Wenn die AK den Neidhammel reitet
Warum der jährliche Gehaltsvergleich der Arbeiterkammer problematisch ist und vor allem Neid erzeugt.
Für viele Österreicherinnen und Österreicher begann am Montag das neue Arbeitsjahr. Da dürfte es vielen sauer aufgestoßen sein, wenn sie hören, dass die Topmanager der heimischen ATX-Unternehmen an diesem Tag bereits so viel verdient haben wie der durchschnittliche österreichische Beschäftigte im gesamten Jahr (Median von rund 36.000 Euro). Im Schnitt braucht ein ATX-Vorstandschef hierzulande laut Berechnungen der Arbeiterkammer fünf Arbeitstage, um dieses Medianeinkommen zu erreichen. Die Vergütung der Topmanager sei im Schnitt 75-mal so hoch, trommeln die Arbeitnehmervertreter. Und sie haben auch gleich einen Namen dafür, der ein besonders „schönes“Bild zeichnet : „Fat Cat Day“. Also der Tag der fetten Katzen. Im Kopf entsteht die geizige, fette Comic-Katze mit Zylinder. Wer möchte der nicht in den Hintern treten?
Nun gibt es eine ganze Reihe an guten Argumenten, die dem unterschwelligen Vorwurf der Arbeiterkammer zu entgegnen wäre. So betrifft der Median von 36.000 Euro sämtliche Arbeitnehmer, also auch jene in Teilzeit. Geht es nur um die ganzjährig Vollzeitbeschäftigten dann liegt er bei fast 48.000 Euro. Außerdem werden hierbei Fixgehälter mit variablen Vergütungen und Aktienoptionen vermischt. Letztere werden direkt mit erzielten wirtschaftlichen Erfolgen des Unternehmens verknüpft. Werden diese nicht erreicht, gibt es auch die Zahlungen nicht. Eine Regelung, die es – aus gutem Grund – bei normalen Arbeitnehmern natürlich nicht gibt. Sie erhalten ihr volles Gehalt auch dann, wenn das Unternehmen Verluste schreibt.
Und gerade diese variablen Bestandteile sind für die den Schnitt nach oben drückenden Ausreißer verantwortlich, wie das 9,4-Millionen-Euro-Gehalt von Bawag-Chef Anas Abuzaakouk. So hat der in London lebende Amerikaner die Bank in Richtung Investmentbank getrimmt. Das bringt zwar mehr Risiko, aber eben auch mehr Ertrag. Und bisher zahlt es sich für die Eigentümer der Bank, die Abuzaakouks Gehalt bezahlen, aus. Möglich wurde dies ja auch nur aufgrund des Bawag-Skandals vor knapp 20 Jahren, bei dem die Gewerkschaft ihre Bank durch missglückte Geschäfte de facto verspekuliert hatte.
Der wichtigste Punkt ist jedoch: Was ist der Hintergedanke, wenn Managergehälter mit Medianeinkommen verglichen werden? Wann haben die Mitglieder der Fußball-Nationalmannschaft den Median von 48.000 Euro verdient? Bei David Alaba ist das nach weniger als einem Tag der Fall. Und wie sieht es bei den heimischen Schauspielstars aus?
Manche der Forderungen der Arbeiterkammer – mehr Transparenz bei Vergütungsberichten – sind durchaus sinnvoll. Grundsätzlich gibt es aber nur einen Grund, einen solch willkürlichen Vergleich zu erstellen: das Erwecken von Neidgefühlen. Und das ist einer im Verfassungsrang stehenden Institution nicht würdig.
Wann haben die Mitglieder der FußballNationalmannschaft das Medianeinkommen verdient?