Autoaktien im Dauertief
Fiat und Renault wurden von der Aussicht auf eine Fusion beflügelt, im Rest der Branche hält sich die Begeisterung in Grenzen.
Die Ankündigung, dass Fiat Chrysler mit Renault fusionieren könnte, ließ am Montag die Aktie der beiden Autohersteller hochschnellen, im restlichen Sektor verflog die Begeisterung der Anleger aber rasch wieder. Die deutschen Hersteller VW, BMW und Daimler gaben ihre in der Früh erzielten Gewinne größtenteils wieder ab, die Aktie des französischen Konkurrenten Peugeot lag am Nachmittag deutlich im Minus.
Die Fusionsgelüste in der Branche haben nämlich wenig damit zu tun, dass die Konkurrenten so attraktiv wären, dass man sie unbedingt kaufen wollte. Es handelt sich vielmehr um eine Notwendigkeit, um im härter werdenden Wettbewerb überleben zu können. Die gesamte Branche steckt in einer tiefen Krise. Der bald vier Jahre alte Abgasskandal bei VW ist noch nicht verdaut, strengere Abgasvorschriften und Dieselverbote machen dem gesamten Sektor ebenso zu schaffen wie der Trend zum Carsharing. Der Umstieg zur E-Mobilität verläuft schleppend.
Zu diesen strukturellen Schwächen gesellt sich der Wirtschaftsabschwung: China, in den vergangenen Jahren ein Wachstumsgarant, stellt keine Hilfe mehr dar: Der Autoabsatz dürfte heuer mit 28,1 Millionen Fahrzeugen auf dem Niveau von 2018 verharren. Das teilte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf die chinesische Vereinigung der Automobilhersteller mit. Im vergangenen Jahr war der Neuwagenabsatz im größten Automarkt der Welt bereits aufgrund einer schwächeren Inlandsnachfrage und des Handelskonflikts mit den USA zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten geschrumpft.
Vor allem die deutschen Hersteller sind in China aktiv. Was sie in den vergangenen Jahren besser dastehen ließ als die Konkurrenz, erweist sich nun als Hemmschuh. Die französischen Hersteller Renault und PSA (Peugeot, Citroen,¨ Opel) sind im Zuge der Finanzkrise in schwere Krisen gerutscht, von denen sie sich noch immer nicht vollständig erholt haben. Auch die US-Hersteller General Motors und Ford kamen in den vergangenen Jahren kaum vom Fleck. Und dem E-Autobauer Tesla, einst Liebkind der Anleger, machen hohe Schulden und zu hoch gesetzte eigene Ziele zu schaffen.
Relativ gut hält sich der japanische Autoriese Toyota, doch auch sein Aktienkurs liegt ein Viertel unter dem Hoch von 2015. (b. l./ag.)