Die Machtdemonstration nach dem Tiefschlag
Tennis. Dominic Thiem spielte gegen Kei Nishikori mitunter groß auf und gewann sein letztes Gruppenmatch beim Saisonfinale klar in zwei Sätzen. „Ich wollte mein wahres Ich zeigen.“Oliver Marach greift heute nach dem Halbfinale.
Eine Schande sei der Auftritt gegen Roger Federer vor zwei Tagen gewesen, hatte Dominic Thiem erklärt, in seinem abschließenden Gruppenspiel bei den ATP Finals in London wollte er noch einmal seine wahre Tenniskunst präsentieren. Das Vorhaben gelang, Thiem besiegte Kei Nishikori, gegen den er vor drei Wochen in Wien noch eine klare Zweisatzniederlage kassiert hatte, 6:1, 6:4. Der Niederösterreicher gab das Tempo vor, die Länge seiner Schläge stimmte, der erste Aufschlag kam (71 Prozent im Feld). Die Pflicht erfüllte Thiem damit, um doch noch das Halbfinale zu erreichen, benötigte er die Schützenhilfe von Kevin Anderson (gegen Federer, nach Redaktionsschluss).
Zwei Breaks, bei denen Nishikori jeweils mit Doppelfehlern mithalf, bescherten Thiem den ersten Satz. In Durchgang zwei schlug er nach mitunter leichtfertig vergebenen Breakchancen beim Stand von 3:3 schließlich zu. „Ich wollte mein wahres Ich zeigen, für mich und für die Zuschau- er“, erklärte der 25-Jährige. „Es ist schön, in dieser Woche noch einen Sieg zu holen.“
Bemerkenswert: Thiem, dessen Halbfinaleinzug nach zwei Niederlagen nur noch theoretisch möglich schien, nutzte die Partie für eine Umstellung bei seiner Besaitung (mehr Härte, Darmsaite quer statt längs). Eine Neuerung, die der aktuellen Nummer acht der Welt 200 Weltranglistenpunkte einbrachte. Das Tennisjahr wird Thiem zum dritten Mal in Folge in den Top Ten beenden, die Saisonvorbereitung für 2019 bestreitet er erneut auf Teneriffa.
Noch im Titelrennen in London befindet sich Doppelspezialist Oliver Marach. Für den Steirer und seinen Partner, Mate Pavic,´ war die 4:6-6:7-Niederlage gegen die US- Amerikaner Mike Bryan/Jack Sock zwar ein Rückschlag im Kampf um das Semifinale. Das top gesetzte Duo aus Österreich und Kroatien gewann aber seine Auftaktpartie, heute (15 Uhr) kommt es zum Showdown mit Łukasz Kubot/ Marcelo Melo (POL/BRA).
Das große Rechnen, wie man den Aufstieg schaffen könnte, will sich Marach nicht antun. „Wir wollen nicht herumrechnen, sondern einfach das nächste Spiel gewinnen. Es wird eine schwere Aufgabe, gegen Kubot/Melo haben wir heuer noch nie gewonnen.“In Asien setzte es zuletzt zwei klare Niederlagen. Wenn er fit sei und sein Aufschlag wieder so komme wie im Auftaktmatch, seien die Chancen aber gut, meinte Marach.
Im vierten Anlauf endlich den Sprung aus der Gruppenphase ins Halbfinale zu schaffen ist nach wie vor das große Ziel des 38-Jährigen. „Aber mir ist vor allem wichtig, dass ich fit werde. Seit China plagen mich schon wieder Schulterprobleme, und ich nehme jeden Tag Schmerztabletten.“(joe)