Frisiert Serbien die Statistik?
Zahlreiche Indizien legen eine Beschönigung der Lage nahe.
Belgrad. „Wir haben die mit Abstand niedrigste Todesrate, die geringste Zahl von Neuinfizierten und testen am meisten Bürger von allen Staaten in der Region“, behauptete Serbiens Gesundheitsminister Zlatibor Loncarˇ kürzlich stolz. „Und bei Impfungen sind wir der führende Staat in Europa.“
Die meisten Behauptungen hat das Portal „instinomer.rs“als Lüge entlarvt. Zudem legen die Infektionszahlen wieder zu. Doch die offiziellen Sterbezahlen pro Tag bleiben aktuell mit rund 15 Toten bei über 3000 Neuinfizierten auffällig niedrig. Es sei etwas faul, sagen Beobachter. Zudem liegt die amtliche Coronatodesrate weit unter jener anderer Staaten der Region, aber auch etwa Deutschlands. Dagegen ist die Zahl von mehr als 100 an Covid gestorbenen Ärzten selbst im Vergleich zu Nachbarn wie Bulgarien und Bosnien sehr hoch. Serbiens Todeszahlen seien „unrealistisch“, sagt der Epidemiologe Zoran Radovanovic:´ „Unseren Statistiken sollte man nicht glauben. Sie sind die ganze Zeit frisiert.“
Auch die massiv vermehrten Todesanzeigen und Sonderbestattungsschichten der Friedhöfe nähren den Verdacht, dass auch bei Serbiens dritter Virenwelle im Winter an der Statistik geschraubt wurde. Laut der Zeitung „Danas“lag die vom Statistikamt publizierte Zahl der Gesamttodesfälle im Dezember um 97 Prozent über der vom Dezember 2019 und 70 % über dem Durchschnitt 2016 bis 2019.