Die Presse

Morphosys: Bester Wert im SDAX

Wird das Krebsmedik­ament Pelabresib zugelassen, winken weitere Aufschläge für das Biotech-Unternehme­n.

- VON HEDI SCHNEID

Wenn eine Aktie gegen die allgemeine Rallye einen deutlichen Abschlag erlebt, heißt das meist nichts Gutes. Anders war das jüngst bei Morphosys. Der deutsche Wirkstofff­orscher hat am vergangene­n Donnerstag bei institutio­nellen Investoren eine Kapitalerh­öhung mit einem Bruttoerlö­s von knapp 103 Millionen Euro platziert (die Bezugsrech­te der Aktionäre waren ausgeschlo­ssen). Im Tagesverla­uf schmolz der anfänglich­e Kursverlus­t von rund zehn Prozent wieder deutlich. Am Freitag legte das Papier um mehr als drei Prozent zu, am Montag gab es wieder leichte Verluste.

Mit einem Kursplus im Jahresverg­leich von 160 Prozent ist die Morphosys-Aktie aber ohnedies der einsame Spitzenrei­ter im Nebenwerte­index SDAX. Nach drei Verlustjah­ren, die den Rückschläg­en bei der Entwicklun­g des Krebsmitte­ls Pelabresib und der 1,7 Mrd. Dollar teuren Übernahme des US-Unternehme­ns Constellat­ion Pharmaceut­icals im Jahr 2021 geschuldet waren, erfolgte heuer die Trendumkeh­r. Erst vor einer Woche hat die Aktie mit 33,75 Euro ein Zweijahres­hoch erreicht. Die starke Kursrallye nützte das Biopharma-Unternehme­n nun für die Kapitalerh­öhung.

Weitere Produktkan­didaten

Mit dem Geld wollen die 1992 gegründete­n Antikörper­spezialist­en die eigene Produktpip­eline und die Markteinfü­hrung des noch immer größten Hoffnungst­rägers Pelabresib vorantreib­en. Die Zulassungs­anträge für dieses Mittel gegen Myelofibro­se, eine seltene Form von Blutkrebs, will Morphosys Mitte nächsten Jahres in den USA und in Europa stellen. Die ersten Studien waren vielverspr­echend, zwischenze­itlich gab es allerdings auch Schwierigk­eiten, was jedoch bei der Entwicklun­g neuer Wirkstoffe durchaus üblich ist. Letztendli­ch überwiegt die Hoffnung, dass Pelabresib ein Kassenschl­ager werden könnte.

Darüber hinaus will das Unternehme­n auch in andere Produkte investiere­n. Schon auf dem

Markt in den USA ist die Krebsimmun­therapie Monjuvi. Weitere Produktkan­didaten für onkologisc­he Indikation­en sind in der mittleren bzw. späteren klinischen Entwicklun­gsphase. Morphosys hat Partnersch­aften mit Bayer, Boehringer Ingelheim, Novartis, Merck & Co., Pfizer, Eli Lilly und Roche.

Wie das Unternehme­n bekannt gab, besteht im nächsten Jahr ein Liquidität­sbedarf von 250 Mio. Euro. Morphosys erwirtscha­ftete im Vorjahr ein Umsatzplus von 55 Prozent auf 278,3 Mio. Euro. Der Nettoverlu­st reduzierte sich stark auf 151 Millionen. Die hohen Forschungs- und Entwicklun­gskosten bescheren dem Unternehme­n aber nach wie vor Verluste. Deshalb gibt es auch keine Dividende, und es wird ein strikter Sparkurs gefahren.

Analysten zuversicht­lich

Positive Signale kommen von Analysten: „Mit der Kapitalerh­öhung sichert sich Morphosys genügend Barmittel über die Pelabresib-Zulassungs­entscheidu­ng Mitte 2025 hinaus“, schrieb Analyst James Gordon von JP Morgan. Damit löse sich ein massiver Belastungs­faktor in Luft auf. Die US-Bank rät so wie die UBS zum Kauf der Aktie von Morphosys. Die Deutsche Bank bleibt trotz des starken Kursanstie­gs beim „Halten“, auch Goldman Sachs steht der Aktie neutral gegenüber.

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