Es geht auch ohne Kohle
Zertifikate. Aufgrund des Klimawandels müssen CO2-Emissionen drastisch gesenkt werden. Die Energiewende – ein weites Feld für Anleger.
Wien. Für die Anhänger der schwedischen Schülerin Greta Thunberg gibt es sichtlich kein Halten. Mit Masken und Abstand demonstrieren Jugendliche bei Fridays-forFuture-Demonstrationen unermüdlich jeden Freitag gegen den Klimawandel. Zu ihren Forderungen zählen der Ausstieg aus der Stromproduktion aus Kohle und weitere politische Maßnahmen zur Senkung der CO2-Emissionen.
Heuer hat allein der Lockdown bereits einen Teil dazu beigetragen, da viele Menschen über Wochen hinweg zu Hause blieben. Gerhard Wagner, leitender Portfoliomanager für nachhaltige Anlagen beim Schweizer Vermögensverwalter Swisscanto Invest, verweist auf aktuelle Daten: Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur dürften die CO2Emissionen im heurigen Jahr weltweit um rund zwei bis 2,5 Gigatonnen CO2 sinken. Wagner meint, dies entspreche etwas mehr als fünf Prozent der jährlichen CO2Emissionen.
Ambitionierte Ziele
Nun stelle sich die Frage, ob die jüngste Entwicklung nur eine Delle bei der grundsätzlich steigenden CO2-Emissionskurve sei oder ob es gelingen werde, die Emissionen jährlich um mindestens vier Prozent zu senken, meint Wagner. „Dies wäre notwendig, um das Klimaschutzziel von Paris zu erreichen“, mahnt Wagner. Dort einigten sich fast 200 Länder Ende 2015, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius – idealerweise sogar auf 1,5 Grad Celsius – über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Um allein die Zwei-Grad-Grenze nicht zu überschreiten, müssten CO2Emissionen bis 2030 um ein Viertel gegenüber 2010 abnehmen.
Die EU-Kommission gibt sich jedenfalls ambitioniert und möchte spätestens 2050 die Klimaneutralität in der Region erreichen. Dazu wurden vor wenigen Wochen eigens neue Ziele definiert. Diesen zufolge sollen allein bis 2030 die Emissionen an Treibhausgasen um nunmehr 55 Prozent – anstelle der ursprünglich geplanten 40 Prozent – unter den Wert von 1990 gesenkt werden, wobei der Prozentsatz noch weiter erhöht werden könnte. Erreichen möchte man das Ziel anhand verschiedener Maßnahmen: So soll beispielsweise der Verbrauch an Kohle im Vergleich zum Jahr 2015 um 70 Prozent sinken, der Anteil an erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch hingegen auf rund 40 Prozent steigen.
Österreichs Pläne
In Österreich möchte die neue Regierung die Klimaneutralität bereits 2040 erreichen. Schon jetzt arbeiten zahlreiche heimische Unternehmen auf dieses Ziel hin. Allein der Stahlhersteller Voestalpine sowie der Stromkonzern Verbund testen derzeit etwa den Einsatz von grünem Wasserstoff, um CO2Emissionen bei der Stahlherstellung zu neutralisieren.
Die Zertifikate
Auch Anleger haben die Möglichkeit, auf die Dekarbonisierung zu setzen – etwa mit dem StrategieZertifikat auf den Vontobel Climate Impact Index (DE000VE37TN8). Selektiert wurden 32 Unternehmen, die zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen, wobei der Großteil aus den USA sowie aus Europa stammt. Zu den größten Positionen zählen Enphase Energy, Solar Edge Technologies sowie Siemens Gamesa Renewable Energy. Anleger, die sich das Risiko zutrauen, können auf letzteren Titel gehebelt setzen, etwa mit einem Turbo-Long-Zertifikat. Ein solches bietet die SocGen an (DE000SB2BCH1). Der aktuelle Hebel liegt bei 2,35. Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zum Basiswert. Wird allerdings die Marke von 15,22 Euro berührt oder unterschritten, verfällt das Zertifikat.