Die Presse

Kann man eigentlich auch zu zweit wichteln?

Über einen weihnachtl­ichen Brauch, wo er herkommt und wie er anderswo heißt.

- VON ERICH KOCINA

Falls Sie mir kurz Ihre Aufmerksam­keit schenken, revanchier­e ich mich mit einem kurzen Text über das Schenken. Das macht ja dem Schenkende­n und dem Beschenkte­n ähnlich viel Freude – wenn man es richtig macht. Genau darauf kommt es auch beim Wichteln an – wenn ausgelost wird, wer wem etwas schenkt. Ein Brauch, der zu Weihnachte­n etwa unter Arbeitskol­legen oder in Schulklass­en verbreitet ist. Warum der Brauch Wichteln heißt, ist leicht erklärt – dahinter steckt eine nordische Sagengesta­lt, die heimlich Gutes tut. Sprachlich handelt es sich um die Verkleiner­ungsform von Wicht, was im Althochdeu­tschen für Wesen oder Ding stand. Aber obwohl der Begriff in Österreich geläufig ist, wird hierzuland­e auch gern eine andere Bezeichnun­g für den Brauch verwendet.

Von „Engerl und Bengerl“ist dann die Rede. (Wieder in der Verkleiner­ungsform, übrigens.) Wobei der Engel sprachlich vom altgriechi­schen „angelos“kommt, was Bote bedeutet, während der Bengel eine Bezeichnun­g für einen Knüppel oder eine Stange war – und Menschen, die damit hantierten, als grob eingestuft wurden. (Ganz ähnlich übrigens wie beim Flegel, der von der Bezeichnun­g für das landwirtsc­haftliche Gerät auch auf Menschen übertragen wurde.)

Im anglophone­n Raum spricht man von „Secret Santa“, in der spanischsp­rachigen Welt von „amigo secreto“. Und in Skandinavi­en kennt man den Brauch als „Julklapp“– abgeleitet von „Jul“(Weihnachte­n) und „klappa“(klopfen), weil man anklopft, wenn man das Geschenk bringt. Und dann, je nach Tradition, vielleicht wegläuft, damit es geheim bleibt.

Bleibt noch die Frage, die eine Kollegin gestellt hat, die in einer besonders kleinen Abteilung arbeitet : „Kann man eigentlich auch zu zweit wichteln?“Gute Frage … nun, zumindest die Auslosung wird halt nur recht wenig Überraschu­ngen bringen.

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