Signa: Nächster Dominostein fällt
Der heutige Dienstag könnte zum Schicksalstag für Galeria Kaufhof werden. Die insolvente Signa droht die deutsche Warenhauskette mitzureißen.
Im Windschatten der Turbulenzen im Signa-Immobilienimperium droht nun auch die Handelssparte des Signa-Konzerns endgültig in sich zusammenzubrechen. Nach den jüngsten Insolvenzen mehrerer Handelsgesellschaften (u. a. Signa Sports, Kika/ Leiner) könnte nun die nächste prominente Signa-Handelspleite unmittelbar bevorstehen: Das Management der deutschen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern, soll dieser Tage die Insolvenz vorbereiten. Bereits am heutigen Dienstag könnte der Antrag eingereicht werden, erwarten Insider, zumindest aber im Lauf dieser Woche.
Es wäre die dritte Insolvenz des mehr als 12.000 Beschäftigte zählenden Handelsriesen binnen weniger Jahre – und das, obwohl bisherige Rettungsversuche der Kette auch die deutschen Steuerzahler bereits 680 Mio. Euro gekostet haben.
Drohende Zahlungsunfähigkeit
Zur Vorgeschichte: Der Galeria-Konzern kommt trotz jahrelanger Sanierungsbemühungen mitsamt zahlreichen Filialschließungen nicht zur Ruhe. Die Warenhauskette ist Teil der Signa-Tochter Retail Selection, die nach der Insolvenz der Holding Ende November angekündigt hat, ihr Geschäft geordnet abwickeln zu wollen.
Im Sommer 2019 hat René Benkos Signa den schon damals in wirtschaftlicher Schieflage befindlichen Konzern vollständig übernommen, um ihn aus den Turbulenzen zu führen. Doch nun dürfte ausgerechnet die zugesicherte, aber ausstehende Finanzierung der Muttergesellschaft selbst zum Problem werden. Durch die Milliardeninsolvenz der Signa Holding könnten der Galeria 200 Mio. Euro verwehrt bleiben, zu denen sich Signa vergangenes Jahr im Rahmen der bisher jüngsten Galeria-Insolvenz verpflichtet hat. Etwa die Hälfte davon besteht aus Vermieterzuschüssen für Signa-Immobilien, die erste Zahlungstranche in Höhe von 50 Millionen Euro sollte eigentlich im Februar fließen.
Frisches Geld von Investoren?
Das Handelsgeschäft war schon länger so etwas wie der Klotz am Bein von Signa. Benkos Handelsgesellschaften waren in den vergangenen Jahren überwiegend von Subventionen durch den Mutterkonzern abhängig. Das war für Signa lang ein gutes Geschäft, da durch die Handelssparte die hauseigenen Immobilien aufgewertet wurden.
Dass überhaupt noch Geld von Signa fließt, ist mit Blick auf die bereits angelaufenen Sanierungsverfahren aber höchst unwahrscheinlich. Im Verfahren der betroffenen Kerngesellschaften der Signa Holding hat der Sanierungsvorstand der beiden Signa-Töchter Prime und Development, Erhard Grossnigg, rund um den Jahreswechsel in einem Brief an Investoren darum gebeten, nochmals Geld nachzuschießen.
Die Eigenverwaltung im Insolvenzverfahren könne „nur funktionieren, wenn wir Liquidität erhalten, um unsere wesentlich werthaltigeren Bauprojekte fortzusetzen und den wahren Wert zu erhalten, anstatt Vermögen zu vernichten“, heißt es darin. Dem Brief zufolge gehe es um 350 Mio. Euro, die bis spätestens 15. Jänner aufgestellt werden müssten, um die beiden insolventen Aktiengesellschaften durch die nächsten drei bis vier Monate zu tragen.
Bei den angefragten Geldgebern stößt das Vorhaben aber überwiegend auf Skepsis. Ein Kernproblem sei, dass, nachdem die 350 Mio. aufgebraucht sind, wohl neues Kapital nötig sei. Investoren, die sich darauf einlassen, würden Gefahr laufen, auch dieses Geld zu verlieren oder erneut nachschießen zu müssen. Laut dem deutschen „Handelsblatt“soll aber zumindest Hans Peter Haselsteiner, einer der wichtigsten Signa-Investoren, eine weitere Geldspritze erwägen.
Betriebsrat glaubt an Rettung
Auch Jürgen Ettl, Betriebsratschef der deutsche Kaufhauskette, glaubt an eine Fortführung der Geschäfte. „Dass nun die Kerngesellschaften der Signa-Gruppe insolvent sind, bedeutet, dass wir uns von der Signa und ihren Interessen befreien können“, sagt er in der „Wirtschaftswoche“. Das Unternehmen sei prinzipiell zukunftsfähig, für eine Fortführung müssten aber die überteuerten Mieten an den Signa-Standorten auf ein marktübliches Niveau gesenkt werden.
Die Aussichten auf eine Rettung der Warenhauskette sind laut Handelsexperten aber nicht gerade rosig. Signa erwarte „ein Jahresergebnis im unteren negativen zweistelligen Millionenbereich“, heißt es im Jahresabschluss des Warenhauskonzerns. Fachleute sind sich weitgehend einig, dass es im aktuell schwierigen Marktumfeld kaum Chancen gebe, einen Käufer für die seit Jahren von Krisen gebeutelte Kette zu finden.
Als einzig logischer Investor käme die Central Group infrage. Das thailändische Handelsunternehmen ist bereits an mehreren Signa-Luxuswarenhäusern beteiligt, etwa am Berliner KaDeWe. Auch an dem LamarrKaufhaus auf der Wiener Mariahilfer Straße hält die Gruppe 50 Prozent. Im Zuge der Finanzturbulenzen bei Signa ließen die Thailänder bereits anklingen, ihre Anteile an gemeinsamen Projekten aufstocken zu wollen.
Auch für andere Signa-Töchter wird derzeit intensiv nach Investoren gesucht. Am Montag wurde bekannt, dass eine Investorengruppe um den Unternehmer Christian Miele den insolventen Tennissport-Ausrüster Tennis-Point übernimmt.