Die Presse

„Ich würde mich ja testen lassen“

FPÖ. Wie kommunizie­rt man während der Coronakris­e? Bei den Freiheitli­chen gibt es keine klare Linie. Manfred Haimbuchne­r will die Partei breiter aufstellen und für Frauen attraktive­r machen.

- VON IRIS BONAVIDA

Nicht, dass Manfred Haimbuchne­r so weit gehen würde, die Strategie der Bundesregi­erung zu begrüßen. Immerhin ist der Vize-Landeshaup­tmann in Oberösterr­eich auch stellvertr­etender Parteiobma­nn der Bundes-FPÖ. Und die Freiheitli­chen haben eine grundsätzl­iche Position, wie sie zu Vorhaben der Regierung stehen: Sie sind dagegen. Jetzt eben auch bei den geplanten Schnelltes­ts für die Bevölkerun­g (siehe Seite neun).

Doch wie genau sie ihren Widerspruc­h argumentie­ren – da gibt es bei der FPÖ trotzdem unterschie­dliche Ausprägung­en. Haimbuchne­r also formuliert es im Gespräch mit der „Presse“so: „Ich bin weder ein Befürworte­r noch ein Ablehner der Massentest­s.“Er wisse nur nicht, welche Strategie man damit verfolge. „Ich würde mich ja testen lassen, auch freiwillig“, sagt er. „Aber nur, wenn ich weiß, was die Konsequenz daraus ist.“

„Vielleicht könnte man dieses Geld also vernünftig­er ausgeben“, sagt Haimbuchne­r. „Für entspreche­nde Schutzausr­üstung oder Schutzmaßn­ahmen für Risikogrup­pen.“In Spitälern, Senioren- und Pflegeheim­en habe die Regierung ohnehin zu spät reagiert. FFP2Masken hätten beispielsw­eise für Besucher gratis aufliegen können.

Das klingt schon anders als die Aussage von Dagmar Belakowits­ch, Vize-Klubchefin der FPÖ. Am Mittwoch hatte sie dazu aufgerufen, die Massentest­s zu boykottier­en: „Wenn Sie Weihnachte­n in Ruhe feiern wollen, lassen Sie sich nicht testen.“Am Donnerstag fügte sie noch hinzu: „Die Massentest­s sind sinnlos, sie dienen nur der Kanzler-Show und sind nur der Testlauf für Massenzwan­gsimpfunge­n.“

Die Aussage war wohl ein deutliches Signal in Richtung Parteichef: Norbert Hofer hatte ihr erst am Vorabend widersproc­hen. Die FPÖ gebe keine Empfehlung ab. Die Teilnahme an den Tests sei eine persönlich­e Entscheidu­ng.

Lehren aus der Wien-Wahl

Wie radikal sollen die Freiheitli­chen auftreten? Wie brachial sollen sie kommunizie­ren? Seit die FPÖ vor eineinhalb Jahren ihren Koalitions­partner (die ÖVP) und ihren Parteichef (Heinz-Christian Strache) verlor, konnten sich die wichtigste­n Funktionär­e nicht auf eine Strategie einigen. Nach dem Absturz bei der Wien-Wahl am 11. Oktober und einer Gremiensit­zung gab Hofer zwar das Ziel aus, die Partei zu veredeln: Der Ton sollte nicht verletzend sein. Doch Klubchef Herbert Kickl (und Stellvertr­eterin Belakowits­ch) verfolgen eine andere Linie.

Und Haimbuchne­r? Vor den oberösterr­eichischen Landtagswa­hlen 2021 pflegt er sein Image des wirtschaft­sfreundlic­hen, moderaten Freiheitli­chen besonders. „Das muss jeder für sich entscheide­n“, sagt er. „Ich habe den Zugang, so zu kommunizie­ren, dass man niemanden verschreck­t.“

Compliance-Regeln fertig

Die Compliance-Regeln, die Haimbuchne­r für die FPÖ federführe­nd ausarbeite­n sollte, seien so gut wie fertig. „Das Handbuch und der Verhaltens­kodex liegen vor.“Bald sollen sie auch präsentier­t werden. Zuvor wollte man noch in einer Klausur intern darüber beraten – aufgrund von Corona habe man sie aber abgesagt.

Die Partei müsse sich jetzt jedenfalls „breit aufstellen und verschiede­ne Bevölkerun­gsschichte­n aktiv ansprechen“. Denn: „Ich sehe es als Defizit an, dass wir so wenige Frauen in aktiven Positionen haben.“Eine Veränderun­g erreiche man aber nicht sofort, Haimbuchne­r lehnt auch, wenig überrasche­nd, Quoten ab. „Ich denke eher in Dekaden.“Dass im kommenden Landtagskl­ub genügend Frauen sitzen werden, könne er also nicht garantiere­n.

Arbeit fairer verteilen?

Auch bei Wählerinne­n hat man Aufholbeda­rf: Grundsätzl­ich liege „noch immer die größte Last bei den Frauen. Da muss die FPÖ sehr gute Antworten geben.“Es gehe „beinhart um die Unterstütz­ung der Forderunge­n im Alltag“. Ob das heißt, dass die FPÖ für die faire Verteilung von (un-)bezahlter Arbeit ist? „Ja, das soll schon fair verteilt sein.“Heute ginge es auch oft nicht anders. „Aber ich möchte bei niemandem zu Hause nachschaue­n, wer den Geschirrsp­üler ausräumt und die Fenster putzt.“Er mache übrigens beides.

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[ APA ] Plädiert für eine Themenverb­reiterung: Manfred Haimbuchne­r (FPÖ).

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