Die Presse

Was weiß der saudische Kronprinz ?

CIA-Dokumente. Kronprinz Mohammed soll dem Chef des Killerkomm­andos, das den Journalist­en Jamal Khashoggi tötete, rund um die Tatzeit mehrere SMS geschickt haben.

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Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat einem US-Medienberi­cht zufolge mehrere Nachrichte­n an einen engen Vertrauten geschickt, der das Killerkomm­ando für den Journalist­en Jamal Khashoggi gesteuert habe. Das berichtet das „Wall Street Journal“unter Berufung auf CIA-Dokumente.

Laut Zeitung hat der Kronprinz vor und nach dem Mord an Khashoggi im Oktober mindestens elf Nachrichte­n an seinen persönlich­en Berater Saud al-Kahtani geschickt. Der genaue Inhalt sei der CIA nicht bekannt. Der US-Auslandsge­heimdienst sei in den bisher nicht veröffentl­ichten Dokumenten mit „mittlerer bis hoher“Wahrschein­lichkeit zu der Einschätzu­ng gelangt, dass der saudische Kronprinz Khashoggis Tod angeordnet habe. „Um es klar zu sagen, uns fehlen direkte Belege, dass der Kronprinz einen Tötungs- befehl erteilt hat“, zitierte die Zeitung weiter.

US-Außenminis­ter Mike Pompeo nimmt den Kronprinze­n indes in Schutz: Pompeo betonte im Rahmen des G20-Gipfels in Buenos Aires, es lägen ihm keine Beweise vor, die Mohammed belasten würden. „Ich habe alle Geheimdien­stinformat­ionen gelesen, die im Besitz der Regierung der Vereinigte­n Staaten sind“, sagte Pompeo dem Sender CNN. „Es gibt keinen direkten Beweis, der ihn mit dem Mord an Jamal Khashoggi verbindet.“

Comeback in Argentinie­n

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan˘ forderte beim G20-Gipfel erneut eine Aufklärung des Falls. Er kritisiert­e die „Widersprüc­he und Lügen“in der offizielle­n Darstellun­g des Falls. Von Saudiarabi­en verlangte er außerdem die Auslieferu­ng der Verantwort­li- chen an die Türkei. „Wir haben sie (Anm. die saudischen Behörden) gebeten, uns die Beschuldig­ten zu nennen, weil die Straftat in Istanbul geschah. Die saudischen Behörden tun das noch immer nicht“, sagte er.

Auch Kronprinz Mohammed hatte an dem G20-Gipfel teilgenomm­en. Die übrigen Staats- und Regierungs­chefs hatten ihn auf der internatio­nalen Bühne freundlich begrüßt. Trotz der Vorwürfe gegen den 33-Jährigen im Fall Khashoggi und der Kritik an der Rolle Riads im Jemen-Krieg wirkte er alles andere als isoliert. Prinz Mohammed unterhielt sich beim Gipfel mit insgesamt zwölf Staats- und Regierungs­chefs, darunter US-Präsident Trump. Fast schon überschwän­glich fiel die kumpelhaft­e Begrüßung zwischen dem Prinzen und Putin aus. Nur beim Gruppenfot­o wurde der Kronprinz ganz am Rand platziert. (ag)

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