Die Presse

Ein leises Highlight für den Podest-Abonnenten

Ski alpin. Marco Schwarz krönt seinen Slalom-Lauf mit dem Sieg in Schladming. Die Konstanz des 25-Jährigen besticht und macht ihn zu einem WM-Favoriten. Einfach abschauen könne man sich das jedoch nicht, weiß Manuel Feller.

-

Schladming. Als echtes Highlight hat Marco Schwarz den Premierent­riumph im Nightrace auf der Planai bezeichnet. „Für einen SlalomFahr­er ist in Schladming zu gewinnen das Gleiche wie für einen Abfahrer in Kitzbühel“, sagte der 25-Jährige, der vor den Franzosen Clement´ Noel¨ und Alexis Pinturault gewann. Obwohl erst 24 Auflagen alt, stuft er das Flutlicht-Spektakel als „Klassiker schlechthi­n“ein. Nur das Erlebnis, das sei ohne die üblichen 45.000 Fans entlang der Strecke nicht dasselbe gewesen. „Es ist wie mit Startnumme­r 75, da sind auch nicht mehr so viele Leute da.“

Schwarz stieß in Schladming damit zur Schicksals­gemeinscha­ft in diesem zuschauerl­osen WMWinter hinzu: In Kitzbühel feierten Beat Feuz (beide Abfahrten) oder Vincent Kriechmayr (Super-G) ihre ersten Hahnenkamm-Siege vor leeren Rängen, auch Teamkolleg­e Manuel Feller hatte bei seinem ersten Weltcuperf­olg in der Flachau nicht den gewohnt lautstarke­n Heimvortei­l. Obwohl die Fans schon die ganze Saison über fehlen, hat sich Schwarz an dieses Gefühl noch nicht recht gewöhnt. „Bei der Besichtigu­ng kriegt man es schon mit, beim Fahren selbst ist es gar nicht so tragisch. Wenn man über die Ziellinie fährt, dann merkt man es natürlich am meisten“, berichtet der Kärntner.

In Rot zum letzten WM-Test

Mit dem zweiten Saisonsieg neben vier weiteren Podestplät­zen (und einem neunten Rang) in sieben Bewerben hat Schwarz seinen Ruf als konstantes­ter Slalomfahr­er in diesem Winter untermauer­t und seine Führung in der Diszipline­nwertung weiter ausgebaut. Dass er im Roten Trikot zum Slalom-Doppel in Chamonix am Wochenende, der Generalpro­be für die WM in Cortina d’Ampezzo, anreist, empfindet er nicht als zusätzlich­en Druck. „Natürlich ist es schön, wenn man das Rote Trikot hat. Aber aus ist es dann, wenn das letzte Rennen ist.“

Auf den Slalom-Herren ruhen die Hoffnungen für die Titelkämpf­e (ab 9. Februar). Allein Schwarz und Feller, der in Schladming als Halbzeitfü­hrender nach sechs Toren ausschied, zeichneten in dieser Saison für neun von 21 Stockerlpl­ätzen verantwort­lich, nur im Nachtslalo­m in Madonna di Campiglio war Österreich nicht unter den Top drei vertreten. Schwarz betont, nach jahrelange­r harter Arbeit – gebremst durch einen Kreuzbandr­iss 2019 – nun zu ernten. Die vielen Schneetage in der Vorbereitu­ng auf die Saison seien sehr intensiv gewesen, hätten ihm zum idealen Setup verholfen. „Das Material funktionie­rt sehr, sehr gut. Ich fühle mich sehr wohl darauf und kann befreit Ski fahren.“Herren-Rennsportl­eiter Andreas Puelacher hob die Konstanz hervor, mit der Schwarz abliefert. „Es gibt kein Ausscheide­n, er steht sehr, sehr stabil auf dem Ski. Die Grundtechn­ik ist hervorrage­nd“, so der Tiroler. Hinzu komme „natürlich ein Selbstvert­rauen nach diesen Podestplät­zen“.

Das Überraschu­ngsmoment

Im Gegensatz dazu fährt bei Feller stets das Überraschu­ngsmoment mit – positiv wie negativ: Schladming brachte den 41. Ausfall im 126. Rennen, fast jedes dritte Mal kommt er also nicht ins Ziel. An Schwarz könne er sich jedoch kein Beispiel nehmen, zu unterschie­dlich sei die Technik. „Er nimmt den Innenski extrem mit und verkürzt so den Schwung. Das ist schwer nachzumach­en“, sagt der Tiroler. Das sah auch Schwarz so: „Er hat einen anderen Fahrstil als ich.“Dass beide zum Sieg führen können, haben sie bewiesen. (swi)

 ?? [ APA ] ?? Sechstes Slalom-Podest und zweiter Sieg für Marco Schwarz in dieser Saison.
[ APA ] Sechstes Slalom-Podest und zweiter Sieg für Marco Schwarz in dieser Saison.

Newspapers in German

Newspapers from Austria