Der (nicht so) ewige Schanigarten
Gastronomie. Das warme Wochenende läutet die Schanigartensaison ein – derzeit noch im kleinen Stil. Die Zahl der Winterschanigärten ist zwar gestiegen. Die allermeisten sind aber sehr klein.
Wien. Drei mehr als menschengroße Wurstmännchen stehen seit wenigen Tagen vor dem „Schwarzen Kameel“in der Wiener Bognergasse, dahinter ein langer Stehtisch: Es ist die Würstelbar von Erwin Wurm – eine Kunstinstallation, die noch bis kurz nach dem Opernball steht und die an diesem frühen Abend gut gefüllt ist. Gleich daneben ist der eigentliche Winterschanigarten des Traditionslokals: drei runde Tische mit Tischtuch, Rosen, Sesseln, auch sie sind besetzt.
Dieser Tage könnte es um die Tische vor dem Lokal noch mehr Gedränge geben: Das vorfrühlingshafte Wetter lockt die Menschen hinaus an die Sonne – und bei Möglichkeit auch in die Schanigärten. Von denen entdeckt man in der Innenstadt inzwischen zumindest da und dort ein paar: Am Graben stehen einige Tische, ebenso am Judenplatz. Zum zweiten Mal konnten die Wiener Gastronomen heuer auch abseits der Märkte zwischen Dezember und März einige Tische und Sessel hinausstellen.
1 Wie viele Winterschanigärten gibt es und warum fallen viele nicht auf?
230 Gastronomen haben dieses Jahr die sogenannte kleine Winteröffnung in Anspruch genommen – vor allem in den inneren Bezirken, wie es von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) heißt. Im Vergleich zu den mehr als 3500 Schanigärten, die es im Sommer in Wien gibt, sind das zwar immer noch sehr wenige. Verglichen mit dem ersten Jahr der Winteröffnung ist das allerdings ein Plus von fast 50 Prozent. Die allermeisten der Schanigärten im Winter nehmen viele freilich kaum als solche wahr.
Bei rund 150 der Winterschanigärten handelt es sich nur um je einen Stehtisch links und rechts vom Lokaleingang – eine Variante, die nicht bewilligt, sondern nur gemeldet werden muss. Rund 70 Mal sind es Tische entlang der Hausfront. Und zehn der Winterschanigärten sind etwas größer. In den Fußgängerzonen können sie zehn Prozent der Fläche ausmachen, die das Lokal im Sommer bespielt. Obergrenze: zwölf Quadratmeter.
2 Welche Schwierigkeiten gibt es bei den Winterschanigärten?
Für die Stadt ist die Winteröffnung trotz relativ geringer Zahlen ein Erfolg – das beweise das Plus. Die Wiener Wirtschaftskammer ist kritischer. Ein Problem ist für den Gastronomieobmann Peter Dobcak, dass die Tische und Sessel bei den Winterschanigärten nicht wie im Sommer (oder auf den Märkten) draußen stehen bleiben dürfen – sondern spätestens um 23.00 Uhr komplett weggeräumt werden müssen. Der Grund dafür ist die Schneeräumung. „Die Frage ist, wohin man die Tische und Sessel dann stellt“, sagt Dobcak. „Das Lokal hat ja noch offen – und nur wenige haben solche Lagermöglichkeiten.“Auch die Neos kritisieren das Hin- und Herräumen des Mobiliars sowie die Gebührenerhöhung, die Schanigärten kaum noch profitabel mache. „Deshalb sind die Zahlen der Anmeldungen auch nach wie vor sehr gering“, sagt Wirtschaftssprecher Peter Ornig. Im Büro Hanke argumentiert man freilich, dass sich die Tarife nicht auf die Fläche ausgewirkt hätten.
3 Was halten die Gastronomen von den Winterschanigärten?
Im Cafe´ Korb hat man sich für die Minimalvariante mit zwei Stehtischen entschieden – unter anderem wegen der Kosten und wegen der Schwierigkeiten mit dem Mobiliar. „Und weil ich nicht glaube, dass das bei uns wirklich was bringt“, sagt Geschäftsführer Erich Katzenberger. Gastronom Berndt Querfeld, der sich lang für die Winteröffnung eingesetzt hat, hat für seine Cafes´ – u. a. das Landtmann – keine Winterschanigärten beantragt. Die bestehende Regelung habe für große Lokale wenig Sinn. „Für ein Cafe´ wie das Landtmann sind fünf Tischerln im Freien einfach zu wenig.“Im „Schwarzen Kameel“sind die Erfahrungen positiv. „Für ein Nichtraucherlokal ist das eine massive Entspannung“, sagt Betreiber Peter Friese. In der wenige Monate alten „Feinkosterei“am Judenplatz ist man noch am Tüfteln: In den ersten Wochen des Jahres wurden noch nicht alle erlaubten Tische hinausgestellt – was sich an diesem Wochenende ändern könnte. Und in zwei Wochen, im 1. März, beginnt ohnedies die normale Schanigartensaison.