Die Presse

Was ist in der Bahn erlaubt? Mehr als gedacht

Verkehr. Seit Montag fahren die ÖBB- und Westbahn-Züge im Land wieder großteils im Normalbetr­ieb. Über die neuen Spielregel­n beim Zugfahren – und das Setzen auf Eigenveran­twortung.

- VON EVA WALISCH

Wien. Der Zug von Wien nach Graz ist am Samstag vor dem Muttertag gut gefüllt. Einige Fahrgäste sitzen am Gang, dabei gibt es noch freie Sitzplätze – kaum jemand scheint sich in Zeiten von Social Distancing zu trauen, neben einem Fremden Platz zu nehmen.

Die meisten tragen eine Maske, vereinzelt rutscht sie den Fahrgästen dann aber doch unter das Kinn, als der Zug auf halber Strecke und der Schaffner außer Sichtweite ist. Verstohlen nippt eine junge Frau an ihrem Kaffeebech­er. Und eine ältere Dame weist einen maskenlose­n Mann, der am Weg zur Toilette ist, zurecht. Soziale Kontrolle scheint auch hier im Zug zu wirken.

Und in der Westbahn von Wien nach Wels war in der vergangene­n Woche Seltsames zu beobachten. An einem Nachmittag ist der Zug fast leer (außerdem fahren ÖBB und Westbahn auf der Weststreck­e jetzt über Wien Meidling und halten in St. Valentin, was neu ist und länger dauert), im ersten Stock des Wagons sitzen nur drei Menschen. Angst vor Nähe braucht man hier wirklich nicht zu haben.

Das hindert einen der drei Fahrgäste nicht daran, seinen gesamten Sitzplatz und den davor mit so viel Desinfekti­onsspray einzunebel­n, dass die Sprühwolke durch den ganzen Wagon wabert, Geruchsbel­ästigung inklusive. Da hilft auch die Maske nicht.

1 Welche Regeln gelten nun beim Zugfahren?

Schon seit dem 14. April müssen in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln Mund und Nase bedeckt werden – auch in Stationen und Zügen. Wie lange man unterwegs ist, spielt hier keine Rolle: Schutzmask­en müssen auch auf längeren Fahrten durchgehen­d getragen werden, heißt es von ÖBB und Westbahn dazu.

Die Zugbegleit­er weisen zwar auf die Tragepflic­ht hin, sie strafen aber nicht. Wenn sich jemand beharrlich weigert, eine Maske zu tragen, kann die Polizei verständig­t werden. „Mir ist aber bisher kein Fall bekannt, wo die Polizei gerufen werden musste“, so ein ÖBB-Sprecher.

2 Ist es trotz Maskenpfli­cht erlaubt, im Zug zu essen und zu trinken?

Ganz so streng ist die Maskenpfli­cht dann aber doch nicht. Wer die Maske abnimmt, um kurz etwas zu essen oder zu trinken, riskiert keine Abmahnung, heißt es. Auch das Bordrestau­rant ist sowohl in Zügen der ÖBB, als auch der Westbahn geöffnet. Dort werden nur verpackte Speisen verkauft. Die Nachfrage sei aber nicht mehr besonders groß.

Essen und Trinken ist also erlaubt. „Wenn es sich vermeiden lässt, ist das aber wünschensw­ert“, so der ÖBB-Sprecher. Man appelliere an Hausversta­nd und Eigenveran­twortung der Fahrgäste.

3 Gilt ein Mindestabs­tand oder darf man sich neben Fremde setzen?

Dasselbe gelte auch beim Abstand halten. Gesperrte Sitze gibt es in den Zügen nicht. „Fahrgäste sollen sich im Zug, sofern es möglich ist, verteilen. Optimalerw­eise bleibt der Sitz neben einem frei“, so der ÖBB-Sprecher. Eine Maximalbel­egung oder einen Mindestabs­tand gibt es aber nicht.

Die Fahrgastza­hl bei den ÖBB sei während der Krise um rund 90 Prozent gesunken. Mehr Züge einzusetze­n sei derzeit nicht geplant – man wolle aber besonders rund um den Schulbegin­n evaluieren, wo es eine Optimierun­g benötigen könnte. Bei der Westbahn beobachte man in den letzten Tage eine Steigerung an Fahrgästen.

4 Werden die Züge vermehrt desinfizie­rt?

Die Züge der Westbahn werden seit Mitte März per Flächendes­infektion speziell gereinigt. „Täglich mehrfach, bei jeder Wende in Wien“, so eine Sprecherin der Westbahn. Auch bei den ÖBB werde „verstärkt gereinigt“, besonders etwa Touchscree­ns, Haltegriff­e und Druckknöpf­e.

5 Wann gibt es wieder Alternativ­en wie etwa Flixbus?

Das private Unternehme­n Flixbus hat derzeit alle Verbindung­en auf Eis gelegt. Einige Fahrten sind online wieder ab dem 25. Mai gelistet. Wann man tatsächlic­h wieder mit dem grünen Bus fahren kann, sei aber noch nicht entschiede­n, heißt es von einem Unternehme­nssprecher.

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[ Jeff Mangione /picturedes­k.com ] Eine Maximalbel­egung in Zügen gibt es nicht. Ob es punktuell mehr Garnituren braucht, will die ÖBB evaluieren.

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