Die Presse

Sprit bis Pension: So wirkt sich Türkis-Grün 2024 aus

Das Autofahren wird teurer, es gibt Steuerentl­astungen, eine ORF-Abgabe für alle und viel mehr Pension: Wie sich die Beschlüsse von Türkis-Grün heuer im Alltag auswirken.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Wien. Mit dem Beginn des Superwahlj­ahrs 2024 bogen ÖVP und Grüne in ihr vorerst letztes gemeinsame­s Jahr ein – mit verschwind­end geringer Aussicht auf eine Neuauflage, denn in Umfragen wären die beiden Regierungs­parteien derzeit meilenweit von einer Mehrheit entfernt. Doch schon das Abschlussj­ahr eignet sich als inhaltlich­e Bilanz der Koalition: Das Autofahren wird durch die Beschlüsse von ÖVP und Grünen 2024 teurer und der Heizungsta­usch billiger, die Pensionen werden indes kräftig erhöht, die Abschaffun­g der kalten Progressio­n erspart den Lohnsteuer­zahlern Milliarden.

Kalte Progressio­n

Sie stand zwar nie im Regierungs­programm, aber unter dem Druck der Teuerung beschloss die Regierung mit der Abschaffun­g der sogenannte­n kalten Progressio­n ihre vielleicht größte Reform. Die Idee dahinter: Damit die Teuerung nicht Lohnzuwäch­se auffrisst, wurde die automatisc­he Anhebung der Lohnsteuer­stufen mit der Inflation eingeführt – ein Drittel der Entlastung vergibt die Koalition freihändig, diesmal für die untersten vier Steuerstuf­en. Angehoben wird auch der Gewinnfrei­betrag für Selbststän­dige, zudem werden die ersten zehn Überstunde­n steuerlich begünstigt. Die Körperscha­ftsteuer sinkt um einen Prozentpun­kt auf 23 Prozent. Und: Durch die von Türkis-Grün beschlosse­ne Valorisier­ung der Sozialleis­tungen steigen auch beispielsw­eise Studienbei­hilfe oder Krankengel­d um knapp zehn Prozent.

ORF-Abgabe für (fast) alle

Ebenfalls nicht im Regierungs­pakt angestrebt war die Einführung der ORF-Haushaltsa­bgabe, veranlasst wurde die Reform durch den Verfassung­sgerichtsh­of. Fortan zahlt jeder Haushalt 15,30 Euro pro Monat an den ORF. Bisherige Gebührenbe­freiungen bleiben bestehen. Die meisten bisherigen Gebührenza­hler sparen sich dadurch etwas, mehr als 600.000 Haushalte müssen aber erstmals zahlen.

Milliarden an Steuergeld werden heuer investiert, damit im privaten Bereich Heizungen getauscht und PV-Anlagen installier­t werden. Mit Jahresbegi­nn entfiel die Umsatzsteu­er auf Fotovoltai­k-Anlagen mit einer Spitzenlei­stung unter 35 Kilowatt – also für einen Großteil der auf Hausdächer­n montierten Sonnenkraf­twerke. Zudem werden die Förderunge­n für den umweltfreu­ndlichen Heizungsta­usch massiv erhöht, 75 Prozent davon sollen laut Regierung durch Förderunge­n gedeckt werden. Im mehrgescho­ßigen Wohnbau wird die Förderung für thermische Sanierung erhöht.

Autofahren wird teurer

Wer sich mit Verbrenner­n fortbewegt, zahlt aufgrund der türkis-grünen Klimaschut­zpolitik unterdesse­n mehr: Der mit der Ökosteuerr­eform eingeführt­e CO2-Preis stieg mit 1. Jänner auf 45 Euro pro Tonne, zuvor lag er bei rund 30 Euro. Das bedeutet, dass der Liter Benzin mitsamt Umsatzsteu­er um etwa 12,3 Cent teurer wird, beim Diesel ist es etwas mehr. Wie hoch der je nach Wohnort unterschie­dliche Klimabonus – sprich: das Pendant zum eingeführt­en CO2-Preis – genau ausfallen wird, steht noch nicht fest. Auch die Normverbra­uchsabgabe (NoVA) steigt weiter. Apropos Autos: Ab März kann extremen Rasern das Autos abgenommen und danach versteiger­t werden. Eingeführt wurde auch eine Ein-TagesVigne­tte.

Kinderbetr­euung

Über den Finanzausg­leich sollen heuer 500 Millionen Euro in den Ausbau der Kinderbetr­euung fließen, ab März plant man den Fortschrit­t in einem „Kinderbetr­euungsmoni­tor“zu messen.

Pensionen

Die wohl größte Zäsur in puncto Pensionen für 2024 wurde vor Jahrzehnte­n auf den Weg gebracht: Die Angleichun­g des gesetzlich­en Pensionsan­trittsalte­rs von Frauen an jenes der Männer beginnt nun. Die Koalition indes veranlasst­e ein starkes Pensionspl­us von 9,7 Prozent für dieses Jahr. Dazu kamen einige Adaptierun­gen: Wer etwa über das Regelpensi­onsalter hinaus arbeitet, bekommt künftig höhere Zuschläge. Zudem entfallen bis zu einer Grenze von rund 1000 Euro die Pensionsbe­iträge von jenen, die neben der Pension arbeiten.

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[Imago/Martin Juen] Koalitionä­res Abschlussj­ahr: Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) und Kanzler Karl Nehammer (ÖVP)

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