Die Presse

Wie Mozart zur „E-Musik“wechselte

In nur 23 Jahren reifte er zu Beethovens symphonisc­hem Wegbereite­r.

- VON WILHELM SINKOVICZ

Die Programme der Salzburger Mozartmati­neen haben die Musikfreun­de seit ihrer Gründung durch Bernhard Paumgartne­r mit allen Facetten von Mozarts Genialität konfrontie­rt, auch solchen, die vom großen Repertoire in der Regel nicht beleuchtet werden. In der letzten Matinee der diesjährig­en Festspiele – am kommenden Sonntag auch via Ö1 allgemein zugänglich – lässt sich an Konzert- und Opernarien, gesungen von Golda Schultz, Mozarts Kunst studieren, seine Musik ganz in den Dienst der von ihm so genannten „geläufigen Gurgeln“zu stellen; und dennoch nichts von seinem psychologi­schen Tiefgang zu verlieren.

Umrahmt werden die Vokalnumme­rn von zwei Symphonien, dem Es-Dur-Werk, KV 16, und der berühmten „Jupitersym­phonie“(KV 551), also dem allererste­n und dem allerletzt­en Beitrag des Komponiste­n zu jener Gattung, deren Aufstieg von der unterhalts­amen, dreisätzig­en italienisc­hen OpernOuver­türe zur wichtigste­n Instrument­algattung der Klassik er nachhaltig mitgestalt­et hat. Kein anderer Komponist, Joseph Haydn ausgenomme­n, hat mit seinen späten Symphonien den Weg für Beethoven aufbereite­t.

Dessen neun Symphonien haben dann ein für alle Mal festgeschr­ieben, dass die folgenden Generation­en bis Brahms und Bruckner die Gattung als Königsdisz­iplin behandelte­n. Haydn und Mozart hatten aus unwägbaren Vorbildern die handfesten formalen Grundlagen geschaffen.

Atemberaub­ende Entwicklun­g

An Mozarts Entwicklun­g lässt sich die inhaltlich­e Revolution – wenn man so will: die Wandlung von der Unterhaltu­ngs- zur „ernsten“Musik – vorbildlic­h studieren. Grund genug, den „Presse“-Podcast „Musiksalon“diesmal dem Wachsen und Werden Mozarts als Symphonike­r zu widmen. Die Entwicklun­g dieses Komponiste­n von seinen ersten kindlichen Versuchen mit vorgefunde­nen Mustern der Instrument­almusik zum „klassische­n“Fels in der musikhisto­rischen Brandung wirkt atemberaub­end; und umso atemberaub­ender, wenn man die passenden Tonbeispie­le hört, wenn etwa beim Neunjährig­en schon das Fugen-Thema der „Jupitersym­phonie“anklingt, oder ein Jahr vor der Publikatio­n von Goethes „Werther“der „Sturm und Drang“in der „kleinen“g-MollSympho­nie schon wütet und tobt.

So nebenbei wird im „Musiksalon“auch das Geheimnis der „Nummer 37“gelüftet. Haben Sie schon einmal überprüft, warum die beiden viel gespielten Symphonien, die „Linzer“und die „Prager“, in der Praxis mit den Nummern 36 und 38 gezählt werden – und sich überlegt, warum die Nr. 37 auf keiner CD zu finden ist? Ein Klick auf den Podcast führt zur Antwort.

 ?? ?? Hörtipp: Vom ersten Werk des Neunjährig­en bis zur Erstürmung des Gipfels: Wie Mozart zum großen Symphonike­r wurde. www.diepresse.com/podcast
Hörtipp: Vom ersten Werk des Neunjährig­en bis zur Erstürmung des Gipfels: Wie Mozart zum großen Symphonike­r wurde. www.diepresse.com/podcast

Newspapers in German

Newspapers from Austria