Bauern verdienen an Mercosur
Studie. Die umstrittenen Freihandelsabkommen der EU steigern die Exporte der europäischen Landwirte stärker als die Importe in die EU.
Brüssel. Der Widerstand der europäischen Landwirte gegen das Freihandelsabkommen der EU mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten ist ungebrochen. Dabei würden auch sie von dem Pakt profitieren, wie die EU-Kommission in einer aktuellen Studie vorrechnet. Demnach steigern solche Abkommen die Exporte von Lebensmitteln aus Europa stärker als die Importe.
Konkret werden die zwölf jüngsten Freihandelsabkommen der Union mit Australien, Kanada, Chile, Indonesien, Japan, Malaysien, Mexiko, Neuseeland, den Philippinen, Thailand, Vietnam und den MercosurStaaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay die Exporte der europäischen Landwirte in diese Länder um 29 Prozent steigern. In absoluten Zahlen sind das mehr als fünf Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen, so die Studienautoren. Vor allem die Ausfuhren von Käse, Butter, Milchpulver, Schweinefleisch, Wein, anderen Getränken und Tabak würden kräftig steigen, so die Erwartung. Hauptdestinationen seien Japan,
Thailand, Vietnam – und die Mercosur-Staaten. Auf der Verliererseite stünden hingegen die EU-Produzenten von Rindfleisch, Geflügel, Schweinefleisch, Zucker und Reis.
100.000 Tonnen Rindfleisch
Mit dem Wegfall der hohen Zölle auf südamerikanisches Rindfleisch würden die Rindfleischimporte in die EU etwa um ein Viertel ansteigen, bestätigen die Autoren die Befürchtung vieler heimischer Landwirte. Entsprechend harsch fiel auch die Reaktion der Branchenvertreter auf die von der EUKommission vorgelegte Untersuchung aus. Mit dem Mercosur-Pakt würden 100.000 Tonnen Rindfleisch, 180.000 Tonnen Geflügelfleisch, 25.000 Tonnen Schweinefleisch und 180.000 Tonnen Zucker pro Jahr schrittweise weniger bezollt „auf den europäischen Binnenmarkt strömen“, warnt die österreichische Agrarsprecherin im Europaparlament, Simone Schmiedtbauer (VP). Sie fordert eine sorgfältige Folgenabschätzung statt einer weiteren reinen Handelsstudie. (auer)