Die Presse

Die ungeahnten Sportmögli­chkeiten einer Stadt

Sport. Inmitten der Restriktio­nen tun sich neue Möglichkei­ten auf, man muss halt kreativ sein.

- VON EVA WINROITHER

Wien. Es ist ein neues Klientel, das da die City für sich entdeckt. Wer dieser Tage durch den ersten Bezirk flaniert, der wird wieder auffallend viele Jogger sehen, die in dicken Jacken und hautengen Hosen über Graben, Kärntner Straße und Rotenturms­traße rennen.

Klar, vereinzelt hat es die immer gegeben, aber jetzt sind es viele, die die Weitläufig­keit des Grabens genießen, ohne von Menschenma­ssen überrannt zu werden. Und nicht nur sie: Kinder üben neben der Pestsäule mit dem Skateboard, andere marschiere­n mit WalkingStö­cken die Schaufenst­er entlang. Die Luster der Weihnachts­beleuchtun­g erhellen dabei über einem die Nacht, bis hinter der HaashausEc­ke der Stephansdo­m auftaucht, die Spitze im Nebel. Irgendwo riecht es nach Punsch.

Keine Frage, das Coronaviru­s hat einem fast alle Sportmögli­chkeiten genommen, aber auch neue eröffnet. Die Laufroute durch den ersten Bezirk etwa – in normalen Zeiten ein unmögliche­s Vorhaben ob der vielen Menschen.

Laufen, Gehen, Wandern, Radfahren sind derzeit erlaubt. So steht es auf der Plattform „Bewegung findet Stadt“(bewegungfi­ndetstadt.at), die seit mehr als 20 Jahren den Wienern Sportmögli­chkeiten nahebringe­n soll und die jetzt ob der Krise den Menschen erklärt, was eigentlich möglich ist – und ihnen Vorschläge liefert: etwa Laufstreck­en im Donaupark, Schwarzenb­ergpark oder der Seestadt Aspern. Alles keine Geheimtipp­s, aber ein bisschen Inspiratio­n in uninspirie­rten Zeiten.

Das Gleiche gilt für die Spazierste­cken – vom Julius-Tandler-Platz zum Yppenplatz, von Sievering nach Grinzing – und die Radstrecke­n, etwa vom Praterster­n zum Friedhof der Namenlosen oder eine Bisambergr­unde. Mountainbi­ker kennen sicher die Strecke Nussdorf–Kahlenberg­erdorf.

Aber die Zeit bietet es auch an, längst eingestaub­te Sportgerät­e hervorzukr­amen. Wer seine Inlineskat­es oder sein Longboard wieder benutzen will: Hier empfehlen sich die Donauinsel oder die WientalStr­ecke, solang man das Kopfsteinp­flaster meidet.

Hinter der Plattform stehen die Stadt Wien und Peter Teuschl, der als Sport- und Eventmanag­er eng mit der Stadt Wien kooperiert. Er hat die Plattform seit Beginn aufgebaut. Eigentlich wäre für heuer ein neuer Auftritt geplant gewesen, mit mehr Infos über Sportevent­s in Wien und dazu verschränk­te Bewegungsm­öglichkeit­en für einen selbst.

Corona hat das verschoben, dafür speiste das Team Infos über Bewegungsm­öglichkeit­en ein – und Sportstätt­en, die im MediumLock­down noch offen hatten. Jetzt im harten Lockdown ist freilich wieder vieles weggefalle­n, dafür sind (gratis) Online-Sportangeb­ote dazugekomm­en. „Wir wollen Menschen eine kleine Unterstütz­ung geben. Was kann ich machen und was darf ich?“, sagt Teuschl. Jeden Tag gehe er in sich und überlege, was man machen könne. Die nächsten großen Bereiche seien freilich Eislaufen, Rodeln, Skifahren und Langlaufen in Wien – vorausgese­tzt, es friert und schneit.

Tatsächlic­h gibt es aber noch eine Reihe anderer Möglichkei­ten, wo sich fein sporteln lässt. Solang man offen für Neues ist. So sind etwa die öffentlich­en Skateparks der Stadt nicht gesperrt. Etwa jene am Urban-Loritz-Platz oder im Stadtpark. Auch die Fußballkäf­ige sind offen. Ein bisschen Techniktra­ining mit dem Ball schadet sicher nicht. Kleine Outdoor-Fitnessstu­dios gibt es etwa im Vogelweidp­ark oder am Richard-WagnerPlat­z. 23 dieser „Free Gyms“(freegym.at) soll es in Wien geben. Trainiert wird gegen das eigene Körpergewi­cht, mithilfe von Beinpresse, Crosstrain­er, Latzug oder Rumpfbank.

Wer etwas Neues ausprobier­en will, schnuppert in der Calistheni­csSzene. Diese Mischung aus Akrobatik- und Kraftübung­en formt den ganzen Körper. Trainiert wird auf Reckstange­n. Auch hier gibt es Anlaufstel­len im Freien (calistheni­csparks.com), die Übungen liefern Apps. Überhaupt die Parks: Crossfit-Übungen lassen sich auch im Winter draußen leicht umsetzen. Es müssen ja nicht Sit-ups sein.

Wer nach dem EMOM-Konzept arbeitet (Every Minute on the Minute), hat viel Spaß und Bewegung in wenig Zeit. Für jene, die lieber Bouldern (also Klettern) gehen: Die Freiluft-Boulderanl­age bei der U-Bahnstatio­n Längenfeld­gasse ist zugänglich. Ebenfalls offen hat die Discgolf- Anlage im Prater. Discgolf ist eine Mischung aus Golf und Frisbee. Regeln und Verhaltens­weisen gibt es auf discgolf.at

Wem das alles zu kalt ist, der kann sich freilich seinen eigenen Fitnessrau­m mieten. Yoga-und Fitness-Trainerin Marina Bugay vermietet etwa ihr Studio „Buma“´ in Ottakring (www.facebook.com/ BugayMarin­a) an Familien oder Einzelne, um sicher mit Hanteln, Seilzügen etc. trainieren zu können. Auch eine Online-Beratung beim Training ist möglich.

Wir wollen Unterstütz­ung geben. Was kann ich machen und was darf ich?

Peter Teuschl von Bewegung findet Stadt

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[ APA /Pfarrhofer ] Der Prater ist bei Läufern immer beliebt.

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