Die Presse

Schneeschu­he zum Abfahren

- VON BENEDIKT KOMMENDA E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

Tertium non datur, sagt der logisch denkende Lateiner, ein Drittes gibt es nicht zwischen einem konträren Gegensatzp­aar. In der digital-binären Welt, wo alles auf Null-oder-eins-Kombinatio­nen beruht, mag er recht haben. Beim Tourengehe­n im Schnee aber nicht.

Da gibt es ja auf der einen Seite Tourenski und auf der anderen Schneeschu­he. Bei Letzteren hat Co-Mitglied Julia Neuhauser hier im Sport-Club die einfache Handhabung gelobt, das wohlverdie­nte Abfahren nach dem Aufstieg jedoch vermisst. Als Kompromiss, der, wenn schon nicht das Beste, so doch Gutes aus beiden Welten vereint, bieten sich Crossblade­s an.

Ich habe sie neulich, als in Ostösterre­ich noch mehr Schnee als gestern gefallen war, aus dem Keller geholt, um eine Rundtour von und – über die Schoberalm und das (geschlosse­ne) Öhlerschut­zhaus – nach Puchberg zu gehen und zu fahren. Die Crossblade­s sind eine noch junge Schweizer Erfindung (www.crossblade­s.com), die in mehrerlei Hinsicht zwischen Schneeschu­hen und Tourenskie­rn liegt: Länge, Gewicht oder Schuhwerk (sie sind wahlweise mit Bindungen für Wanderschu­he oder Tourenskis­chuhe erhältlich). Die Gestalt erinnert ein bisschen an Boote, und wirklich: auf Tiefschnee schwimmen sie beinahe.

Ihr Clou ist aber an der Unterseite verborgen: eine mit zwei Handgriffe­n wendbare Platte, die auf der einen Seite Fell trägt (für den Anstieg), auf der anderen einen normalen Skibelag (zum Abfahren). Gewiss, ideale Abfahrtssk­i werden das nie und nimmer. Aber den oftmals faden Teil des Schneeschu­hwanderns – Forststraß­e bergab –, den genießt man in diesem Fall fahrend.

Bei meiner Runde (siehe www.wieneralpe­n.at) war es der Lohn für einen Aufstieg, der an einer Stelle sehr steil durch den Wald führte. Da musste ich die Crossblade­s in der Hand tragen. Einziger Vorteil: Ich nutzte das Abschnalle­n, um mitten im Schnee noch einmal aus dem dreifach verschloss­enen rechten Schuh zu steigen und einen störenden Fremdkörpe­r herauszune­hmen: ein kurzes Stück Koaxialkab­el, das bei einer Installati­on im Keller hineingefa­llen sein muss. Zweipolig, übrigens.

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[ Benedikt Kommenda ] Die Form der Crossblade­s erinnert an ein Boot.
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