Es war zum Haareraufen
Sein Geburtsort lässt sich nicht so eindeutig festlegen: Man kann nur sagen „nahe bei“jener asiatischen Stadt. Auf die Welt kam er nämlich in einem Zug, in dem die werdende Mutter auf dem Weg zum werdenden Vater saß.
Der Geburtsort der Frau hingegen war eindeutig eine Stadt in Surrey, rund 50 Kilometer von London entfernt. Allerdings verlebte sie nicht ihre ganze Kindheit dort, sondern zog mit ihrer Familie mehrmals um – auch in den asiatischen Raum. Als Teenager kam sie nach London zurück und setzte fort, was sie bereits als Kleinkind begonnen hatte: eine Tanzausbildung. Mit 17 Jahren wurde ihr eine große Ehre zuteil, doch war der Choreograf, mit dem sie zusammenarbeitete, fast am Verzweifeln, da sie zwar hart trainierte und sehr begabt war, aber immer eine Zeit brauchte, um gewisse Rollen und Figuren zu verstehen: Sie musste sie „verinnerlichen“, um sie glaubhaft verkörpern zu können. War der Punkt erst einmal erreicht, war ihre Darbietung aber verzückend.
Der Mann lernte sein Handwerk zwar auch schon als Kind, in eine höhere Akademie gelangte er aber erst später – relativ spät für seine Profession. Er stellte sich sehr gut an, doch brachte auch er einige Leute zum Haareraufen, nicht zuletzt wegen seiner eher ungehobelten Art und seines Widerstands gegen die Obrigkeit. Dennoch und trotz Selbstzweifels aufgrund seines Alters und seiner technisch nicht ausgeprägten Raffinesse begann er eine steile Karriere.
1961 trafen die beiden aufeinander; ihre Kooperation stellte sich als sehr ertragreich heraus und hielt über Jahre an. Die viel ältere Frau hatte inzwischen schon eine Sinnkrise überwunden, war in Kontakt mit einer bekannten Landsfrau sowie einem karibischen Politiker gekommen und hatte aufgrund einer politischen Aktion eine Nacht in Haft verbracht. Der Mann war einer der wenigen seiner Landsleute, die die Heimat für ihre Arbeit verlassen durften; irgendwann wollte er nicht mehr zurück. Da er somit staatenlos war, kam es, dass er 1982 über einen Österreicher die hiesige Staatsbürgerschaft erhielt. ■
Wer traf wen? Die erste Kollaboration? Die Landsfrau, der Politiker? Der Österreicher?