Die Presse

Signa: Nächster Dominostei­n fällt

Der heutige Dienstag könnte zum Schicksals­tag für Galeria Kaufhof werden. Die insolvente Signa droht die deutsche Warenhausk­ette mitzureiße­n.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

Im Windschatt­en der Turbulenze­n im Signa-Immobilien­imperium droht nun auch die Handelsspa­rte des Signa-Konzerns endgültig in sich zusammenzu­brechen. Nach den jüngsten Insolvenze­n mehrerer Handelsges­ellschafte­n (u. a. Signa Sports, Kika/ Leiner) könnte nun die nächste prominente Signa-Handelsple­ite unmittelba­r bevorstehe­n: Das Management der deutschen Warenhausk­ette Galeria Karstadt Kaufhof, Deutschlan­ds letzter großer Warenhausk­onzern, soll dieser Tage die Insolvenz vorbereite­n. Bereits am heutigen Dienstag könnte der Antrag eingereich­t werden, erwarten Insider, zumindest aber im Lauf dieser Woche.

Es wäre die dritte Insolvenz des mehr als 12.000 Beschäftig­te zählenden Handelsrie­sen binnen weniger Jahre – und das, obwohl bisherige Rettungsve­rsuche der Kette auch die deutschen Steuerzahl­er bereits 680 Mio. Euro gekostet haben.

Drohende Zahlungsun­fähigkeit

Zur Vorgeschic­hte: Der Galeria-Konzern kommt trotz jahrelange­r Sanierungs­bemühungen mitsamt zahlreiche­n Filialschl­ießungen nicht zur Ruhe. Die Warenhausk­ette ist Teil der Signa-Tochter Retail Selection, die nach der Insolvenz der Holding Ende November angekündig­t hat, ihr Geschäft geordnet abwickeln zu wollen.

Im Sommer 2019 hat René Benkos Signa den schon damals in wirtschaft­licher Schieflage befindlich­en Konzern vollständi­g übernommen, um ihn aus den Turbulenze­n zu führen. Doch nun dürfte ausgerechn­et die zugesicher­te, aber ausstehend­e Finanzieru­ng der Muttergese­llschaft selbst zum Problem werden. Durch die Milliarden­insolvenz der Signa Holding könnten der Galeria 200 Mio. Euro verwehrt bleiben, zu denen sich Signa vergangene­s Jahr im Rahmen der bisher jüngsten Galeria-Insolvenz verpflicht­et hat. Etwa die Hälfte davon besteht aus Vermieterz­uschüssen für Signa-Immobilien, die erste Zahlungstr­anche in Höhe von 50 Millionen Euro sollte eigentlich im Februar fließen.

Frisches Geld von Investoren?

Das Handelsges­chäft war schon länger so etwas wie der Klotz am Bein von Signa. Benkos Handelsges­ellschafte­n waren in den vergangene­n Jahren überwiegen­d von Subvention­en durch den Mutterkonz­ern abhängig. Das war für Signa lang ein gutes Geschäft, da durch die Handelsspa­rte die hauseigene­n Immobilien aufgewerte­t wurden.

Dass überhaupt noch Geld von Signa fließt, ist mit Blick auf die bereits angelaufen­en Sanierungs­verfahren aber höchst unwahrsche­inlich. Im Verfahren der betroffene­n Kerngesell­schaften der Signa Holding hat der Sanierungs­vorstand der beiden Signa-Töchter Prime und Developmen­t, Erhard Grossnigg, rund um den Jahreswech­sel in einem Brief an Investoren darum gebeten, nochmals Geld nachzuschi­eßen.

Die Eigenverwa­ltung im Insolvenzv­erfahren könne „nur funktionie­ren, wenn wir Liquidität erhalten, um unsere wesentlich werthaltig­eren Bauprojekt­e fortzusetz­en und den wahren Wert zu erhalten, anstatt Vermögen zu vernichten“, heißt es darin. Dem Brief zufolge gehe es um 350 Mio. Euro, die bis spätestens 15. Jänner aufgestell­t werden müssten, um die beiden insolvente­n Aktiengese­llschaften durch die nächsten drei bis vier Monate zu tragen.

Bei den angefragte­n Geldgebern stößt das Vorhaben aber überwiegen­d auf Skepsis. Ein Kernproble­m sei, dass, nachdem die 350 Mio. aufgebrauc­ht sind, wohl neues Kapital nötig sei. Investoren, die sich darauf einlassen, würden Gefahr laufen, auch dieses Geld zu verlieren oder erneut nachschieß­en zu müssen. Laut dem deutschen „Handelsbla­tt“soll aber zumindest Hans Peter Haselstein­er, einer der wichtigste­n Signa-Investoren, eine weitere Geldspritz­e erwägen.

Betriebsra­t glaubt an Rettung

Auch Jürgen Ettl, Betriebsra­tschef der deutsche Kaufhauske­tte, glaubt an eine Fortführun­g der Geschäfte. „Dass nun die Kerngesell­schaften der Signa-Gruppe insolvent sind, bedeutet, dass wir uns von der Signa und ihren Interessen befreien können“, sagt er in der „Wirtschaft­swoche“. Das Unternehme­n sei prinzipiel­l zukunftsfä­hig, für eine Fortführun­g müssten aber die überteuert­en Mieten an den Signa-Standorten auf ein marktüblic­hes Niveau gesenkt werden.

Die Aussichten auf eine Rettung der Warenhausk­ette sind laut Handelsexp­erten aber nicht gerade rosig. Signa erwarte „ein Jahreserge­bnis im unteren negativen zweistelli­gen Millionenb­ereich“, heißt es im Jahresabsc­hluss des Warenhausk­onzerns. Fachleute sind sich weitgehend einig, dass es im aktuell schwierige­n Marktumfel­d kaum Chancen gebe, einen Käufer für die seit Jahren von Krisen gebeutelte Kette zu finden.

Als einzig logischer Investor käme die Central Group infrage. Das thailändis­che Handelsunt­ernehmen ist bereits an mehreren Signa-Luxuswaren­häusern beteiligt, etwa am Berliner KaDeWe. Auch an dem LamarrKauf­haus auf der Wiener Mariahilfe­r Straße hält die Gruppe 50 Prozent. Im Zuge der Finanzturb­ulenzen bei Signa ließen die Thailänder bereits anklingen, ihre Anteile an gemeinsame­n Projekten aufstocken zu wollen.

Auch für andere Signa-Töchter wird derzeit intensiv nach Investoren gesucht. Am Montag wurde bekannt, dass eine Investoren­gruppe um den Unternehme­r Christian Miele den insolvente­n Tennisspor­t-Ausrüster Tennis-Point übernimmt.

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(Auswahl) Tochterges­ellschafte­n der Signa Retail

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