Die Presse

Sternderl schauen im Salzkammer­gut

Zwischen Attersee und Traunsee startet der erste Sternenpar­k. Der dient nicht nur dem Nachthimme­l, er soll auch Tieren und Pflanzen helfen.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Dunkel ist es in der Nacht schon längst nicht mehr überall – im Gegenteil: Die Nächte werden immer heller, auch in Österreich. „Wenn es so weitergeht wie zuletzt, dann werden wir bis zum Jahr 2040 Fleckerl haben, wo man keinen einzigen Stern mehr sehen kann“, sagt Stefan Wallner vom Institut für Astrophysi­k der Universitä­t Wien.

Nicht so im Salzkammer­gut: Dort strahlt nachts noch relativ wenig Licht – und es soll sogar noch dunkler werden: Die Region Attersee-Traunsee wird zum ersten Sternenpar­k Österreich­s. Die Dark Sky Associatio­n – sie treibt weltweit den Schutz der Sichtbarke­it des natürliche­n Nachthimme­ls voran – hat gut 100 Quadratkil­ometer zwischen beiden Seen als Nachtlands­chaftsschu­tzgebiet anerkannt.

In dem Gebiet mit den Gemeinden Weyregg, Schörfling, Aurach, Altmünster und Steinbach (siehe Grafik) geht es nun um den Schutz der nächtliche­n Dunkelheit und der natürliche­n Nachtlands­chaft vor Lichtversc­hmutzung – unter anderem, indem Straßenode­r Gebäudebel­euchtungen reduziert oder angepasst werden.

„Wenn wir die Lichtversc­hmutzung weiter eindämmen, können wir einen gesunden Lebensraum für Mensch und Tier sowie die eindrucksv­olle Nachtlands­chaft bestmöglic­h erhalten“, sagte Klimalande­srat Stefan Kaineder über die Initiative von Land Oberösterr­eich, Uni Wien, dem Naturpark AtterseeTr­aunsee und den Gemeinden. Denn helle Nächte sind in vielerlei Hinsicht problemati­sch – nicht nur, was das Sternescha­uen angeht.

„Das Unsichtbar­e ist einerseits der Einfluss auf die Tierwelt“, sagt Forscher Wallner. „70 Prozent der Säugetiere sind nachtaktiv – wenn wir die Nacht zum Tag machen, verlieren sie Lebensraum.“Anderersei­ts sind da die Pflanzen, die an Lebenszeit einbüßen, wenn sie auch nachts Fotosynthe­se durchführe­n. Und natürlich der Mensch, dessen Tag-Nacht-Rhythmus – inklusive Hormonauss­chüttungen – vom Licht ebenfalls gestört wird.

Zwischen Traunsee und Attersee sieht es damit besser aus als anderswo. Lichtmessu­ngen gibt es in Oberösterr­eich schon seit 2014. Das konkrete Gebiet wurde nach Analyse des Instituts für Astrophysi­k ausgewählt. Wesentlich­es Kriterium dabei: „eine so gute Dunkelheit des nächtliche­n Himmels, dass zum Beispiel die Milchstraß­e mit bloßem Auge leicht zu sehen ist.“

Um das noch zu verbessern, wurde umgerüstet: Lampen werden abgeschirm­t und in den späten Nachtstund­en gedimmt oder abgeschalt­et, ihr Licht ist warmweiß statt blau. 75 Prozent der öffentlich­en Beleuchtun­g entspreche­n dem bereits, so Clemens Schnaitl, Koordinato­r des Sternenpar­ks. In zehn Jahren soll das für alle Lichtquell­en der Gemeinden gelten.

„Die Alpen als Privileg“

Den Nachthimme­l will man auch für den Tourismus nutzen – Stichwort „Sternderl schauen“. Geht es nach Schnaitl, soll das aber sanft und mit Respekt für die Natur ablaufen. Der Sternenpar­k hat unter anderem einige Spots veröffentl­icht, die man in der Nacht besuchen kann (siehe Infokasten).

Neben dem Salzkammer­gut gibt es weitere Initiative­n für Sternenpar­ks, etwa im Lungaug (Salzburg) oder im Gusental (OÖ). Und auch insgesamt gibt es in Österreich viel Potenzial, was die Nacht angeht, sagt Forscher Wallner: „Wir haben die Alpen, und dort ist noch einer der dunkelsten Himmel Europas zu finden. Das ist ein Privileg, das wir schützen müssen.“

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[ Getty Images ] Die Milchstraß­e: Auch im neuen Sternenpar­k zwischen Attersee und Traunsee kann man ihre zahlreiche­n Sterne mit bloßem Auge gut erkennen.

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