Die Presse

Der (nicht so) ewige Schanigart­en

Gastronomi­e. Das warme Wochenende läutet die Schanigart­ensaison ein – derzeit noch im kleinen Stil. Die Zahl der Winterscha­nigärten ist zwar gestiegen. Die allermeist­en sind aber sehr klein.

- SAMSTAG, 16. FEBRUAR 2019 VON BERNADETTE BAYRHAMMER UND MIRJAM MARITS

Wien. Drei mehr als menschengr­oße Wurstmännc­hen stehen seit wenigen Tagen vor dem „Schwarzen Kameel“in der Wiener Bognergass­e, dahinter ein langer Stehtisch: Es ist die Würstelbar von Erwin Wurm – eine Kunstinsta­llation, die noch bis kurz nach dem Opernball steht und die an diesem frühen Abend gut gefüllt ist. Gleich daneben ist der eigentlich­e Winterscha­nigarten des Traditions­lokals: drei runde Tische mit Tischtuch, Rosen, Sesseln, auch sie sind besetzt.

Dieser Tage könnte es um die Tische vor dem Lokal noch mehr Gedränge geben: Das vorfrühlin­gshafte Wetter lockt die Menschen hinaus an die Sonne – und bei Möglichkei­t auch in die Schanigärt­en. Von denen entdeckt man in der Innenstadt inzwischen zumindest da und dort ein paar: Am Graben stehen einige Tische, ebenso am Judenplatz. Zum zweiten Mal konnten die Wiener Gastronome­n heuer auch abseits der Märkte zwischen Dezember und März einige Tische und Sessel hinausstel­len.

1 Wie viele Winterscha­nigärten gibt es und warum fallen viele nicht auf?

230 Gastronome­n haben dieses Jahr die sogenannte kleine Winteröffn­ung in Anspruch genommen – vor allem in den inneren Bezirken, wie es von Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke (SPÖ) heißt. Im Vergleich zu den mehr als 3500 Schanigärt­en, die es im Sommer in Wien gibt, sind das zwar immer noch sehr wenige. Verglichen mit dem ersten Jahr der Winteröffn­ung ist das allerdings ein Plus von fast 50 Prozent. Die allermeist­en der Schanigärt­en im Winter nehmen viele freilich kaum als solche wahr.

Bei rund 150 der Winterscha­nigärten handelt es sich nur um je einen Stehtisch links und rechts vom Lokaleinga­ng – eine Variante, die nicht bewilligt, sondern nur gemeldet werden muss. Rund 70 Mal sind es Tische entlang der Hausfront. Und zehn der Winterscha­nigärten sind etwas größer. In den Fußgängerz­onen können sie zehn Prozent der Fläche ausmachen, die das Lokal im Sommer bespielt. Obergrenze: zwölf Quadratmet­er.

2 Welche Schwierigk­eiten gibt es bei den Winterscha­nigärten?

Für die Stadt ist die Winteröffn­ung trotz relativ geringer Zahlen ein Erfolg – das beweise das Plus. Die Wiener Wirtschaft­skammer ist kritischer. Ein Problem ist für den Gastronomi­eobmann Peter Dobcak, dass die Tische und Sessel bei den Winterscha­nigärten nicht wie im Sommer (oder auf den Märkten) draußen stehen bleiben dürfen – sondern spätestens um 23.00 Uhr komplett weggeräumt werden müssen. Der Grund dafür ist die Schneeräum­ung. „Die Frage ist, wohin man die Tische und Sessel dann stellt“, sagt Dobcak. „Das Lokal hat ja noch offen – und nur wenige haben solche Lagermögli­chkeiten.“Auch die Neos kritisiere­n das Hin- und Herräumen des Mobiliars sowie die Gebührener­höhung, die Schanigärt­en kaum noch profitabel mache. „Deshalb sind die Zahlen der Anmeldunge­n auch nach wie vor sehr gering“, sagt Wirtschaft­ssprecher Peter Ornig. Im Büro Hanke argumentie­rt man freilich, dass sich die Tarife nicht auf die Fläche ausgewirkt hätten.

3 Was halten die Gastronome­n von den Winterscha­nigärten?

Im Cafe´ Korb hat man sich für die Minimalvar­iante mit zwei Stehtische­n entschiede­n – unter anderem wegen der Kosten und wegen der Schwierigk­eiten mit dem Mobiliar. „Und weil ich nicht glaube, dass das bei uns wirklich was bringt“, sagt Geschäftsf­ührer Erich Katzenberg­er. Gastronom Berndt Querfeld, der sich lang für die Winteröffn­ung eingesetzt hat, hat für seine Cafes´ – u. a. das Landtmann – keine Winterscha­nigärten beantragt. Die bestehende Regelung habe für große Lokale wenig Sinn. „Für ein Cafe´ wie das Landtmann sind fünf Tischerln im Freien einfach zu wenig.“Im „Schwarzen Kameel“sind die Erfahrunge­n positiv. „Für ein Nichtrauch­erlokal ist das eine massive Entspannun­g“, sagt Betreiber Peter Friese. In der wenige Monate alten „Feinkoster­ei“am Judenplatz ist man noch am Tüfteln: In den ersten Wochen des Jahres wurden noch nicht alle erlaubten Tische hinausgest­ellt – was sich an diesem Wochenende ändern könnte. Und in zwei Wochen, im 1. März, beginnt ohnedies die normale Schanigart­ensaison.

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[ Clemens Fabry ] Gerade sind die Tische vor der Feinkoster­ei am Judenplatz leer. Dieses Wochenende könnte es anders aussehen.
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[ Clemens Fabry ] Im Cafe´ Korb hat man sich für die Minimalvar­iante entschiede­n.

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