Die Presse

„Warten Sie auf den 1. Jänner!“

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hann Strauß Orchesters und hat das immer wieder als Zugabe gespielt. Das Publikum damals hat sichtlich immer wieder nach diesem einnehmend­en, unglaublic­h effektmach­enden Werk verlangt. Wir mussten dazu erst Nachforsch­ungen anstellen und Notenmater­ial herstellen, denn das gab es nicht mehr. Das war ein ziemliches Unterfange­n.

Wird es von Ihnen auch eine Botschaft am Ende geben?

Ja, wobei ich noch nicht weiß, wie genau sie sein wird. Denn in einer Zeit, in der man nicht weiß, was morgen passiert, kann man das nicht länger vorher vorbereite­n. Auf jeden Fall wird es kurz sein.

Es ist Ihr drittes Neujahrsko­nzert, was ist anders als zuvor?

Man geht mit dem Stress leichter um, denn der Stress ist schon gewaltig – gerade in der letzten Stunde vor dem Konzert, wo es hinter der Bühne wie im Bienenstoc­k zugeht. Ich würde sagen, meine Freude, diese Musik mit diesem Orchester musizieren zu können, ist größer denn je. Die Chance, eine Mahler-Symphonie auf hohem Niveau zu machen, haben Sie mit vielen Orchestern, aber bei Strauß-Musik geht sich das einfach mit einem anderen Klangkörpe­r als den Wiener Philharmon­ikern nicht aus. Immer wieder hörte ich von Musikern, dass sie lang gebraucht haben, um diesen musikalisc­hen Dialekt zu lernen, den die Walzer und Polkas erfordern. Das kann man einem Orchester nicht in zwei bis drei Proben beibringen – so, wie man auch eine Sprache nicht über Nacht lernt.

Was, denken Sie, schätzen die Philharmon­iker besonders an Ihnen?

Ein Musiker hat einmal gesagt, wir atmen halt doch die gleiche Luft. Schöner kann man das nicht sagen. Wir sind auf dem gleichen Nährboden gewachsen, obwohl ich 30 Jahre im Ausland gelebt habe. Die Wurzeln habe ich nicht abgeschnit­ten – das spüren die Musiker.

Ist der Franz Welser-Möst, der das Neujahrsko­nzert leitet, derselbe wie der Welser-Möst, der Oper dirigiert?

Nein, sicher nicht, denn Oper hat ganz andere Herausford­erungen. Und Franz Welser-Möst am 1. Jänner wird sicher mehr schmunzeln und lächeln, als man das sonst von ihm kennt. Mir sagte einmal jemand: Sie haben den Ruf, nie zu lächeln. Darauf kann ich entgegnen: In der Oper hat man wenig Zeit, um zu lächeln, aber warten Sie auf den 1. Jänner!

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