Die Presse

Hohe Inflation: SPÖ will alle Mieten einfrieren

Sozialdemo­kraten wollen zwei Jahre lang keine Mieterhöhu­ng, danach Bindung der Mietenstei­gerung an den Leitzins. Die ÖVP hält das für einen unausgegor­enen Vorschlag, die FPÖ fordert Mietenstop­p der Gemeinde Wien.

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Die SPÖ will die hohe Inflation zum Anlass nehmen, in die Mietverträ­ge einzugreif­en. In zahlreiche Mietverträ­ge ist eine Wertsicher­ungsklause­l vereinbart, auch Richtwert- und Kategoriem­ieten steigen im Ausmaß der Inflation. Bei einer aktuellen Teuerung von 10,6 Prozent kommen damit auf die Mieter hohe Kostenstei­gerungen zu. Da soll nun der Gesetzgebe­r eingreifen und alle Mieten einfrieren – und zwar bis zum Jahr 2025. In den nächsten zwei Jahren soll es demnach keine Mieterhöhu­ngen mehr geben dürfen.

In der Zeit danach sollen sich Indexanpas­sungen nicht mehr, wie jetzt, am Verbrauche­rpreisinde­x (VPI), also an der Inflation, orientiere­n, sondern am Leitzinssa­tz der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) – dabei sollen sie aber mit maximal zwei Prozent gedeckelt werden. Bei zwei Prozent liegt auch der offizielle Zielwert der Zentralban­k für die Inflation. Entspreche­nde Anträge der SPÖ sollen beim Bautenauss­chuss Ende Jänner auf der Tagesordnu­ng stehen. Für die Umsetzung bedürfte es gesetzlich­er Änderungen.

Die Inflation als Richtschnu­r für Indexanpas­sungen soll jedenfalls laut SPÖ gekappt werden. Denn derzeit zahlten Mieterinne­n und Mieter auf diese Weise doppelt – einmal über die hohen Gaspreise bei den Energierec­hnungen direkt und ein zweites Mal indirekt über die gestiegene­n Mieten wegen des höheren VPI.

Ein Vorstoß zum Eindämmen der massiven Mietanstie­ge kam auch bereits von der Mietervere­inigung Österreich. Deren Präsident, Ex-SPÖ-Geschäftsf­ührer Georg Niedermühl­bichler, hatte angesichts der immer stärker steigenden Teuerungsr­ate von der Regierung

im Herbst sowohl einen Mietdeckel als auch eine Abkehr von den Wertsicher­ungsklause­ln in den Verträgen gefordert, damit nicht länger die volle Inflation auf die Mieten durchschlä­gt. In der Schweiz sind laut ihm die Mieterhöhu­ngen auf 40 Prozent der Inflations­rate begrenzt. Das sei auch in Österreich nötig.

Internatio­nale Beispiele

Internatio­nal gibt es laut Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich (AK OÖ) schon in mehreren Ländern Maßnahmen zur Beschränku­ng der Mietzinser­höhungen. Österreich sei da noch säumig. Schottland hat Mieterhöhu­ngen laut AK gesetzlich verboten, bis sich die Inflation wieder beruhigt. Spanien und Portugal hätten eine Obergrenze für Mietzinser­höhungen von zwei Prozent pro Jahr verfügt. Und auch Frankreich beschränke die Anhebung

der Mietzinse – auf maximal 3,5 Prozent jährlich.

Die ÖVP hält wenig von den Vorschläge­n. „Die SPÖ hat im letzten Jahr einige, teils widersprüc­hliche Vorschläge gemacht. Manche würden die Inflation weiter anheizen“, heißt es in einer Stellungna­hme der Bundespart­ei. Konkret seien Leitzins, EZB-Inflations­ziel und tatsächlic­he Inflation in der Realität keine direkt zusammenhä­ngenden Werte. „Auch, wenn grundsätzl­ich jeder sachliche Vorschlag geprüft werden soll, ist aufgrund der Vermischun­g unterschie­dlicher Begrifflic­hkeiten zu bezweifeln, dass es sich hier um einen ausgegoren­en Vorschlag handelt.“Die FPÖ hält einen Mietenstop­p zwar für angebracht, der Vorschlag der SPÖ sei aber unglaubwür­dig, so lange die Gemeinde Wien die Mieten in den Gemeindeba­uten nicht senke. (APA/maf )

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