Wer, wenn nicht er: Ein Solitär als Spitzenkandidat
Reinhold Lopakta ist wieder aufgetaucht. Die angesichts der Alternativen wohl bestmögliche Wahl.
Wer, wenn nicht er“– das war der Slogan der Kampagne für Wolfgang Schüssel im Nationalratswahlkampf 2002, die Reinhold Lopatka zu verantworten hatte. „Wer, wenn nicht er“passt jetzt gewissermaßen auch zu ihm selbst. Angesichts der Absagen von türkisen Regierungsmitgliedern und der eher farblosen bisherigen EUAbgeordneten der ÖVP. Es war eigentlich sonst keiner mehr übrig in der Volkspartei, der Erfahrung auf nationalem und internationalem Terrain mitbringt und noch dazu ein politischtaktischer Kopf ist, der in Wahlkampfdebatten bestehen kann.
Reinhold Lopatka war einmal jemand in der ÖVP: als Generalsekretär eine der wichtigsten Stützen der Schüssel-ÖVP, dann zweimal Staatssekretär und trickreicher Klubchef. Danach verschwand er aus dem Blick der Öffentlichkeit, im Nationalrat ist er aber stets geblieben, er überlebte alle Wechsel an der Parteispitze. Ob er nun türkis oder schwarz war, interessierte in seinem Fall nicht sonderlich. Im Grunde ist er ein Schwarzer geblieben, der von den Türkisen geduldet wurde – weil er ohnehin ein Fixticket in seinem Wahlkreis hatte. Und schon auch geschätzt wurde. Denn Lopatka hatte sich neu erfunden: als Außenpolitiker, ständig unterwegs auf allen Erdteilen, vor allem als Wahlbeobachter. Er setzte – über die türkisen Vorgaben hinaus – seine eigenen Akzente.
Karl Nehammer hat an sich die bestmögliche Wahl getroffen. Lopatka beherrscht das Handwerk, ist ein Profi mit Substanz. Mit langer politischer Biografie: vom „Linken“in der steirischen ÖVP – er engagierte sich unter anderem in der Friedensbewegung – hin zum konservativen Flügel der ÖVP, als mit allen Wassern gewaschener Generalsekretär und Klubchef. Reinhold Lopatka war stets ein Verbinder zur FPÖ und klaubte die Reste des Teams Stronach für die ÖVP zusammen. Heute will er die Rolle der nationalen Parlamente innerhalb der Europäischen Union stärken.
Und eigentlich ist es auch tröstlich, dass solche Leute in der Politik nicht einfach in der Versenkung verschwinden, sondern auch wieder auftauchen können, wenn Not am Mann ist.