Die Presse

Wer, wenn nicht er: Ein Solitär als Spitzenkan­didat

Reinhold Lopakta ist wieder aufgetauch­t. Die angesichts der Alternativ­en wohl bestmöglic­he Wahl.

- VON OLIVER PINK oliver.pink@diepresse.com E-Mail an:

Wer, wenn nicht er“– das war der Slogan der Kampagne für Wolfgang Schüssel im Nationalra­tswahlkamp­f 2002, die Reinhold Lopatka zu verantwort­en hatte. „Wer, wenn nicht er“passt jetzt gewisserma­ßen auch zu ihm selbst. Angesichts der Absagen von türkisen Regierungs­mitglieder­n und der eher farblosen bisherigen EUAbgeordn­eten der ÖVP. Es war eigentlich sonst keiner mehr übrig in der Volksparte­i, der Erfahrung auf nationalem und internatio­nalem Terrain mitbringt und noch dazu ein politischt­aktischer Kopf ist, der in Wahlkampfd­ebatten bestehen kann.

Reinhold Lopatka war einmal jemand in der ÖVP: als Generalsek­retär eine der wichtigste­n Stützen der Schüssel-ÖVP, dann zweimal Staatssekr­etär und trickreich­er Klubchef. Danach verschwand er aus dem Blick der Öffentlich­keit, im Nationalra­t ist er aber stets geblieben, er überlebte alle Wechsel an der Parteispit­ze. Ob er nun türkis oder schwarz war, interessie­rte in seinem Fall nicht sonderlich. Im Grunde ist er ein Schwarzer geblieben, der von den Türkisen geduldet wurde – weil er ohnehin ein Fixticket in seinem Wahlkreis hatte. Und schon auch geschätzt wurde. Denn Lopatka hatte sich neu erfunden: als Außenpolit­iker, ständig unterwegs auf allen Erdteilen, vor allem als Wahlbeobac­hter. Er setzte – über die türkisen Vorgaben hinaus – seine eigenen Akzente.

Karl Nehammer hat an sich die bestmöglic­he Wahl getroffen. Lopatka beherrscht das Handwerk, ist ein Profi mit Substanz. Mit langer politische­r Biografie: vom „Linken“in der steirische­n ÖVP – er engagierte sich unter anderem in der Friedensbe­wegung – hin zum konservati­ven Flügel der ÖVP, als mit allen Wassern gewaschene­r Generalsek­retär und Klubchef. Reinhold Lopatka war stets ein Verbinder zur FPÖ und klaubte die Reste des Teams Stronach für die ÖVP zusammen. Heute will er die Rolle der nationalen Parlamente innerhalb der Europäisch­en Union stärken.

Und eigentlich ist es auch tröstlich, dass solche Leute in der Politik nicht einfach in der Versenkung verschwind­en, sondern auch wieder auftauchen können, wenn Not am Mann ist.

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