels Holländer, der wie ein Fels in der Brandung seine drohende Verdammnis besang, jede hohe Fermate auskostend. Kuhns jubelnde Höhen signalisierten dann eindrucksvoll die „Rettung“.
Das Gesamtprogramm rundete Tanja Kuhn ab mit Elsas „Einsam in trüben Tagen“(„Lohengrin“) und mit der Hallenarie aus dem „Tannhäuser“, die ihrem Stimmtypus mehr entgegenkam. Am Klavier steuerte Frank Bornemann auch zwei Liszt-Solo-Piècen bei. Thomas Weinhappel wird übrigens im diesjährigen Sommer bei den Weber-Festspielen Eutin als Kaspar im „Freischütz“debütieren.