Was den Ölpreis treibt
Mit dem neuen Jahr verteuert die CO2-Bepreisung das Tanken. Aber auch die Angriffe im Roten Meer stören die Lieferketten und treiben den Preis für Rohöl am Weltmarkt wieder an.
Wien. Tanken wird auch in diesem Jahr teurer. Denn die CO2-Bepreisung, die 2022 als Teil der ökosozialen Steuerreform eingeführt wurde und zusätzlich zur Mineralölsteuer erhöhend wirkt, steigt auf die nächste Stufe. So sind künftig für eine Tonne Kohlendioxid 45 Euro zu entrichten. 2025 soll der Betrag auf 55 Euro steigen.
Verbraucherinnen und Verbraucher müssen damit an den Zapfsäulen pro Liter Diesel mit 3,7 Cent und einem Liter Benzin mit 3,4 Cent mehr rechnen, so die Verkehrsklubs Arbö und ÖAMTC. Der CO2-Effekt fällt aufgrund des höheren Brennwerts bei Diesel stärker aus als bei Benzin. 2023 belief sich der Aufschlag aufgrund der hohen Inflation anstatt 35 Euro auf 32,5 Euro pro Tonne.
Neben dem Tanken verteuert der Aufschlag auch die Preise für Heizöl und Erdgas. Mehrkosten, die Vermieter über die Nebenkostenabrechnung an die Mieterinnen und Mieter weitergeben könnten.
Iran schickt Kriegsschiffe
Gleichzeitig spitzt sich die Konfrontation zwischen dem Westen und den jemenitischen Houthi-Rebellen sowie ihren iranischen Verbündeten im Roten Meer zu, was dazu führt, dass der Großhandelspreis für Rohöl steigt. Auf dem schmalen 2240 Kilometer langen Nebenmeer zwischen dem Nordosten von Afrika und der Arabischen Halbinsel verläuft eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt – auf der mitunter Rohöl transportiert wird. Fällt dieser Wasserweg aus, führt das zu Lieferverzögerungen und letztendlich zu höheren Kosten.
Als Boote der Houthis am Sonntag das Frachtschiff Maersk Hangzhou attackierten und versuchten, es zu entern, kam es zu einem tödlichen Gefecht. Laut Mitteilung des amerikanischen Militärs kamen Marine-Kampfhubschrauber dem bedrängten Frachter zu Hilfe und wurden von den Houthi-Kämpfern beschossen. „In Selbstverteidigung“, wie es hieß, hätten die Hubschrauber auf den Angriff reagiert
und drei der vier angreifenden Boote versenkt sowie deren Besatzung getötet. Zehn Angreifer kamen dabei ums Leben.
Ein Vorfall, der die Rebellen und ihre Verbündeten nur weiter antreibt und eine weitere Reaktion zur Folge hat : Wenige Stunden nach dem Angriff berichteten iranische Medien, dass die Fregatte Albors die Meerenge Bab al-Mandab am Südende des Roten Meeres passierte. Gründe dafür wurden nicht genannt. Generell seien iranische Kriegsschiffe seit 2009 in offenen Gewässern im Einsatz, um Schifffahrtsrouten zu sichern und Piraterie zu bekämpfen.
Mehrere Reedereien stellten nach dem Vorfall die Durchfahrt ihrer Containerschiffe durch das Rote Meer ein. Die weltweit zweitgrößte Reederei, Maersk, gab am Sonntag bekannt, ihren Verkehr durch das Rote Meer vorerst für 48 Stunden zu stoppen. Die Unruhen trieben den Ölpreis am Dienstagvormittag
nach oben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Vormittag knapp 72 Euro (79 USDollar) und damit um mehr als zwei Prozent mehr als noch am Freitag.
Lage bleibt volatil
Bereits Mitte Dezember kündigten die dänische Maersk und vier weitere der sechs größten Schifffahrtsunternehmen der Welt an, keine Schiffe mehr durch das Rote Meer zu schicken: Die deutsche HapagLloyd, die französische CMA CGM, die italienisch-schweizerische MSC und die taiwanesische Evergreen. CMA CGM und Maersk erklärten in der Folge jedoch, dass sie unter Schutz der US-geführten Militäroperation „Prosperity Guardian“die Strecke weiterhin bedienen möchten. Die Lage bleibt aber volatil.
Laut der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS) werden zwölf Prozent des Welthandels über das Rote Meer abgewickelt. Um die Route durch das Rote Meer zu meiden, müssen die Frachtschiffe Afrika umrunden, was erheblich länger dauert und letztendlich Mehrkosten verursacht.
„Für ein durchschnittliches Schiff, das von Asien nach Europa fährt, könnte sich die Reise um sechs Tage verlängern und die Treibstoffkosten könnten sich um 300.000 bis 400.000 Dollar erhöhen“(rund 270.000 bis 360.000 Euro), sagt Professor Andreas Krieg vom King’s College in London.