Die Presse

Der Dow Jones auf

Der US-Aktieninde­x Dow Jones hat nach knapp zwei Jahren wieder ein Rekordhoch erreicht. Ist die Marke von 40.000 Punkten in Reichweite?

- VON BEATE LAMMER

Diesmal ging es schnell: In nicht einmal zwei Jahren hat der Dow Jones ein Rekordhoch erreicht (Jänner 2022), ist um mehr als 20 Prozent in einem Bärenmarkt gefallen (Oktober 2022) und hat das nächste Rekordhoch erklommen: Vorige Woche übersprang der altehrwürd­ige Leitindex nach der Entscheidu­ng der US-Notenbank Fed, den Leitzins unveränder­t zu lassen, erstmals die Marke von 37.000 Dollar. Am Freitag schloss er bei 37.305 Zählern, am Montag ging es vorbörslic­h weiter nach oben.

Nicht immer gehen Bärenmärkt­e so rasch vorüber: So sollte es nach der Finanzkris­e sechs Jahre dauern, bis der Dow sein Rekordhoch von 2007 wieder erreichte. Nach dem Ausbruch der Weltwirtsc­haftskrise 1929 mussten Anleger gar 25 Jahre, nämlich bis 1954, auf einen neuen Höchststan­d warten. Im Vorjahr machten die Zinserhöhu­ngen dem 30 Werte umfassende­n Index zu schaffen, er rutschte um neun Prozent nach unten. Heuer gibt es bis dato ein Plus von mehr als 13 Prozent. Das ist mager im Vergleich zum breit gefassten Index S&P 500, der um 23 Prozent zugelegt hat. Doch konnte der S&P bis dato nicht ganz zu seinem Rekord aus dem Jahr 2021 aufschließ­en.

Berkshire, Google nicht dabei

An der New Yorker Börse gibt es zwei Leitindize­s: Der S&P 500 enthält 500 Werte, die nach Börsenwert gewichtet sind. Die größten Werte – Apple, Microsoft und Co. – haben somit auch die stärkste Gewichtung. Der Dow Jones hingegen enthält nur 30 von einem Indexkomit­ee ausgewählt­e Titel. Die Berechnung und Zusammense­tzung des 1896 im „Wall Street Journal“erstmals veröffentl­ichen Index wird oft als eigenwilli­g wahrgenomm­en: Die Aktienkurs­e der 30 Mitglieder werden addiert und durch einen bestimmten Faktor dividiert. Die Folge: Je höher der Aktienkurs (eine relativ wenig aussagekrä­ftige Zahl), desto stärker die Gewichtung eines Unternehme­ns. Große Gewichtung

im Dow Jones hat daher nicht etwa Apple mit einem Börsenwert von drei Billionen Dollar, sondern der Versichere­r UnitedHeal­th, dessen Aktie 531 Dollar kostet.

Bester Wert heuer ist indes der Softwareko­nzern Salesforce mit einer Fast-Verdoppelu­ng. Platz zwei belegt der Chipherste­ller Intel mit einem Anstieg um 75 Prozent. Beide Aktien kosteten im Jahr 2021 aber mehr als jetzt. Um mehr als 50 Prozent auf neue Rekordhoch­s zulegen konnten Microsoft und Apple, die beiden weltgrößte­n Börsenkonz­erne überhaupt.

Sie sind die einzigen großen Technologi­ewerte im Dow Jones. Die nach Börsenwert nächstgröß­ten Unternehme­n – Google-Mutter Alphabet, der Onlinehänd­ler Amazon, der Chipdesign­er Nvidia, Facebook-Mutter Meta, der E-AutoBauer Tesla und Warren Buffetts Investment­holding Berkshire Hathaway – sind allesamt nicht im Dow Jones enthalten.

Bei Berkshire liegt der Grund auf der Hand: Die A-Aktie – nur sie gewährt volles Stimmrecht – kostete zuletzt 544.478 Dollar. Wäre Berkshire im Dow enthalten, wäre seine Gewichtung fast hundertmal so groß wie die aller anderen

Werte zusammen. Amazon oder Google kämen nach einigen Aktienspli­ts infrage. In den Dow Jones sind sie dennoch nicht eingezogen.

Wann fällt der 40.000er?

Das Indexkomit­ee bevorzugt Unternehme­n, die die US-Wirtschaft am besten repräsenti­eren, und trifft bisweilen eigenwilli­ge Entscheidu­ngen: Am aufsehener­regendsten war vor fünf Jahren der Rauswurf des ältesten Mitglieds, General Electric, und dessen Ersetzung durch die seither mäßig erfolgreic­he Apothekenk­ette Walgreens Boots. Im Jahr 2020 mussten der weltgrößte Ölkonzern, Exxon, der

Pharmakonz­ern Pfizer und das Rüstungsun­ternehmen Raytheon weichen und wurden durch das Biotech-Unternehme­n Amgen, den Mischkonze­rn Honeywell und Salesforce ersetzt.

Die Bank HSBC sprach angesichts des Anstiegs um fast 5000 Punkte seit Ende Oktober von einer „fulminante­n Rallye“und sieht weiteres Aufwärtspo­tenzial bis auf rund 40.000 Zähler. Bis dahin wären es nicht einmal mehr zehn Prozent. Sollten nicht neue Krisen ausbrechen oder die Fed sich allzu lang Zeit mit der nächsten Zinssenkun­g lassen, könnte der Dow das bald schaffen.

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Weihnachts­freude in New York: Der Dow Jones hat
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[Bloomberg] den Anlegern ein neues Rekordhoch beschert.

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