Verspielt Britten spielen
Konzerthaus. Die jüngste Matinee des Kammerorchesters einte Cellist Bartolomey und den dirigierenden Streicherkollegen Tjeknavorian.
Lächelnde Gesichter bei „Playful Pizzicato“aus der „Simple Symphony“Benjamin Brittens, von diesem selbst als „nette kleine Schulsuite für Streicher“bezeichnet. Emmanuel Tjeknavorian am Pult des Wiener Kammerorchesters stellte sich im Frack und mit viel Elan der nur vermeintlich simplen Aufgabe. Nomen est omen galt für alle vier Sätze mit ihren fantastisch-alliterierenden Titeln: Die „Sentimental Sarabande“bot große Gefühle, das „Frolicsome Finale“spielte das Kammerorchester wahrlich frohlockend.
Bei Haydns erstem Cellokonzert trug es hingegen dicker auf, als die „historische Aufführungspraxis“erlaubt. Matthias Bartolomey, den Nikolaus Harnoncourt vor zehn Jahren zum Solocellisten seines Concentus bestellt hat, musizierte im Kontrast dazu tänzerisch-luftig. Seine selbst komponierten Kadenzen waren virtuos und doppelgrifflastig. Obwohl er mit seinem Duopartner Klemens Bittmann gern jazzig unterwegs ist, hat er nie mit dem klassischen Stil gebrochen. Den spritzigen dritten Satz hatte er sich im Vorfeld offensichtlich genauer angeschaut, hier gelang die zuvor nicht ganz sichere Daumenlage dem raschen Tempo zum Trotz deutlich besser.
Als Zugabe die Uraufführung eines kurzen Stücks von Bartolomey selbst: „Interlude“, ein Auftragswerk des Konzerthauses, nimmt passenderweise den Rhythmus des Haydn-Finales auf, erinnert dann an orientalische Musik und bleibt durchgehend tonal. Besonders die wiederholt auftauchenden, pulsierenden Orgelpunkte verliehen ihm Filmmusikcharakter. Der Anruf aus Hollywood kann kommen!
Nach der Pause unterstrich Tjeknavorian seinen Ehrgeiz, auch am Pult zu den kommenden Stars zu zählen: Auswendig dirigierend riss er das Kammerorchester zu einer energischen Interpretation hin. Zum Glück wurde das Konzert nicht in den Großen Saal verlegt. Im Mozartsaal klang das Ensemble beinah wie ein opulent besetztes Symphonieorchester.