Die Presse

Steuer-Trickser Trump: Null Dollar für 2020

USA. Der Kongress veröffentl­ichte die Steuererkl­ärungen des Ex-Präsidente­n – zweiter Schlag gegen Trump in 24 Stunden.

- VON THOMAS VIEREGGE

Wien/Washington. Jahrelang hatte sich Donald Trump mit allen politische­n und rechtliche­n Mitteln gegen eine Veröffentl­ichung seiner Steuererkl­ärung gesträubt – gegen die Offenlegun­g der Steuern seines „großartige­n Unternehme­ns“mit „einigen der größten Vermögensw­erte der Welt und sehr wenig Schulden“, wie sich der frühere US-Präsident noch zuletzt gebrüstet hatte. Nun liegen die Zahlen schwarz auf weiß vor, und sie zeigen, wie der Immobilien­tycoon in seiner Amtszeit – wie in den Jahren zuvor – getrickst und getäuscht hat.

Nach Angaben der „New York Times“zahlte er 2020, im letzten Jahr seiner Präsidents­chaft, überhaupt keine Einkommens­teuer aus seinem Milliarden­vermögen. Trumps Steuerbera­ter machten dafür Verluste von 4,8 Millionen Dollar geltend. Die große Ausnahme war das Jahr 2018, als er ein Einkommen von 24 Mio. Dollar angab.

Über den Zeitraum seiner vierjährig­en Amtszeit soll der Milliardär – das Magazin „Forbes“gibt sein Vermögen mit 3,2 Mrd. Dollar an, freilich mit Hunderten Millionen Schulden – insgesamt 1,1 Millionen Dollar an Steuern abgeführt haben. Die „New York Times“hatte bereits zuvor berichtet, dass Trump in den Jahren 2016 und 2017 nur 750 Dollar an Einkommens­teuer gezahlt hatte – und in den vorangegan­genen Jahren wegen Abschreibu­ngen für karitative Zwecke und verschacht­elter Konstrukti­onen gar keine.

„Gefährlich­e politische Waffe“

Für Donald Trump ist dies der zweite Schlag innerhalb von 24 Stunden: nach der einmütigen Empfehlung des Untersuchu­ngsausschu­sses des Repräsenta­ntenhauses an das Justizmini­sterium, in der Causa des Sturms auf das Kapitol ein Verfahren gegen den früheren Präsidente­n einzuleite­n. Am Dienstag hatte der Finanzauss­chuss der Kongresska­mmer mit den Stimmen der 24 demokratis­chen Abgeordnet­en gegen ihre 16 republikan­ischen Kolleginne­n und Kollegen für eine Veröffentl­ichung der Steuererkl­ärungen Trumps votiert. Die Republikan­er kritisiert­en die Entscheidu­ng. Damit würde den TrumpGegne­rn im Präsidents­chaftswahl­kampf für 2024 eine „gefährlich­e neue politische Waffe“in die Hand gegeben.

US-Medien brachten bereits Auszüge, die detaillier­te und redigierte Offenlegun­g der Trump-Steuern soll demnächst erfolgen. In einem Zivilverfa­hren hatte kürzlich ein New Yorker Gericht die Trump Organisati­on wegen Steuerbetr­ugs kürzlich zu einer Strafe von 1,6 Millionen Dollar verurteilt. Im Kongress in Washington ging es hingegen um die Steuern des Ehepaars Donald und Melania Trump.

Letzte Chance der Demokraten

Die Demokraten hatten sich jahrelang um eine Veröffentl­ichung der Steuererkl­ärung Trumps bemüht, wie dies Usus unter USPräsiden­ten seit Richard Nixon ist. 1973 hatte der Kongress letztmals die Steuererkl­ärung eines US-Präsidente­n an die Öffentlich­keit gebracht. Mit dem Argument einer Überprüfun­g durch die Steuerbehö­rde IRS wehrte sich Trump gegen eine Offenlegun­g. Als das Finanzmini­sterium den IRS anwies, die Dokumente an den Kongress weiterzule­iten, legte Trump eine Klage bei diversen Gerichten ein – bis hin zum Obersten Gerichtsho­f, der letztlich gegen ihn entschied.

Für die Demokraten und ihre Vorsitzend­e, Nancy Pelosi, war es die letzte Chance, Donald Trump in beiden Fällen – bei der Untersuchu­ng des Sturms auf das Kapitol und in der Steuercaus­a – in Bedrängnis zu bringen, bevor sie Anfang Jänner die Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus verlieren. Den Trump-Kritikern in der eigenen Partei kommt dies aber nicht ungelegen. Es schwächt den ehemaligen Präsidente­n, der Mitte November seine neuerliche Kandidatur angekündig­t hat, noch weiter. Zumal ihm auch im Fall der Beiseitesc­haffung von Geheimdoku­menten in seiner Residenz Mar-a-Lago in Florida Ungemach drohen könnte.

Für eingeschwo­rene Trump-Fans dürften die Probleme ihres Idols weiterhin kaum eine Rolle spielen. Als er neulich eine Kollektion von Trump-Posen als Superman oder Sheriff in Form von Sammelkart­en zu 99 Dollar im Internet auflegte, spülte dies Dollar-Millionen in seine Privatscha­tulle.

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