Diese Serien sind gut gealtert
Serien, denen man auch heute noch viel abgewinnen kann, wie „Freaks Geeks“.
Freaks and Geeks
1999 bis 2000, eine Staffel Die Serie war ein Flop. Nach zwölf Folgen wurde sie eingestellt, doch „Voll daneben, voll im Leben“hatte damals schon begeisterte Fans. Sie setzten durch, dass Judd Apatow, der hier liebevoll und auch für heutige Maßstäbe verblüffend lebensnah von ein paar Außenseitern in der Highschool erzählt, wenigstens die erste Staffel beenden konnte. „Freaks and Geeks“wurde später Kult, auch wegen James Franco, Jason Segel, Seth Rogen. Wer die leider schlechte Synchronisierung nicht aushält: Auf YouTube gibt es die Originalfolgen. (best) Amazon
Kaisermühlen blues
1992 bis 1999, sieben Staffeln Die Saga über den Alltag in der Wiener Arbeitervorstadt wirkt zwanzig Jahre später gar nicht verstaubt, das merkt man nicht nur am blauen Bezirksrat, verkörpert von Alfons Haider, und seinen roten und schwarzen Pendants. Ernst Hinterberger schrieb die zeitlosen Dialoge von Figuren wie der gutherzigen Gitti Schimek, Kriminalinspektor Trautmann, Hausmeisterin Turecek oder der fiesen Nachbarin Frau Kaiser. Heute gibt’s zwar Smartphones und Klimadebatten, sehenswert ist der Blues aber immer noch. (awa) Flimmit
der Prinz von bel-air
1990 bis 1996, sechs Staffeln Natürlich konnte man über die verwöhnte Hilary lachen, die, als es Zeit zum Erwachsenwerden wird, einfach ins Poolhaus zieht. Oder über Carlton, der schon als Teenager spießig ist. Und natürlich über Will (Will Smith) mit seinen Rapper-Posen, der in der Villa seines bürgerlichen Onkels alles auf den Kopf stellt. Doch die Sitcom verhandelte auch Themen von Klassenbewusstsein bis Polizeigewalt gegen Schwarze – auf eine Art, die in den Neunzigern schon zugänglich war und im Lichte von Bewegungen wie | BlackLivesMatter sehr aktuell wirkt. Die Kampfrede, mit der Onkel Phil in Staffel eins seine Schützlinge aus der Zelle holt, nachdem sie von rassistischen Sheriffs für Autodiebe gehalten wurden, gebietet auch heute Respekt. (kanu) Netflix, Amazon
alf
1986 bis 1990, vier Staffeln Alf war der Messias der Unordnung: Ein großmäuliger Störenfried, der nicht nur den Alltag einer Vorstadtfamilie, sondern auch die gesittete TV-Unterhaltung der Spät80er aufmischte. Trotz seines Migrationshintergrundes dürften ihn heute auch viele Trump-Anhänger mögen. In der Folge „Der Traumkandidat“wird Kate, die Adoptivmutter des Außerirdischen, von Albträumen geplagt, die Hillary Clinton real erleben sollte: Als Präsidentschaftskandidatin wird sie von einem Prahlhans gedemütigt. Alf als TV-Moderator nimmt sie nicht ernst, als PR-Berater macht er sich über ihren mangelnden SexAppeal lustig, als US-Präsident zieht er sie für ihre Niederlage auf. Gleichzeitig bewirkt sein Populismus den Weltfrieden. Kate kann wieder beruhigt schlafen. Wenn sie wüsste . . . (m.t.) Amazon
Gilmore Girls
2000 bis 2007, sieben Staffeln Eine Mutter, die sich mit Süßigkeiten beladen neben ihre TeenagerTochter aufs Sofa wirft? Die Berge von dreckiger Wäsche vergisst, aber jede Situation mit einem Popzitat retten kann? Als die „Gilmore Girls“starteten, war es eine ungewöhnliche Mutter-Tochter-Beziehung, die man da zu sehen bekam. Lorelai und Rory gingen miteinander um wie Freundinnen, Männer standen meist am Rande. Dafür gab es ein ganzes Dorf als erweiterte Familie, das stets irgendeine Feier vorbereitende Stars Hollow. Das war oft idyllisch, aber nicht oberflächlich. Mittlerweile hat sich der Erziehungsstil sicher in Richtung Lorelai verschoben. (rovi) Netflix
Star Trek: The Next Generation
1987 bis 1994, sieben Staffeln So wie sich James-Bond-Fans darüber streiten, welcher 007-Darsteller der beste ist, zanken sich Trekkies um die Hierarchie im Pantheon der Star-Trek-Serien. „Raumschiff Enterprise“, das Original aus den 1960ern, landet freilich immer weit oben. Doch der große Rivale ist meist dicht auf den Fersen: „Star Trek: The Next Generation“(„Das nächste Jahrhundert“). Auch im heimischen TV war die Show ein Dauerbrenner. Für viele birgt sie die Quintessenz des Star-Trek-Universums: Science-Fiction mit Herz und Hirn, Philosophie statt Action, jede Folge ein neues ethisches Dilemma oder Gedankenexperiment.
Während Captain Kirk als Mann der impulsiven Tat auftrat, reflektiert TNG-Frontmann JeanLuc Picard (Patrick Stewart), bevor er Entscheidungen trifft. Seine Abenteuer, begleitet von herrlich zwiespältigen Figuren wie dem sensiblen Klingonenkrieger Worf oder dem emotional unbeleckten Androiden Data, verhandelten nahezu alle Fragen, die das Menschengeschlecht je umgetrieben haben, auf unterhaltsame Art. Mit einem Gestus der Zuversicht, der später aus der Mode kam. Bleibt abzuwarten, ob die 2020 startende Fortsetzung „Star Trek: Picard“den Geist dieses Fernsehglanzstücks wieder aufleben lässt. (and) Netflix