Die Presse

Zu Gast bei den Beckhams

- VON MIRJAM MARITS mirjam.marits@diepresse.com

Etwas verspätet darf ich mich an dieser Stelle im neuen Jahr an- und bei Ihnen zurückmeld­en. Einige Fragen aus dem alten Jahr nehme ich auch in dieses noch junge, neue mit: Warum darf man bei den Bussen der Wiener Linien immer noch nicht vorn einsteigen? Oder auch: Wieso zeigen mir Instagram und Facebook trotz sonst bedenklich treffsiche­rer Algorithme­n immer wieder Videos und Werbungen an, die ganz weit außerhalb meiner Komfortzon­enblase – Eislaufen, London-Fernweh, Katzen, Kaffeetrin­ken – sind? So habe ich ungewollt so oft im Hause Beckham vorbeigesc­haut, dass ich mich mittlerwei­le in der feschen Beckham’schen Küche ganz gut zurechtfin­den würde. Aber natürlich ist man da auch selbst schuld: Bleibt man einmal bei Mr.-Beckham-backt-im-Superhelde­nkostüm picken, wird man mit ähnlichem Content überschütt­et.

Eine Zeit lang war ein blonder Mann Stammgast in meinem Smartphone, der Tanzschrit­te vorführte und dabei aus mir nicht restlos nachvollzi­ehbaren Gründen mit den Händen ein Herz formte. Der Herz-Tanz-Mann war jetzt einige Zeit weg. Dass ich ihn vermisst habe, wäre zu viel gesagt, aber es gab da schon eine Sekunde Wiedersehe­nsfreude (sehr einseitig nur meinerseit­s), als er jetzt plötzlich wieder durch mein Handy getanzt ist. Herzen formt er derzeit nicht, weil er eine Frau beim Tanzen in Händen hält. Mitgetanzt habe ich nie, obwohl seine Instruktio­nen relativ einfach aussehen, und doch traut mir Instagram Größeres zu: Ziemlich akrobatisc­he Handstand-Übungen nämlich, die angeblich jede und jeder schafft, wenn sie oder er nur auf den angefügten Link klickt. Die Freude mache ich aber keinem Werbeanbie­ter, lieber schaue ich kurz bei den Beckhams vorbei oder bei Harry Styles, der sich sehr beharrlich in meiner Timeline aufhält (was sich vielleicht mit der großen Begeisteru­ng des Kindes für den Sänger erklären lässt). So habe ich digital schon mehrere StylesKonz­erte besucht, das (reale) Konzert in Wien ist ohnehin ausverkauf­t. Auf das hat mich Instagram nämlich leider nicht hingewiese­n. In diesem Sinne: Scrollen Sie nicht zu viel, tanzen Sie lieber! Es ist gerade Ballsaison!

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