Wenn der Name das Ziel vorgibt
Ski. Bernadette Schild und Michael Matt folgen in ihren Karrieren den Familienspuren. Der Skizirkus hat schon einige Geschwister gesehen, nur selten teilten sie sich jedoch das Rampenlicht.
Die Bürde des Nachnamens, sie ist eine große für Bernadette Schild. Die Salzburgerin kämpft heute (11/14.30 Uhr, live in ORF eins) gemeinsam mit Katharina Liensberger, Katharina Truppe und Katharina Huber im WM-Slalom gegen die Nullnummer der ÖSV-Damen in A˚re an. Eine Medaille käme jedoch einer Sensation gleich, für das letzte WM-Gold für Österreich sorgte im Slalom 2011 ausgerechnet Schwester Marlies, heute verheiratete Raich.
Neun Jahre und letztlich die großen Erfolge trennen Bernadette und Marlies Schild. 37 Weltcupsiege und zwei WM-Titel hat die Ältere zu Buche stehen – und damit auch die jüngere Schwester inspiriert. Mit sieben Podestplätzen vermochte diese die als JuniorenWeltmeisterin geweckten Hoffnungen jedoch nicht ganz zu erfüllen. Die Vergleiche waren für die 29-Jährige nie großes Thema, auch charakterlich seien sie sehr unterschiedlich. „Bei mir geht’s chaotischer zu, spontaner, ich träume gern vor mich hin“, erklärte Bernadette Schild. In Levi stand sie heuer auf dem Podest, ihr Ziel für den WM-Abschluss: „Wenn ich mein Leistungsmaximum abrufen kann, dann bin ich zufrieden.“
Einen Weltcupsieg, einmal WM-Team-Silber sowie zwei Olympiamedaillen hat Michael Matt der jüngeren Schild-Schwester voraus. Der 25-jährige Tiroler ist der jüngste des Matt-Trios, und wie einst Bruder Mario ebenfalls im Slalom zu Hause. Der Mittlere, Andreas, war erfolgreicher Skicrosser.
Ratschläge für die Gold-Spur
Zu 15 Weltcupsiegen, drei WM-Titeln und Olympia-Gold 2014 hat es Mario Matt gebracht. „Klar, er ist mein Vorbild“, verhehlte Michael Matt nie, dass sein 14 Jahre älterer Bruder zu jenem Vertrauenskreis zählt, auf dessen Tipps er hört. Zumal er die andere Perspektive zu schätzen weiß. „Er kennt sich aus, sieht das Ganze aber nicht am Hang, sondern distanzierter.“ Wenn nach dem ersten Lauf das Telefon läute, wisse Michael Matt schon, dass dem Älteren etwas nicht gepasst hat. In A˚re könnten sich die Ratschläge von Mario Matt als besonders wertvoll erweisen, schließlich fand er hier bei der WM 2007 die goldene Spur.
Mit dem Gewinn einer WMEinzelmedaille würden die Jüngeren der Matts und Schilds ein vergleichsweise seltenes Kunststück vollbringen, denn um solches Edelmetall bei mehreren Mitgliedern einer Familie zu finden, muss man auch in Österreich weiter zurückblicken. Inge, Hadwig und Gustav Lantschner räumten in den 1930er-Jahren ab, gut 30 Jahre später gewannen die Schwestern Edith und Heidi Zimmermann jeweils WM-Medaillen. Bei den allermeisten Geschwistern, die der Skirennsport gesehen hat, ist das Rampenlicht hingegen ungleich verteilt: Rudi Sailer stand Zeit seiner Karriere ebenso im langen Schatten seines Bruders Toni wie Cornelia Pröll in jenem von Annemarie – zu hoch hatten die Älteren die Latte gelegt.
Erfolgreich im Doppelpack
Die letzten Geschwister, die gemeinsam ganz groß aufgezeigt haben, waren die Kostelics´ aus Kroatien. Janica Kostelic´ gewann nach der Jahrtausendwende dreimal die große Kristallkugel, viermal Olympia-Gold sowie fünf WM-Titel. Ihr knapp zwei Jahre älterer Bruder Ivica schrieb mit einmal WMGold, viermal Olympia-Silber und einem Gesamtweltcupsieg an.
Bernadette Schild und Michael Matt debütierten noch zu aktiven Zeiten der Geschwister, inzwischen aber halten sie allein die Skiehre der Familien hoch. Nach A˚re sind jedoch mehrere Athleten anderer Nationen im Verbund angereist, etwa die Gebrüder Kolega (Kroatien), Read (Kanada) oder von Appen (Chile). Adam und Andreas Zˇampa traten sogar gemeinsam im slowakischen Team an, im Gegensatz zu 2017 blieb ihnen diesmal eine Medaille aber verwehrt.
Gleich zwei Schweizer Doppel verhinderten Verletzungen: Mela-´ nie Meillard muss nach einem Kreuzbandriss Bruder Lo¨ıc vor dem Fernseher die Daumen drücken, noch schlimmer erwischte es die Gisins. Marc ist nach seinem Horrorsturz in Gröden erfreulicherweise auf dem Weg der Besserung, Schwester Michelle zog sich bei der WM-Generalprobe eine Knieverletzung zu.