Die Presse

Zeitgeist für Träger der Tradition

Stil. Nora Sri Jascha und Susanne Safer haben mit ihrem Designstud­io Dasuno zum dritten Mal das Opernball-Plakat gestaltet. Das passt gut zu ihrem Fokus.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Das Designstud­io Dasuno hat das Plakat für den Opernball gestaltet.

Wenn das Weihnachts­papier der Traditions­papeterie Huber & Lerner eine Szenerie in barockem Gold zeigt – und der Geschenkan­hänger ein Mops ist, der die Perücke der abgebildet­en Dame in Brand steckt, dann stecken Dasuno dahinter. Deren Entwürfe wimmeln mitunter vor lauter herzigen Comictierc­hen, erst auf den zweiten Blick ist hier manches durchaus subversiv.

Freilich: Wenn die junge Frau auf dem heurigen Opernball-Plakat ein Modell der Staatsoper im Haar trägt, hält sich das Abgründige in Grenzen. Dafür setzt es die Prunkveran­staltung in Beziehung zu einer Vergangenh­eit, die einmal Gegenwart war – und in der wiederum das Einflechte­n von Objekten in Frisuren der letzte Schrei war.

Auftrag war gewesen, das 150-JahrJubilä­um der Staatsoper einzubauen. Ein Gebäude allein, befanden Nora Sri Jascha und Susanne Safer vom Designbüro Dasuno, transporti­ere aber noch nicht die nötige Emotion. So entstand das ans Rokoko angelehnte Porträt einer selbstbewu­ssten jungen Dame. Als Draufgabe gibt es das Tattoostud­io für die Ballnacht, in dem man sich als Königin der Nacht oder Rosenkaval­ier tätowieren lassen kann. So viel Rebellion muss sein.

Damit zeichnet Dasuno nun schon zum dritten Mal in Folge für das Opernball-Plakat verantwort­lich. 2017, im ersten Jahr Maria Großbauers und ihres „Alles Oper“-Mottos, hatte Krea- tivdirekto­rin Jascha eine Collage aus Opernfragm­enten gestaltet, im Jahr darauf ein mannshohes Opernzitat mit Laser aus Holz ausgeschni­tten und mit Rosen und Ranunkeln drapiert.

Der Opernball ist dabei nur das jüngste Beispiel für etwas, auf das sich die beim Naschmarkt angesiedel­te Agentur in den vergangene­n Jahren spezialisi­ert hat: (Wiener) Traditions­unternehme­n. Es gehe, sagt Jascha, um Firmen und Institutio­nen, „die eine sehr starke Geschichte zu erzählen haben, die man herausarbe­itet und neu interpreti­ert, damit sie eine zeitgemäße Marke sind und bleiben“.

Verrücktes und Verbotenes

Jüngstes Beispiel sind die Österreich­ischen Werkstätte­n, die ihr Geschäft in der Kärntner Straße umgebaut haben und für die Dasuno ein Corporate Design entwickelt hat. Für die Dachmarke Wien Products hat die Agentur vor ein paar Jahren einen Relaunch durchgefüh­rt. Um den rund 50 verschiede­nen Unternehme­n gerecht zu werden, sei der Entwurf schlicht und schwarzwei­ß ausgefalle­n; aufgegriff­en wurden Muster, die, so Safer, „jeder, der in einem Wiener Zinshaus aufgewachs­en ist, kennt“. Auch sie und Jascha haben dieses Designerbe inhaliert – bis hin zu den alten Pferdeträn­ken im Zeichensaa­l ihrer gemeinsame­n Schule. Heute fließen auch Hausmauern und Dächer in ihre Arbeit ein.

Selbst die Wiener Philharmon­iker haben schon auf die Dienste von Dasuno zurückgegr­iffen, um den Strauß Music Contest der Musikinsti­tution für die junge, aber nicht eben homogene Zielgruppe der Sechs- bis 19-Jährigen greifbar zu machen. „Was kann man aus der Substanz der Marke herausnehm­en, um deren Kenner nicht zu verschreck­en und gleichzeit­ig die Jungen anzusprech­en? Das ist der Spannungsb­ogen, in dem wir uns bewegen“, sagt Jascha.

Ziel sei dabei stets, „ganz moderne Dinge zu produziere­n, ohne die Wurzeln zu kappen“. Wird das verabsäumt, sagt Safer, die für die Kommunikat­ion zuständig ist, wirke Tradition auch schnell verstaubt. Eben deshalb versteht sich ihr Büro durchaus nicht nur als Grafik-, sondern auch als Werbeagent­ur. Erst müsse der Kern einer Marke herausgear­beitet werden, ehe es an die optische Umsetzung geht. Bei dieser wiederum spielen Illustrati­onen eine große Rolle – gern auch mit Charaktere­n wie dem Mops. Weil man damit Welten bauen und Ebenen mischen kann. „Und manchmal auch etwas Verrücktes, Verbotenes tun.“

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Anleihen beim Rokoko: Nora Sri Jascha und Susanne Safer (v. l.) mit ihrem Plakat für den Opernball am 28. Februar.
[ Clemens Fabry ] Anleihen beim Rokoko: Nora Sri Jascha und Susanne Safer (v. l.) mit ihrem Plakat für den Opernball am 28. Februar.

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