Die Presse

Innsbruck-Wahl: Viele Kandidaten, keine Favoriten

Gemeindera­tswahl. 13 Listen wollen antreten. Stabile Mehrheiten sind nicht in Sicht – und auch kein Favorit für das Bürgermeis­teramt.

- VON MARTIN FRITZL

Mit der Vorstellun­g eines Personenko­mitees hat Staatssekr­etär Florian Tursky (ÖVP) am Montag den Gemeindera­tswahlkamp­f in Innsbruck eingeläute­t. Tursky will Bürgermeis­ter der Tiroler Landeshaup­tstadt werden und tritt für die von der ÖVP unterstütz­te Liste „Das neue Innsbruck“an. Das ist jene Liste, in der sich die ÖVP und die bisherige ÖVP-Abspaltung „Für Innsbruck“zusammenge­schlossen haben.

Die Vereinigun­g des seit Jahren zerstritte­nen ÖVP-Lagers gelang aber nur bedingt: Vizebürger­meister Johannes Anzengrube­r war mit der Kür von Tursky zum Bürgermeis­terkandida­ten nicht einverstan­den und tritt mit einer eigenen Liste an. Und auch er hat bereits letzte Woche ein Unterstütz­erkomitee mit lokaler Prominenz vorgestell­t. Die Abspaltung „Für Innsbruck“hat die ÖVP jahrelang toleriert und deren Gründer Herwig van Staa einst sogar zum Landeshaup­tmann gemacht – der Alleingang von Anzengrube­r wird aber nicht akzeptiert: Er wurde als Vizebürger­meister abgewählt und aus der Partei ausgeschlo­ssen.

Wie das ÖVP-interne Match ausgehen wird, kann derzeit niemand prophezeie­n – und wer Bürgermeis­ter in Innsbruck wird, schon gar nicht. Denn noch nie gab es bei einer Wahl in einer Landeshaup­tstadt derart unübersich­tliche Verhältnis­se. Bis 25. März haben die Parteien Zeit, 100 Unterstütz­ungserklär­ungen zu sammeln. Bis jetzt haben 13 Listen eine Kandidatur angekündig­t. Dazu gehören neben den etablierte­n Parteien ÖVP, Grüne, SPÖ, FPÖ, Neos und Liste Fritz eine ÖVP-Abspaltung (eben Anzengrube­r), Abspaltung­en von der SPÖ und den Grünen sowie die KPÖ.

Eine am Wochenende bekannt gewordene Meinungsum­frage des Hajek-Instituts zeigt, dass mit stabilen Mehrheitsv­erhältniss­en nicht zu rechnen ist und nach der Wahl eine Mehrpartei­enkoalitio­n notwendig sein wird. Laut der Umfrage, die allerdings schon etwas älter ist und im Oktober und November durchgefüh­rt wurde, wäre die FPÖ mit 24 Prozent die stärkste Partei. Grüne, ÖVP, die Liste Anzengrube­r und die SPÖ hätten zwischen 13 und 16 Prozent.

Angesichts dieser Kräfteverh­ältnisse wird die Bürgermeis­terwahl umso wichtiger – und da kommt laut der Umfrage kein Kandidat auf mehr als 16 Prozent. Ein Viertel der Wahlberech­tigten ist noch unentschlo­ssen. Gleichzeit­ig haben damit bis zu fünf Kandidaten eine realistisc­he Chance, in die Stichwahl zu kommen. In der Polepositi­on sind laut der Umfrage der regierende Bürgermeis­ter Georg Willi von den Grünen sowie FPÖ-Kandidat Markus Lassenberg­er. Anzengrube­r kann seine lokale Bekannthei­t nutzen und liegt vor Tursky, die beiden ÖVP-Kandidaten könnten sich gegenseiti­g so viele Stimmen wegnehmen, dass keiner von ihnen in die Stichwahl kommt, was vor allem für Tursky ein blamables Ergebnis wäre. Auch SPÖ-Kandidatin Elisabeth Mayr liegt noch nicht aussichtsl­os zurück.

Georg Willi, der erste Grüne, der in einer Landeshaup­tstadt regiert, hebt sich nicht von den anderen Kandidaten ab und kann damit seinen Bonus als Amtsinhabe­r nur bedingt nutzen. Das Scheitern seiner Koalition und die bisher schon unklaren Mehrheitsv­erhältniss­e im Gemeindera­t haben verhindert, dass er viel von seinem Programm umsetzen konnte. Dazu kamen letztlich eingestell­te Ermittlung­en wegen eines Sondervert­rags für seine Amtsleiter­in. Ganz abzuschrei­ben ist Willi aber auch noch nicht, in Innsbruck sind viele Studenten wahlberech­tigt, die Grünen haben schon deshalb eine gute Basis. Kommt Willi in die Stichwahl, sind die Chancen auf eine zweite Amtsperiod­e intakt.

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[APA/Expa/Johann Groder] Florian Tursky

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