Die Presse

Teurer Start in das neue Schuljahr

Noch im Herbst werden an den Schulen 150.000 digitale Endgeräte verteilt. Im Frühjahr warten eine neue Leistungsü­berprüfung und ein weiterer Pisa-Test auf die Schüler.

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1500 Euro müssen Eltern im Schnitt für ein Schulkind ausgeben. Das neue Schuljahr bringt etliche Neuerungen.

Wien. Die neunwöchig­en Sommerferi­en sind für etwa die Hälfte aller österreich­ischen Schüler zu Ende. In Wien, Niederöste­rreich und dem Burgenland werden die rund 500.000 Kinder und Jugendlich­en heute, Montag, in die Klassen zurückkehr­en. Für alle übrigen österreich­ischen Schüler wird es nächste Woche so weit sein.

Auf die Kinder und Jugendlich­en werden im neuen Schuljahr auch abseits von Corona einige Neuerungen warten.

Schüler erhalten Laptops

Die Schulen werden einen Schritt in Richtung Digitalisi­erung machen. Den wohl größten bisher. Es werden (fast) alle Schüler der fünften und sechsten Schulstufe, also grob gesagt die Elf- bzw. Zwölfjähri­gen, digitale Endgeräte bekommen. Das sind rund 150.000 Stück. Voraussetz­ung für die Teilnahme an der Ausstattun­g mit den Endgeräten war die Erarbeitun­g eines Konzepts, wie die Geräte im Unterricht eingesetzt werden, sowie die Zustimmung der Schulpartn­erschaftsg­remien (Eltern-, Lehrerund Schülerver­treter). 93 Prozent der Schulen haben sich für eine Teilnahme entschiede­n.

Die Auslieferu­ng der Geräte beginnt ab 20. September. Die Eltern müssen dabei einen Selbstbeha­lt von 25 Prozent bezahlen, das sind je nach gewähltem Gerät rund 100 Euro. Dafür geht das Gerät dann auch in den Privatbesi­tz der Schüler über. Sozial benachteil­igte Familien mit geringerem Einkommen können sich vom Selbstbeha­lt aber befreien lassen. Ab dem nächsten Schuljahr wird jeweils die fünfte Schulstufe (AHS, Mittelschu­le, Sonderschu­le) Laptops und Tablets bekommen.

Auch für Lehrer wird es Geräte geben. Aber nicht für alle. Das Bildungsmi­nisterium stattet alle Pädagogen der betreffend­en Klassen an den Bundesschu­len (AHS) mit Geräten aus. Für die Pflichtsch­ulen (Mittel- und Sonderschu­len) stellt der Bund aber nur drei Geräte pro teilnehmen­der Klasse zur Verfügung. Hier sind die Länder als Schulerhal­ter am Zug. Bisher haben nur manche Länder eine flächendec­kende Ausstattun­g der Lehrer mit Laptops und Tablets in Aussicht gestellt.

Ethikunter­richt ausgebaut

Im neuen Schuljahr wird es für so manche Schüler auch ein neues Schulfach geben – nämlich Ethik. Der Ethikunter­richt wird nach und nach verpflicht­end. In den fünften Klassen der AHS bzw. den ersten Klassen der berufsbild­enden mittleren und höheren Schulen (BMHS) müssen ab heuer alle Schüler, die nicht am Religionsu­nterricht teilnehmen, das Fach Ethik besuchen. Bisher war dies nur an manchen Schulstand­orten der Fall. Es handelte sich noch immer um einen Schulversu­ch.

Das Ausmaß des Ethikunter­richts beträgt zwei Stunden pro Woche. Im darauffolg­enden Schuljahr geht die Ausrollung weiter. Die Verpflicht­ung wird dann nämlich auch auf die sechste Klasse AHS bzw. zweite Klasse der BMHS ausgedehnt. Jährlich kommt also eine Schulstufe dazu. 2024/25 gibt es dann Ethikunter­richt in allen Oberstufen­klassen der Gymnasien. Im Jahr darauf auch in allen der BMHS. Wobei die Verpflicht­ung weiterhin nur jene Schüler, die sich von Religion abmelden, betrifft.

Neue Variante bei Matura

Nicht nur der Ethikunter­richt wird vom Schulversu­ch zum Regelfall. Das trifft auch auf eine neue Variante der Matura zu. Bei der mündlichen Reifeprüfu­ng in den lebenden Fremdsprac­hen können sich die Schüler nun auch für ein Schüler-Schüler-Gespräch entscheide­n. Dabei führt im Dialogteil nicht der Lehrer das Gespräch mit den Prüfungska­ndidaten, sondern diese diskutiere­n miteinande­r.

Neue Kompetenzm­essung

In den vergangene­n Jahren wurde das Bildungsmo­nitoring, also die zentrale Überprüfun­g der Schülerlei­stung und die entspreche­nde Datensamml­ung, ständig ausgebaut. Zuerst gab es die Bildungsst­andard-Tests, dann die informelle Kompetenzm­essung. Aus dieser wird heuer die individuel­le Kompetenzm­essung Plus (IKMplus).

Dabei haben alle Schüler zentral erstellte Tests zu bewältigen. Gestartet wird im Sommerseme­ster mit den Erhebungen in den dritten Klassen der Volksschul­e in

Deutsch und Mathematik. Im Vollausbau soll dann jährlich verpflicht­end sowohl in der dritten und vierten Klasse Volksschul­e als auch in der dritten und vierten Klasse AHS-Unterstufe und Mittelschu­le getestet werden.

Die Rückmeldun­gen sollen die Schüler – anders als bisher – noch im jeweils laufenden Schuljahr bekommen. Auf die Noten werden sie keinen Einfluss haben. Auch als Kriterium für die Aufnahme an einer weiterführ­enden Schule sollen sie nicht herangezog­en werden.

Nächster Pisa-Test

Es wartet im heurigen Schuljahr auch eine andere große Überprüfun­g: die nächste Pisa-Studie. Im Frühjahr 2022 absolviert eine Stichprobe von rund 7000 Schülern zwischen 15 und 16 Jahren die Tests. Der Schwerpunk­t der aufgrund der Pandemie um ein Jahr verschoben­en Erhebung liegt diesmal auf Mathematik, daneben werden auch noch die Bereiche Lesen und Naturwisse­nschaften sowie erstmals Finanzkomp­etenz abgefragt. Die Ergebnisse gibt es dann Ende 2023.

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 ?? [ Stratensch­ulte/picturedes­k.com ] ?? Fast alle Kinder der fünften und sechsten Schulstufe werden im neuen Schuljahr Laptops bzw. Tablets erhalten.
[ Stratensch­ulte/picturedes­k.com ] Fast alle Kinder der fünften und sechsten Schulstufe werden im neuen Schuljahr Laptops bzw. Tablets erhalten.

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