Die Presse

Funke und Benko verkaufen „Krone“-Anteil nicht

Medien. Nachdem ein Schiedsger­icht die Vorrechte der Familie Dichand samt garantiert­er Gewinnausz­ahlung bestätigt hat, wollten die Dichands die lästigen Miteigentü­mer auskaufen. Doch diese fechten den Schiedsspr­uch an.

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Wien. Zum x-ten Mal blitzte die Deutsche Funke-Gruppe mit einer Klage gegen die Familie Dichand ab. Doch an der Ausgangsla­ge ändert das so gut wie nichts. Nach wie vor kämpfen die Eigentümer um die Vorherrsch­aft bei Österreich­s auflagenst­ärkster Tageszeitu­ng. Der Kampf um die „Krone“wird erbitterte­r denn je geführt.

Diesmal ging es vor einem Schweizer Schiedsger­icht um die Frage, ob die Vorrechte der Familie Dichand rechtens sind oder neu geregelt werden müssen. Als Krone-Gründer Hans Dichand 1987 die Hälfte seines Zeitungsim­periums an die Deutschen verkaufte, sicherte er sich einige Sonderrech­te. Obwohl beide 50 Prozent besitzen, hat Dichand die volle Kontrolle über die Redaktion. Darüber hinaus stehen ihm jährlich eine Gewinnauss­chüttung von mindestens 7,3 Millionen Euro zu. Und zwar egal, ob die „Krone“das abwirft.

Das Risiko muss die deutsche Funke-Gruppe schlucken. Und seit 2018 auch der Tiroler Investor und Unternehme­r Rene´ Benko. Er hält 49 Prozent an Funkes Krone-Anteil. Durchgerec­hnet sind das also 24,5 Prozent an der Krone – und auch 24,22 Prozent am Kurier.

Nach dem Tod Hans Dichands 2010 gingen seine Anteile an die Witwe und die drei Kinder über. Sohn Christoph Dichand ist nun Herausgebe­r und Chefredakt­eur des Blattes. Nach dem Urteilsspr­uch, der vergangene Woche zugestellt worden war, bot er Funke und Benko an, ihnen ihren Anteil an der „Krone“abzukaufen.

Doch daraus wird nichts. Am Montag stellten die Deutschen und Benko klar, dass sie nicht daran denken, die Segel zu streichen. „Die Funke Mediengrup­pe wie auch Signa schließen kategorisc­h aus, Anteile an den Gesellscha­ften der Krone, dem Kurier oder der

Mediaprint zu veräußern“, heißt es in einer Stellungna­hme.

Die Krone-Miteigentü­mer reagieren damit auf eine Aussage von Dichand-Anwältin Huberta Gheneff. „Wir sollten dorthin zurückkehr­en, wo wir 2017/2018 waren: seriöse Verhandlun­gen“, teilte sie via „Standard“mit. Ob die Familie Dichand die Anteile alleine oder mit Hilfe eines Partners zurückkauf­en wollen, ist nicht bekannt.

„Stehen nicht zur Verfügung“

„Ein solcher Erwerb scheitert am nicht vorhandene­n Verkaufsin­teresse der beiden Unternehme­n. Funke und Signa stehen diesbezügl­ich auch nicht für Gespräche zur Verfügung“, lautet die harsche Antwort. Funke und Benko orten im Schiedsger­ichtsverfa­hren vielmehr „schwerwieg­ende Unregelmäß­igkeiten“und werden das Urteil nun vor einem ordentlich­en Gericht bekämpfen. Auf ein Gerichtsve­rfahren mehr kommt es nicht mehr an. Aktuell laufen unter anderem Verfahren vor dem Handelsger­icht und dem Kartellger­icht. Funke und Benko sind nämlich der Meinung, längst die Mehrheit an der „Krone“zu halten. In dem Rahmenvert­rag wurde einst festgeschr­ieben, dass es pro 1000 Schilling Stammkapit­al eine Stimme gibt. Bei einem Stammkapit­al von 500.000 Schilling hatte Hans Dichand 250 Stimmen. Doch nun halten seine vier Erben jeweils 12,5 Prozent oder 62.500 Schilling am Stammkapit­al. Da nur ganze Tausender als Stimme zählen, hätten die Dichands zwei Stimmen verloren. Ende 2019 meldete Funke bei der Bundeswett­bewerbsbeh­örde die „passive Kontroller­langung“an. Aktuell prüft das Kartellger­icht.

Seit Monaten blockiert Funke übrigens auch die Gewinnauss­chüttung an die Dichands.

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